In den letzten Jahren ist ein deutlicher Wandel im Management öffentlicher Institutionen zu beobachten. Der Einfluss neoliberaler Denkweisen und Methoden auf den öffentlichen Dienst hat nicht nur die organisatorischen Strukturen verändert, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeitskultur und die Qualität der Entscheidungsfindung. Ein zentraler Aspekt dabei ist die zunehmende Subjektivierung von Personalentscheidungen, die anstelle von objektiven Kriterien wie Dienstalter oder Dienstgrad zunehmend von persönlicher Passung und Loyalität abhängen.
Vom Dienstgrad zur Subjektivität
Traditionell orientierten sich Beförderungen und Personalentscheidungen im öffentlichen Dienst an klar definierten Kriterien wie Qualifikation, Erfahrung und Dienstzeit. Diese Praxis schuf eine transparente und nachvollziehbare Grundlage für die Karriereentwicklung. Doch unter dem Einfluss neoliberaler Managementmethoden sind diese Prinzipien immer häufiger zugunsten einer subjektiven Bewertung durch die Führungsebene in den Hintergrund gerückt.
Das Motto „Derjenige, der dem Chef am besten passt, bekommt den Job“ beschreibt eine Realität, die nicht nur leistungsstarke, sondern vor allem auch kritische Mitarbeiter benachteiligt. Mitarbeiter, die unbequem sind, Kritik äußern oder Missstände aufzeigen, werden oft systematisch übergangen – oder schlimmer noch: kaltgestellt. Diese Dynamik begünstigt eine Kultur der Anpassung und Konformität, in der Eigeninitiative und kritisches Denken zunehmend verschwinden.
Die Folgen der Kritiklosigkeit
Eine Organisation, die Kritik nicht nur ignoriert, sondern aktiv unterdrückt, verliert ihre Fähigkeit zur Selbstkorrektur. Entscheidungen, die nicht mehr hinterfragt werden dürfen, verfestigen ineffiziente oder gar schädliche Strukturen. Das Resultat ist eine schleichende Erosion von Qualität und Innovationsfähigkeit. Im öffentlichen Dienst, wo Entscheidungen weitreichende gesellschaftliche Konsequenzen haben, sind diese Nebenwirkungen besonders gravierend.
Ein Beispiel: Wenn Mitarbeiter sich nicht mehr trauen, Schwächen in Prozessen oder Planungen anzusprechen, werden Fehler oft erst spät – oder gar nicht – erkannt. Diese „Kultur des Wegsehens“ führt dazu, dass Missstände systematisch ignoriert werden. Was nicht sein darf, kann nicht sein – dieser Leitsatz beschreibt die Situation treffend.
Neoliberale Effizienz auf Kosten des Gemeinwohls
Die neoliberale Prägung der Managementmethoden hat ein Primat der Effizienz und Zielorientierung eingeführt, das kurzfristige Ergebnisse über langfristige Stabilität und Gerechtigkeit stellt. Hierbei wird häufig übersehen, dass die eigentliche Stärke des öffentlichen Dienstes in seiner Verlässlichkeit und seiner Orientierung am Gemeinwohl liegt.
Indem jedoch Hierarchien umgangen und Personalentscheidungen willkürlich getroffen werden, geht das Vertrauen der Mitarbeiter in das System verloren. Langfristig schadet dies nicht nur der Motivation und Leistungsfähigkeit der Belegschaft, sondern auch der Qualität der Dienstleistungen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Die notwendige Rückkehr zur Sachlichkeit
Der öffentliche Dienst darf nicht den Fehler machen, blind neoliberale Managementmethoden zu übernehmen, die in der Privatwirtschaft oft zu fragwürdigen Ergebnissen führen. Stattdessen muss er sich seiner eigenen Werte und Prinzipien besinnen: Transparenz, Fairness und die Förderung von Diversität und kritischem Denken.
Es braucht einen systematischen Wandel, der klare Kriterien für Beförderungen und Personalentscheidungen etabliert, Kritik als Chance begreift und Führungskräfte dazu ermutigt, Verantwortung zu übernehmen. Nur so kann der öffentliche Dienst seine Rolle als Garant für gesellschaftliche Stabilität und Gerechtigkeit erfüllen – und das Vertrauen seiner Mitarbeiter und der Öffentlichkeit zurückgewinnen.
De Maart
Überaus interessante Analyse, welche die bittere Realität passgenau darstellt. So manchen "modernen" Manager*innen, welche zudem häufig über absolut überschaubare Managementqualitäten verfügen, geht es keineswegs um das Allgemeinwohl noch um die Interessen der von ihnen geleiteten Abteilungen respektive Betriebe, sondern ausschliesslich um kurzfristige persönliche Interessen und Günstlingswirtschaft. Den dadurch entstandenen Schaden tragen die Allgemeinheit sowie die betroffenen Arbeitnehmer*innen!
Viele betroffene Betriebe funktionieren trotz dieser Widrigkeiten noch einigermassen gut, dank überaus engagierter und kompetenter Arbeitnehmer*innen an der Basis, welche sich im Gegensatz zum Management mit ihrem Job identifizieren!
Die Forderungen des Autors kann ich demzufolge absolut teilen!
Bildung,Sicherheit und Gesundheit gehören nicht privatisiert. Musk und Trump brauchen keine Krankenversicherung,ihre Wähler schon.