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Bulgariens Gas-KehrtwendeNeue Übergangsregierung will wieder mit der russischen Gazprom verhandeln

Bulgariens Gas-Kehrtwende / Neue Übergangsregierung will wieder mit der russischen Gazprom verhandeln
Gasstation in Bulgarien: Die Reformpläne stehen auf der Kippe Foto: AFP/Nikolay Doychinov

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Erst seit Monatsbeginn ist Bulgariens neue Übergangsregierung im Amt. Doch in Sofia mehren sich bereits jetzt die Sorgen prowestlicher Politiker vor einer energiepolitischen Rolle zurück in die Arme der russischen Gazprom.

Sucht das im April vom russischen Gaslieferstopp getroffene Bulgarien die Wiederannäherung an die Gazprom? Erneut rufen prowestliche Bürgerrechtsgruppen und Parteien am Mittwoch zu Protesten vor dem Regierungssitz in Sofia gegen die befürchtete Kehrtwende auf. Ihr Vorwurf: Die von Präsident Rumen Radew zu Monatsbeginn eingesetzte Übergangsregierung von Interimspremier Galab Donew wolle Bulgarien erneut an den russischen Erdgastropf anschließen – und abhängig machen.

„Wir lassen uns nicht erpressen“, hatte der damalige prowestliche Premier Kiril Petkow (PP) im Frühjahr auf den russischen Gaslieferstopp reagiert – und die von Moskau geforderte Bezahlung in Rubel resolut abgelehnt. Mit den USA verständigte er sich hernach über die günstige Lieferung von Flüssiggas, mit Aserbaidschan über Gaslieferungen via Griechenland sowie mit Athen über die beschleunigte Fertigstellung der Erdgasverbindungsleitung beider Staaten.

Doch im Juni stolperte der Chef einer wenig homogenen Vierparteienkoalition nach einem halben Jahr vorzeitig über ein Misstrauensvotum – und aus dem Amt. Die erst seit zwei Wochen amtierende Übergangsregierung, die die erneuten Neuwahlen am 2. Oktober vorbereiten soll, tauscht nicht nur in den Behörden konsequent die Gefolgsleute des gescheiterten Reformpremiers aus. Auch alle von Petkow vereinbarten Gas-Deals werden von Sofias neuen Interim-Machthabern überprüft – und stehen auf der Kippe.

Zurück in „alte Abhängigkeiten“?

Für das von ihm ausgemachte „Chaos“ auf dem Energiemarkt macht Neu-Premier Donew die Vorgängerregierung verantwortlich. Alle möglichen Gasbezugsquellen würden „auf dem Tisch“ liegen, „einschließlich Gazprom“, schließt derweil Interims-Energieminister Rosen Hristow neue Verhandlungen mit dem russischen Erdgasgiganten keineswegs mehr aus. Weniger die auf dem Markt verfügbaren Liefermengen als deren Preis sei das Problem: „Wenn wir fünfmal mehr bezahlen, haben wir so viel Gas, wie wir wollen. Aber wir benötigen Gas, das die Leute bezahlen können.“

Der frühere Energieminister Alexander Nikolow argwöhnt hingegen mit Blick auf die im Juli fertiggestellte, aber von Sofia noch stets nicht zugelassene Erdgasverbindungsleitung nach Griechenland, dass das Interimskabinett bewusst die Vereinbarungen der Vorgängerregierung „sabotiere“, um das Land erneut von russischen Gaslieferungen abhängig zu machen. Wenn der sogenannte „Connector“ nicht rechtzeitig in Betrieb genommen werde, drohe Bulgarien gegenüber seinen Partnern in Aserbaidschan und Griechenland in eine „schwierige Lage“ zu geraten: Dann dürfte Russland als „der große Retter aus dem Nordosten“ zum Zuge kommen.

Wenn die neue Gasverbindung nicht bis September in Betrieb genommen werde, müsse von einer „Verspätung mit Absicht“ gesprochen werden, so Ex-Premier Petkow. Ganz Europa sei auf der Suche nach alternativen Bezugsquellen, aber Bulgarien mache sich daran, sich in alte „Abhängigkeiten“ zu begeben, ärgerte sich der frühere Parlamentarier Martin Dimitrow von der prowestlichen DB. Gazprom sei nicht nur ein Gaslieferant, sondern auch „die geopolitische Waffe Russlands“, warnt DB-Chef Hristo Iwanow.

Kaum beeindruckt von den Protesten zeigt sich indes Interims-Energieminister Hristow. In der nächsten Woche hofft er eine Analyse von Bulgariens Gasbedarf für den Winter und des von der heimischen Industrie bezahlbaren Preises vorzulegen: „Und dann werden wir endgültig entscheiden, über welche Mengen wir mit Gazprom zu verhandeln haben.“

LeCze
17. August 2022 - 16.41

Die Russenfeinde können ja dann das Gas in Bulgarien bestellen. Sonst wird der Winter sehr kalt sein und immer teurer.