Mittwoch22. Oktober 2025

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Exit-StrategieNeue Tests sollen Infizierte ohne Symptome ausfindig machen 

Exit-Strategie / Neue Tests sollen Infizierte ohne Symptome ausfindig machen 
Auch die neuen Tests bieten laut Gesundheitsministerin Paulette Lenert keine hundertprozentige Sicherheit Foto: Editpress/Julien Garroy

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Luxemburg will zurück zur Normalität. Doch auf diesem Weg spielt die Forschung eine zentrale Rolle. Massentests sollen die Entscheidungen der Regierung zur Wiedereröffnung begleiten. Das kündigten Gesundheitsministerin Paulette Lenert und der Minister für Forschung und Bildung Claude Meisch am Dienstagmorgen auf einer Pressekonferenz an.

„Ab dem 19. Mai werden wir in der Lage sein, 20.000 Menschen pro Tag zu testen“, sagt Prof. Dr. Ulf Nehrbass, der Direktor des Luxembourg Institute of Health (LIH), auf einer Pressekonferenz mit Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und dem Minister für Forschung und Bildung Claude Meisch (DP) am Dienstag. Nehrbass repräsentiert die sogenannte Taskforce. Bei einer Exit-Strategie habe man die schwierige Abwägung zwischen der öffentlichen Gesundheit auf der einen Seite und jener der ökonomischen und gesellschaftlichen Interessen andererseits, so der Professor. Durch die überschaubare Bevölkerungszahl in Luxemburg und die nun gesteigerten Testkapazitäten erübrige sich diese Abwägung.

Seit letzter Woche steht nun ein neuer PCR-Test zur Verfügung, dem Luxemburg als erstes europäisches Land eine Genehmigung erteilt hat. Diese neuen Cluster-Prävalenz-Tests sollen nun zeigen, wie verbreitet das Coronavirus in einzelnen Bevölkerungsgruppen ist. Beispielsweise wurden solche Tests bei Personen aus dem Bausektor durchgeführt. Die Resultate davon werden demnächst erwartet. Es sei „eine große Herausforderung fürs Luxembourg Institute of Health“, sagt Gesundheitsministerin Paulette Lenert.

Die Cluster-Prävalenz-Tests werden von der Covid-19-Taskforce durchgeführt, sagte Bildungsminister Claude Meisch. Man könne die ganze Bevölkerung Luxemburgs so in einem Monat testen. Bis zu 20.000 Tests sollen am Tag durchgeführt werden können. Der Einkauf der Tests wurde aus dem Budget der Hochschulbildung finanziert und hat mehr als 40 Millionen Euro gekostet. Die Tests seien eine „wichtige Voraussetzung für eine weitere Öffnung der nationalen Ausgangssperre“, so Meisch. Man wolle nun schrittweise zurück in die Normalität, aber in aller Sicherheit.

Mit den neuen Tests sollen die asymptomatischen Coronainfizierten ausfindig gemacht und isoliert werden. Ansonsten könnte relativ schnell ein sehr dynamisches Ansteckungsgeschehen zurückkommen

Prof. Dr. Ulf Nehrbass,, Direktor des Luxembourg Institute of Health (LIH)

Für Nehrbass sind die asymptomatischen Personen ein Hindernis bei der Exit-Strategie. Das sind jene Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben und keine Symptome zeigen. Nehrbass geht von einer Ziffer zwischen 0,2 bis 2 Prozent der Bevölkerung aus. „Mit den neuen Tests sollen diese Personen ausfindig gemacht und isoliert werden. Ansonsten könnte relativ schnell ein sehr dynamisches Ansteckungsgeschehen zurückkommen“, so der Professor. „Das wäre dann die zweite Welle.“

Zuerst Schüler und Lehrer

Deshalb teile man nun die Bevölkerung in sogenannte Kontingente ein. Diese würden dann auf die Präsenz des Virus getestet werden. Seien die Zahlen niedrig, können die getesteten Berufsgruppen ebenfalls wieder die Arbeit aufnehmen. In einer ersten Phase werden nun sowohl Lehrer als auch Schüler der Abschlussklassen auf freiwilliger Basis getestet. Für sie wurden für 4,7 Millionen Euro 150.000 Tests gekauft. Nehrbass und Meisch riefen bei der Pressekonferenz die Schüler und Lehrer, die nun eine Einladung zu den Tests erhalten, auf, so zahlreich wie möglich bei der Studie mitzumachen. Es sei zudem sinnvoll, wenn sich die Grenzgänger ebenfalls testen ließen, sagt Nehrbass.

Für Lenert sind die neuen Tests ein Mittel von vielen. Eine hundertprozentige Sicherheit könne es auch damit nicht geben. Das Tracing werde nach dem gleichen Modell gemacht wie am Anfang der Pandemie, so die Gesundheitsministerin. Es werde von der „Inspection sanitaire“ durchgeführt, bei der nun im Rahmen der Exit-Strategie 25 Personen aktiv seien. „Das sind nicht nur Leute aus unserem Hausservice, sondern auch Angestellte, die wir über befristete Verträge (CDD) rekrutiert haben. Wir sind dabei, die Leitlinien aufzustellen, um diese Dienstleistung hochzufahren, wenn das mehr beansprucht werden sollte. Die Leute kriegen eine Grundausbildung, um das tun zu können.“

Wird jemand positiv getestet, bekommt das Gesundheitsministerium die Information direkt aus den Laboren. Diese sind dazu verpflichtet, die positiven Fälle zu melden. „Dann werden die Leute von der ‚Inspection sanitaire‘ kontaktiert“, so Lenert. „Dort wird durchgespielt, mit wem der Infizierte in den vorherigen zwei Wochen Kontakt hatte. Anhand dieser Informationen werden die Leute angerufen, die mit dem Infizierten in Kontakt waren. Und auch diese Leute könnte man gegebenenfalls isolieren. Der Direktor des Gesundheitswesens stellt eine Verordnung auf, die mit einem Krankenschein gleichzusetzen ist. Der Infizierte kommt 14 Tage in Isolation und darf nach dieser Zeit 48 Stunden lang keine Symptome aufweisen. Bei einem engen Kontakt ist eine siebentägige Quarantäne vorgesehen. Die kann aufgehoben werden, wenn die Person sich ab dem 5. Tag einem Test stellt und dieser negativ ist. Wenn sie den Test nicht machen will, gilt auch hier die 14-Tages-Regel.“

Neu bei den nun vorgestellten Tests sei die Tatsache, dass sie sensibel genug seien, um asymptomatisch positive Personen zu identifizieren, sagt Professor Nehrbass. „Das war vorher nicht der Fall.“ Durch die gesteigerte Zahl an Drive-in-Teststationen auf 17 sei das Durchführen einer großen Anzahl von Tests machbar geworden.

Eine logistische Herausforderung

Bei der Con-Vince Studie, an der bislang 1.818 Personen über einen längeren Zeitraum teilnehmen, könne man voraussichtlich Ende der Woche ein erstes Zwischenresultat verkünden, so Lenert. Nehrbass fügt hinzu: „Wir haben alle Studienteilnehmer, die wir uns gewünscht haben, das ging relativ flott. Wir haben die Gesamtkohorte von 1.580, das ist bereits geschehen. Wir wissen, dass bei einer Bevölkerungsgruppe eine Unterrepräsentation besteht, deshalb wurden jetzt noch einige Leute eingeladen. Die Studie ist komplett so unterwegs wie geplant.“

Während der nächsten Phase der Aufhebung des Ausnahmezustands will die Regierung nun enger mit der Forschung zusammenarbeiten, sowohl beim Monitoring als auch bei der Interpretation der in den Tests gesammelten Daten

Paulette Lenert, Gesundheitsministerin

Für Nehrbass ist klar, dass die Aufstellung der großflächigen Tests eine logistische Herausforderung ist. Deshalb sei man dabei, private Partner unter Vertrag zu nehmen, die das durchführen können. Diese Partner stellen ebenfalls Arbeitskräfte zur Verfügung. Dazu gehöre auch medizinisch geschultes Personal, das für die Probenentnahme benötigt werde.

„Während der nächsten Phase der Aufhebung des Ausnahmezustands will die Regierung nun enger mit der Forschung zusammenarbeiten, sowohl beim Monitoring als auch bei der Interpretation der in den Tests gesammelten Daten“, so Lenert. Durch eine ganze Reihe an Forschungsprojekten wolle man erfahren, wie weit verbreitet das Virus in der Bevölkerung ist.

Am Anfang habe man reaktiv getestet, also nur dann, wenn Symptome aufgetreten sind. Bis zu 1.000 solcher reaktiven Tests seien pro Tag möglich. Für proaktives Testen habe man anfänglich nicht ausreichend Material gehabt. Nun aber erlauben die Reserven, das Personal in Kranken- und Pflegehäusern sowie Altenheimen systematisch zu testen, erklärt die Gesundheitsministerin.

mike
29. April 2020 - 17.28

jedes Jahr sterben in Luxemburg+- 1250 Personen an Krebs .....+- 220 an Lungenkrebs ,aber der Staat isoliert nicht den Verkauf von Zigaretten...nein er unterstützt ihn !

A. Wallendorf
29. April 2020 - 12.00

Super! Daat mecht Sënn. Elo negativ an vléicht an 2 Stonnen positiv.
:-(

Gales
29. April 2020 - 9.53

Do war dach schon eng Testcampagne iwer e representatven Echantillon vun der Populatioun, mat dem selwechte But: erausfannen, wifill Leit ouni Symptomer infizeiert sin?

Irma
29. April 2020 - 1.52

Na dann. Wenn dann ein paar Leute die das Virus immer in sich tragen ohne krank zu sein, werden sie wohl in einen Container auf eine Moselinsel eingesperrt werden, wie Typhoid Mary.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Mallon