Noble Seite der Hauptstadt: Die Villen des Boulevard Emmanuel Servais

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Die Liste der Menschen, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts dort niederließen, liest sich wie das „Who’s Who“ der luxemburgischen Industriegeschichte. Hier konzentrierten sich Geld und Macht.

Hinter dem „Grand Théâtre“ befinden sich in ruhiger Stadtlage Immobilien, die zweifellos zu den teuersten der Hauptstadt zählen. Fielen die Herrenhäuser des Boulevard Royal fast alle der Bauwut der siebziger Jahre zum Opfer, blieb hier fast jeder Stein auf dem anderen. Eine weise Entscheidung, sind die Villen des Boulevard Emmanuel Servais ja nicht nur schön und teuer, sondern beherbergen auch einen Teil der Stadt- wenn nicht sogar Landesgeschichte.

Die Liste der Menschen, die sich dort Anfang des 20. Jahrhunderts niederließen, liest sich wie das „Who’s who“ des luxemburgischen Unternehmertums, wie z.B.: Jean-Pierre Arend, Direktor des Institut Emile Metz und der Arbed Dommeldingen zwischen 1918 und 1921; Jules Neuberg, Direktor der 1835 gegründeten Firma Neuberg; der Ingenieur Eugène Ruppert, der lange in China wohnte, wo er Generaldirektor des Hüttenwerks Hanyang (Stadt Wuhan, Ostchina) war; Robert Brasseur, Abgeordneter und Mitbegründer der „Ligue libérale“ (in seinem Haus übernachtete während des Zweiten Weltkrieges übrigens General Patton, 1946 war die englische Gesandtschaft dort untergebracht). Nummer 16 gehörte Walter Buck, „imprimeur de la Cour“, gleich daneben, die Nummer 18 war das Haus von Joseph Bach, Mitbegründer der Versicherungsgesellschaft „Le Foyer“ (in dem Haus ist nun das Finanzinstitut Rothschild untergebracht). In dem Haus von Jean-Pierre Arend, der ebenfalls diplomatischer Vertreter Japans war, befindet sich heute die Spanische Botschaft.

Es war ein homogenes Wohnviertel, dessen Bewohner politische und wirtschaftliche Interessen sowie eine liberale Gesinnung teilten. Viele von ihnen waren laut dem Stadthistoriker Robert L. Philippart auch in dem Komitee aktiv, das sich für die Errichtung der „Gëlle Fra“ einsetzte, um zu zeigen, dass Luxemburg im Ersten Weltkrieg neutral war. Der Hintergedanke war wirtschaftlicher Natur: „Sie wollten ihre Schäfchen ins Trockene bringen, im Klartext die Eisenindustrie fördern“, erklärt Philippart.

Das symbolträchtigste Gebäude der Straße ist wohl das „Meedercherslycée“, das die liberale Gesinnung der damaligen Anwohner widerspiegelt. 1926 zog das „Meedecherslycée“ in das Gebäude am Boulevard E. Servais um (der alte Teil der heutigen Schule) das vom Architekten Nicolas Petit entworfen wurde. Den Namen „Lycée Robert Schuman“ erhielt die Schule 1972.
Das Gymnasium wurde 1911 auf Initiative einer von Aline Mayrisch gegründeten Vereinigung gebaut. Aline Mayrischs Schwester Jeanne de Saint-Hubert war zuerst mit Xavier, und nach dessen Tod mit dessen Cousin, dem schon erwähnten Robert Brasseur, verheiratet. Man sieht, viele Fäden liefen hier zusammen.

Die Anfänge

Nachdem die Festung Luxemburg nach dem zweiten Londoner Vertrag von 1867 geschleift worden war, wurde viel Land zur Bebauung frei, so auch das Areal, wo sich heute u.a. das Grand Théâtre der Hauptstadt befindet. Doch lange Zeit waren sich die Stadtoberen nicht eins, was man mit dem Bauland anfangen sollte. Es war eine Ecke, die etwas abseits der Festungsmauern lag. Die Verantwortlichen der Stadt Luxemburg wollten einen Gegepol zum Areal der Gemeinde Hollerich schaffen, weg vom Dampf und Lärm der Lokomotiven des Bahnhofsviertels, erklärt Robert Philippart. Die Ideen dazu seien sehr unterschiedlicher Art gewesen, und erste Pläne habe es ab 1867 gegeben.

Angedacht wurden eine Cholerabaracke, eine Kathedrale, ein Pferdemarkt, ein Kurhotel mit 60 Zimmern und Thermalanlagen, ein Nationalmuseum, eine Handwerkerschule, eine Sekundarschule („Kolléisch“, wofür schon 1940 der Grundstein gelegt worden war) … An Ideen hat es nicht gemangelt, doch es sollte bis 1917 dauern, bis die ersten Häuser tatsächlich gebaut wurden.

Der Großunternehmer Alfred Lefèvre, Erbauer des Hotel Alfa (Vater des Künstlers Julien Lefèvre), beauftragte den Architekten Gustave Schopen mit dem Bau einiger Häuser, darunter u.a. das Haus, in dem heute die Amerikanische Botschaft (Nr. 22) untergebracht ist, die anfangs als repräsentatives Wohnhaus geplant war. Schopen entwarf auch die Häuser von Joseph Bach und Walter Buck. Die anderen Häuser wurden größtenteils von Georges Traus entworfen, der u.a. den Hollericher Schlachthof und die Escher Brill-Schule konzipiert hatte.

Architecte
17. Dezember 2018 - 16.29

Leiwen "le républicain". Mol emmer direkt jäitzen. Di ganz Strooss ass protégeiert ("secteur protégé du parc"). MbG

Le républicain
16. Dezember 2018 - 10.32

Déi ganz Stross sollt enner Denkmalschutz gesat ginn, soss geht et do ewei um Boulevard Royal....verschass bis dort hinaus...

Vert solitaire
15. Dezember 2018 - 17.00

Vlaicht wir e besser den Boulevard Emmanuel Servais nëtt zevill ze waisen. Et ass deen eenzegen "nobelen" Eck vun der Staad deen nach nëtt dem Geltungsbedürfnis vun den Politiker, respektiiv onsen megalomanen (modernen) Star-Architekten zum Affer gefall ass. D'Lait sollen onst Dornröschen an Rouh schlofen loossen, nëtt dass deen Boulevard och nach verbaut an versaut gëtt , genee wi den Boulevard Royal an aaneren (fréiher) schéinen Punkten an der Staad!