Montag10. November 2025

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AUKUS-AllianzNach Neuseeland liebäugelt auch Kanada mit dem Dreierpakt im Indopazifik

AUKUS-Allianz / Nach Neuseeland liebäugelt auch Kanada mit dem Dreierpakt im Indopazifik
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau, hier zu Besuch bei seinem britischen Amtskollegen Rishi Sunak (r.), ist nicht an nuklear betriebenen U-Booten interessiert, seine Regierung jedoch an einer Zusammenarbeit mit der AUKUS-Allianz Foto: Jeff J Mitchell/Pool/AFP

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Das Sicherheitsbündnis zwischen Australien, Großbritannien und den USA könnte wachsen: Nach Neuseeland zeigt sich auch Kanada „sehr interessiert“ daran, enger mit den AUKUS-Partnern zusammenzuarbeiten. Auch Japan und Südkorea stehen in den Startlöchern. Im Indopazifik werden die Weichen damit immer eindeutiger gestellt.

Als Australien, Großbritannien und die USA im September 2021 ihren AUKUS-Sicherheitspakt öffentlich machten, fühlte sich in Kanada so mancher, als wäre er als Einziger nicht zur Party eingeladen worden. „Der Ausschluss Kanadas aus dem Sicherheitspakt AUKUS offenbart eine verfehlte nationale Verteidigungspolitik“, wetterte Paul Mitchell vom Canadian Forces College beispielsweise.

Schuld daran sei die kanadische Verteidigungsstrategie des „feuersicheren Hauses“. „Wenn Sie davon überzeugt sind, dass Sie in einer bewachten Wohnanlage leben, verschwindet der Druck, in Alarmanlagen für Ihr Zuhause zu investieren“, schrieb Mitchell in einem Stück für die kanadische Ausgabe von The Conversation. Andere sprachen von einer Art Brüskierung für das Land und Premierminister Justin Trudeau musste sich harsche Kritik gefallen lassen.

Kanada: Kein Interesse an Atom-U-Booten

Mit dem AUKUS-Abkommen – AUKUS setzt sich dabei aus den Buchstaben der drei Partnerländer Australien, UK (Großbritannien) und USA zusammen – wollen die drei bisherigen Unterzeichnerstaaten ihre Position und Präsenz im Indopazifik stärken. Laut US-Präsident Joe Biden soll die Partnerschaft zur Abschreckung dienen und damit die Stabilität in der Region fördern. Dabei geht es vor allem um den Aufstieg Chinas und die Drohgebärden des Landes gegenüber Taiwan. Australien wird im Rahmen des Abkommens Atom-U-Boote erhalten, die über einen nuklearen Antrieb verfügen, aber keine Atomwaffen tragen werden. Zunächst waren es jene U-Boote, die für Kanada wie auch für Neuseeland ein rotes Tuch waren. „Dies ist ein Deal für Atom-U-Boote, für die Kanada derzeit oder in absehbarer Zeit nicht auf dem Markt ist. Australien ist es“, sagte der kanadische Premier Trudeau damals gegenüber Reportern.

An nuklear betriebenen U-Booten ist Kanada nach wie vor nicht interessiert. Dafür drängt es nun aber in den zweiten Strang des Abkommens, wie die kanadische Tageszeitung The Globe and Mail am Montag berichtete. Dabei geht es um den Austausch wertvoller Informationen und Technologien, wie etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Cybersicherheit. Kanadas Verteidigungsministerin Anita Anand bestätigte gegenüber Reportern, dass „Kanada sehr interessiert daran ist, die Zusammenarbeit in den Bereichen KI und Quantencomputern sowie bei anderen fortschrittlichen Technologien in Bezug auf Verteidigung mit unseren engsten Verbündeten zu fördern“.

Kooperation in der „Five Eyes“-Partnerschaft

Ob das nordamerikanische Land jedoch bereits einen formellen Antrag auf Teilnahme an dem Abkommen gestellt hat, ist noch unklar. Zuvor hatte auch Neuseeland Interesse an einer Teilnahme an dem bisher trilateralen Bündnis zum Ausdruck gebracht. Anand verwies auf eine bereits bestehende Zusammenarbeit, die die Länder – inklusive Kanada und Neuseeland – bereits zusammenschweißt: Die sogenannte „Five Eyes“-Partnerschaft, in der die Geheimdienste von Australien, Neuseeland, Kanada, Großbritannien und den USA zusammenarbeiten und sich austauschen.

Dass die Kanadier jedoch bereits seit Längerem damit hadern, nicht im Pakt mit aufgenommen worden zu sein, zeigt auch ein Seminar, das das Centre for International Policy Studies in Ottawa einst zum ersten Jahrestag des AUKUS-Pakts veranstaltete. In dessen Ankündigung wurde die kanadische Reaktion auf das Abkommen folgendermaßen beschrieben: „Und hier in Kanada waren die Gefühle gemischt: ein glückliches Desinteresse an Atom-U-Booten, gepaart mit einer gewissen Angst, etwas zu verpassen.“

Kanada will mit KI-Expertise punkten

Nicht bei AUKUS 1.0 dabei gewesen zu sein, das sei kein Problem für Kanada, schrieb Thomas Juneau, außerordentlicher Professor an der Graduate School of Public and International Affairs an der University of Ottawa, auf Twitter. Schließlich seien Atom-U-Boote keine Option für das Land. „Aber ja, Kanada sollte sich einigen AUKUS 2.0-Arbeitsgruppen zu aufstrebenden/disruptiven Technologien anschließen“, erklärte der Politikexperte. In einem weiteren Post, in dem der Wissenschaftler auch auf einen Artikel im Guardian verwies, schrieb er, dass die Tür für eine Beteiligung Kanadas nicht geschlossen sei. Kanada müsse aber zeigen, was es beisteuern könne. Im Interview mit der britischen Zeitung warb er dann für Kanadas Expertise in den Bereichen Künstliche Intelligenz sowie Fernmelde- und Elektronische Aufklärung.

Kanada ist jedoch bei Weitem nicht das einzige Land, das mit dem Dreierpakt liebäugelt. Neuseeland, das streng anti-nuklear ist, hat Interesse an einer Zusammenarbeit im zweiten Strang des AUKUS-Bündnisses geäußert und auch die Namen Japan und Südkorea als neue Bündnispartner sind bereits gefallen. Sollte der bisherige Dreierpakt sich deutlich ausweiten, so würde dies die Weichen im Indopazifik nochmals eindeutiger stellen als bisher.