Donnerstag13. November 2025

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Forum von Guy Dockendorf„Nichts kann, nichts darf vergessen werden“ – Rede anlässlich der Feier der Befreiung des KZ Mauthausen vor 80 Jahren

Forum von Guy Dockendorf / „Nichts kann, nichts darf vergessen werden“ – Rede anlässlich der Feier der Befreiung des KZ Mauthausen vor 80 Jahren
   Foto: Armand Back

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Am vergangenen Sonntag gedachten rund 20.000 Teilnehmer*innen der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen vor 80 Jahren. Guy Dockendorf, Sekretär der „Amicale Mauthausen“ und Präsident des „Comité international de Mauthausen“, hielt auf dem Appellplatz am zentralen Denkmal eine eindringliche Rede, die wir im Folgenden veröffentlichen.

Sehr geehrte Überlebende, sehr geehrte Ehrengäste, sehr geehrte junge Menschen, sehr geehrte Freunde, Bonjour tout le monde. Simone Veil, die vor acht Jahren verstorben ist, war Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Bobrek und Bergen-Belsen. Sie schrieb: „Nichts kann ausgelöscht werden: weder die Transporte, noch die Zwangsarbeit, die Gefangenschaft, die Baracken, die Krankheit, die Kälte, der Schlafentzug, der Hunger, die Demütigungen, die Erniedrigungen, die Schläge, die Schreie … nichts kann, nichts darf vergessen werden.“

Wir sind heute hier in großer Zahl auf dem Appellplatz versammelt. Wer sind wir? Zunächst einmal sind wir die Überlebenden, die Häftlinge, die von den Nazis als Sklaven deportiert wurden. Im Winter 1944 gründeten sie hier in Mauthausen und in anderen Lagern eine geheime Widerstandsgruppe, aus der im Mai 1953 das „Comité international de Mauthausen“, kurz CIM, hervorging.

Aber „wir“ sind auch die Familien, Freunde und Sympathisanten der Überlebenden, die es als ihre Pflicht ansehen, ihren Geist und ihren Kampf weiterzutragen und ihre Erinnerung lebendig zu halten. Seit mehr als 50 Jahren nehmen Menschen aus vielen Ländern die beschwerliche Reise aus ihrer Heimat nach Mauthausen auf sich.

Vermächtnis der Überlebenden

Was uns verbindet, ist, dass wir die Gräueltaten der Nazis niemals vergessen werden. Wir haben die Pflicht, geduldig und immer wieder Toleranz, Respekt vor den Menschen, Frieden und Widerstand gegen Hass zu lehren und das Vermächtnis der Überlebenden weiterzugeben. Doch bloße Präsenz reicht in Zeiten wie diesen nicht aus. Es ist daher vor allem notwendig, all jene zu gewinnen, die die Werte des politischen Widerstands gegen den Nazi-Terror noch immer hochhalten, damit sie zu „Passeurs de mémoire“ (Vermittler der Erinnerung, Vermittler und Pädagogen) werden. Getreu dem Mauthausener Eid vom 16. Mai 1945. Dies wird wieder dringend notwendig!

Wir beobachten mit großer Sorge, wie faschistische, nationalistische, rechtsextreme und andere extremistische Bewegungen und Parteien vielerorts an Stärke gewinnen. Die liberalen Demokratien und ihre unabhängigen Justizsysteme sind bedroht. Kultur und Bildung werden ihrer Vielfalt beraubt. Wenn wir uns umschauen, im Osten wie im Westen, sehen wir, dass autoritäre Regime und Oligarchen den Druck auf unabhängige Demokratien und ihre freie Presse erhöhen. Die Macht der Tech-Oligarchen in den Vereinigten Staaten und der allgemeine Rechtsruck in den Vereinigten Staaten, wo demokratische Errungenschaften plötzlich in Frage gestellt werden, sind zutiefst beunruhigend.

Die brutale Aggression des russischen Diktators gegen die Ukraine wird von böswilligen Angriffen begleitet, die anonym in den sozialen Medien verbreitet werden. Viele Menschen fühlen sich hilflos und zweifeln an den Werten der Demokratie. Lügen, Unwahrheiten und entmenschlichende politische Rhetorik verdrängen historisches und wissenschaftliches Wissen. Sie schüren die Angst vor dem Anderen und sind der ideale Nährboden für alle Extremisten, die in einem Klima der Unsicherheit gedeihen.

Hüter der Erinnerung

Aber wie kann die Erinnerung an diese schreckliche Vergangenheit weitergegeben werden? Wer kann diese ernste Warnung artikulieren? Sie können das! Sehen Sie sich um, Tausende haben sich heute hier versammelt! Es liegt an uns allen. Und sehen Sie, wie viele junge Menschen heute hier sind – und jedes Jahr werden es mehr! Die jungen Menschen von heute sind zu „Passeurs de mémoire“ (Hüter der Erinnerung) geworden! Junge Menschen organisieren diese Erinnerungsarbeit auf ihre ganz eigene Weise. Sie sind motiviert, enthusiastisch, stellen Fragen in ihren Familien, informieren sich durch wissenschaftliche Berichte und haben vor allem den großen Vorteil, dass sie die Sprache ihrer Altersgenossen sprechen und ihr Wissen sehr gut in den sozialen Medien teilen können.

Lassen wir uns daher in diesen gefährlichen Zeiten vom Eid von Mauthausen leiten: „Wir wenden uns an die ganze Welt und rufen: Helfen Sie uns bei dieser Arbeit! Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die Freiheit!“

Guy Dockendorf (r.) ist seit 1987 Sekretär der „Amicale Mauthausen“ und seit 2014 Präsident des „Comité international de Mauthausen“
Guy Dockendorf (r.) ist seit 1987 Sekretär der „Amicale Mauthausen“ und seit 2014 Präsident des „Comité international de Mauthausen“ Foto: Editpress/Hervé Montaigu
Hottua Robert
17. Mai 2025 - 22.12

Guten Tag Herr DOCKENDORF,
die Hütung der Erinnerung muß tabulos alle (wissenschaftlich) eruierten Aspekte der HITLER-BINDING-HOCHE Epoche umfassen. Dazu gehört auch die Einbettung der Naziideologie in die nationalen und internationalen Beziehungen der luxemburgischen rechtsextremen "Rechtspartei" und ihres Umfeldes. Im selben Jahr in dem Herr BECH 1937 die Maulkorbaffäre abwickelte gründete Herr Wickliffe DRAPER den rassistischen "PIONEER Fund" in den USA. Daraus ist heute die "HERITAGE Foundation" geworden. Ihr Emblem ist die im Internet abgebildete "rassenhygienische Glockenkurve". Das Ziel der HERITAGE-Trumpisten: Rassenverbesserung. Der Wissenschaftsjournalist Claus Peter SESIN beschreibt diese amerikanischen langlebigen Bestrebungen gut verständlich und für mich augen- und geistöffnend in seinem Artikel "Sind Weiße klüger als Schwarze?" - Von GALTON zu SARRAZIN, in der Zeitschrift GEO Ausgabe 8 / 1996. Der "Spiegel-Artikel von Herrn Christian STÖCKER: "Intelligenzmessung - Rückkehr der Rassenlehre" vom 4. Mai 2005 behandelt dieses Thema ebenfalls. MfG, Robert Hottua

Grober J-P.
17. Mai 2025 - 16.54

Es gibt ja Leute die den Holocaust und andere Gräuel als Fliegenschiss abtun. Frage mich immer wer denen ins Gehirn…… oder ist da was anderes?