17. November 2025 - 19.01 Uhr
RockhalNonpoint überraschen, Lacuna Coil inszenieren: Metal-Doppel in Belval
Vor der Rockhal bot sich am Sonntagabend ein ungewöhnlich lebendiges Bild: Die Fans von Lacuna Coil warteten Seite an Seite mit den Anhängern von Mumford & Sons gespannt auf den Einlass um 19 Uhr. Woran man den Unterschied erkennen konnte? Vor allem an der schwarzen Kleidung und den Metal-Shirts. Zwar waren weder die Main Hall noch der Club der Rockhal ausverkauft – Lacuna Coil spielten im Club, dem kleineren Saal –, doch aufgrund des Besucherandrangs kurz vor Konzertbeginn war es nahezu unmöglich, sich noch schnell ein Erfrischungsgetränk zu holen.
Nonpoint

Pünktlich um 20 Uhr ging es los: Die US-amerikanische Nu-Metal-Band Nonpoint betrat die Bühne. Die fünfköpfige Formation rund um Frontmann Elias Soriano existiert bereits seit 1997 und bewegt sich stilistisch zwischen Nu Metal, Alternative Metal und Crossover. Markant sind die wuchtigen Gitarrenriffs, die treibenden Basslinien und Elias Sorianos Mix aus Rap- und Scream-Vocals, der Nonpoint seit ihren Anfängen prägt.
Da die Band fast ausschließlich in den USA tourt, ist sie in Europa bislang eher ein Geheimtipp. Gegenüber dem Online-Magazin Hollywood Soapbox erklärte Soriano im April, die aktuelle EU-Tour mit Lacuna Coil sei eine große Chance, neue Fans zu erreichen. Das wichtigste Ziel der Band: beim Publikum einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Damit hat Soriano nicht zu viel versprochen: Mit Nonpoint-Klassikern wie „Breaking Skin“, „Alive and Kicking“ oder auch dem Phil-Collins-Cover „In The Air Tonight“ (2004), das 2006 im Film „Miami Vice“ erschien und ihnen eine Welle des Ruhms einbrachte, begeisterte die Band den Konzertsaal. Das Publikum sang Textzeilen mit, die es vor dem Konzert noch nicht kannte.
Spätestens zur Halbzeit des rund 45-minütigen Sets war der Name „Nonpoint“ im Saal angekommen – auch dank des großen, leuchtenden Schriftzugs, der wie eine Reklametafel über der Bühne auf dem LED-Screen prangte. Die Interaktion der Band mit dem Publikum wirkte nah und ungezwungen, die Musiker hatten Spaß – und die Zuschauerinnen und Zuschauer auch.

Lacuna Coil

Rund eine Stunde nach Showbeginn war es dann so weit: Lacuna Coil betraten die Bühne. Während Nonpoint zuvor mit einer eher schlichten, fast schon rohen Bühnenoptik ausgekommen waren, wirkte der Auftritt der Italiener deutlich verspielter. Cristina Scabbia erschien in einem roten Rüschenkleid, dazu die markante Kriegerinnen-Schminke über ihrem rechten Auge. Und auch Bassist Marco Coti Zelati zog die Blicke auf sich: Auf seinem kahlen Kopf war ein Gehirn aufgemalt, das von weiß-schwarzer Gesichtsschminke eingerahmt wurde.
Scabbia beschrieb das Konzert als „Group therapy through music“ und forderte die Leute auf, den Alltag an diesem Abend zu vergessen und mitzusingen. Musikalisch konnten Lacuna Coil überzeugen, obwohl die Stimmung beim Opener Nonpoint energiegeladener schien – was auch auf die teilweise weichen und melodiösen Lieder der Italiener zurückzuführen ist. Andrea Ferro, der zweite Leadsänger der Band, unterstützte die Live-Performance mit seinen Geschrei-Einlagen, wobei die Melodien von Scabbia deutlich den Ton angaben. Mit einem Mix aus neuen und alten Songs wie „In The Mean Time“, „Intoxicated“ oder „I Wish You Were Dead“ konnten sie die Fans zufriedenstellen.
Die Musiker wirkten phasenweise recht statisch, und auch die Interaktion mit dem Publikum blieb eher zurückhaltend. Immer wieder fragte Scabbia „Can you feel it?“ und legte dabei die Hand aufs Herz. Hinter der Band lief eine aufwändig programmierte Videoprojektion: eigene Musikvideos, animierte Sequenzen und fantasievolle Bildwelten, die den Songs eine zusätzliche Ebene gaben. An den Seiten leuchteten zwei Vogelschädel – sie zieren das Albumcover der im Februar erschienenen Platte „Sleepless Empire“.
Zwischen den Songwechseln drangen aus der Main Hall gelegentlich einzelne Klänge von Mumford & Sons in den Club hinüber – eine ungewöhnliche akustische Mischung.

De Maart

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