Kurz zuvor waren bereits zwei Wasserleichen am Traumstrand Illetes auf der Nachbarinsel Formentera aus dem Meer gezogen worden. Auch in diesem Fall handelte es sich vermutlich um Flüchtlinge, die im Meer ertranken. Die Polizei schließt nicht aus, dass zwischen den drei Todesfällen ein Zusammenhang besteht. Möglicherweise saßen alle drei Opfer zusammen in einem Flüchtlingskahn, der bei Wind und Wellen in Seenot geriet.
Immer wieder erleiden Migrantenschiffe, die Mallorca oder die benachbarten Baleareninseln Ibiza, Menorca und Formentera erreichen wollen, auf hoher See Schiffbruch. Hilfsorganisationen schätzen, dass 2024 Hunderte von Migranten vor Mallorca ertranken. Zuverlässige Zahlen gibt es nicht, da viele Opfer im Mittelmeer spurlos verschwinden. Manchmal finden die Retter im Meer dann nur einen leeren Flüchtlingskahn, wie es gerade auf Formentera geschehen ist. Die Insassen fielen vermutlich bei schwerer See über Bord.
Bei den Inselbehörden und beim Roten Kreuz melden sich immer wieder verzweifelte Familienangehörige, die auf der Suche nach vermissten afrikanischen Flüchtlingen sind. So wurde zum Beispiel gerade der Fall eines 26 Jahre alten Algeriers namens Zoubir A. bekannt. Zoubir war zusammen mit Freunden in der algerischen Küstenstadt Tipasa in einem Boot losgefahren – aber er ist nie auf spanischem Boden angekommen.
Das Schicksal des jungen Mannes ist kein Einzelfall. Die Zahl der Todesopfer zwischen Nordafrika und Mallorca wächst im Einklang mit der immer größeren Menge von Flüchtlingen, die auf den balearischen Urlaubsinsel ankommen. Im vergangenen Jahr wurden auf den Baleareninseln 350 Boote gezählt – so viel wie noch nie. „Jeden Tag ein Elendskahn“, titelten Inselzeitungen.
Insgesamt registrierten die Inselbehörden 2024 nahezu 6.000 Boatpeople. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. „Die Balearischen Inseln sind am Limit“, sagt Inselpräsidentin Marga Prohens und verlangt von der spanischen Regierung mehr Unterstützung.
„Migranten-Taxis“ zwischen Nordafrika und Mallorca
Prohens fürchtet, dass den balearischen Urlaubsinseln eine humanitäre Krise drohen könnte wie den Kanaren im Atlantik. Dort sind die Aufnahmelager überfüllt und die sozialen Spannungen wachsen. Auf den Kanaren wurden 2024 insgesamt 47.000 Flüchtlinge und Migranten gezählt – 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Mallorca und die Nachbarinseln sind inzwischen nach den Kanaren Spaniens zweitwichtigster Migrationsbrennpunkt.
Wie die Polizei berichtet, setzen die Menschenschmuggler auf dem Mittelmeer immer öfter Schnellboote ein. Diese sind mit bis zu 200 PS starken Motoren ausgestattet und können die 300 Kilometer lange Strecke zwischen Algerien und Mallorca in einem halben Tag zurücklegen. Die Ermittler sprechen bereits von „Migranten-Taxis“, die zwischen Nordafrika und Mallorca pendeln. Bisher wurden diese Speedboote vor allem für Drogentransporte benutzt.
Viele der auf Mallorca ankommenden Migranten stammen aus Algerien. Aber es sitzen zunehmend Menschen aus den Kriegs- und Krisenländern unterhalb der Sahara in den Elendskähnen. Die meisten algerischen Ankommenden dürfen wenig später aufs spanische Festland weiterreisen, weil Algerien eine Rücknahme ablehnt. Viele Algerier versuchen dann, sich nach Frankreich durchzuschlagen, wo sie Freunde oder Familie haben. Algerien war bis 1962 eine französische Kolonie.
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können