Mittwoch5. November 2025

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ConternNach Mobbingvorwürfen und Pressemitteilungen: In der Gemeinde soll wieder Ruhe einkehren

Contern / Nach Mobbingvorwürfen und Pressemitteilungen: In der Gemeinde soll wieder Ruhe einkehren
Nach monatelanger Schlammschlacht soll endlich wieder Ruhe einkehren Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Mobbingvorwürfe, Entlassungen und eine interne Untersuchung – in Contern hing lange Zeit der Gemeindesegen schief. Nach der ersten Richtigstellung der Mitarbeiter des Gemeindeateliers folgte der zweite Brief: 18 Gemeindebeamte aus der Verwaltung meldeten sich per Pressemitteilung zu Wort. Das Tageblatt verschafft einen Überblick über die Geschehnisse.

Wird in der Gemeinde Contern endlich wieder Ruhe einkehren? Nach turbulenten Monaten sehnen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Conterner Gemeinde nach ruhigeren Zeiten. Mitte September vergangenen Jahres kam es erstmals zu Vorwürfen gegenüber der Verwaltung. Die Oppositionsparteien DP und „déi gréng“ und die Gewerkschaften OGBL und FGFC kritisierten das „toxische Arbeitsklima“ im Gemeindegebäude. In seiner Pressemitteilung teilte der OGBL damals mit, er sei von seiner Personaldelegation über die Arbeitsumstände informiert worden. Demnach würden Frustration, Gesundheitsprobleme und eine hohe Mitarbeiterfluktuation zum Gemeindealltag gehören. Der Schöffenrat, vor allem aber Bürgermeisterin Marion Zovilé-Braquet (CSV), gerieten wegen „mangelnder Unterstützung durch Vorgesetzte“ in Bedrängnis. Das Luxemburger Wort berichtete im vergangenen Oktober sogar von diskreditierenden Äußerungen der Bürgermeisterin bezüglich einiger Mitarbeiter der Gemeinde: „Dee ka säin Numm emol net schreiwen“, soll es während eines Restaurantbesuchs in Anwesenheit anderer Lokalpolitiker geheißen haben. Zovilé-Braquet äußerte sich damals gegenüber dem Luxemburger Wort nicht zu den Vorwürfen. Am 20. März meldeten sich – nach einer ersten Richtigstellung der Mitarbeiter des Gemeindeateliers und unzählige Schuldzuweisungen später – 18 Gemeindebeamte aus der Verwaltung in einem öffentlichen Brief zu Wort.

„D’Personal vun der Gemeng Contern äussert sech“, so der Titel des Schreibens. Die Beamten beziehen Stellung zu den Vorwürfen gegenüber der Gemeinde und ihrer Führungskräfte: „Mir kommen all Dag gären op d’Aarbecht a schaffen zesummen als staarkt an zouverlässegt Team.“ Seit September 2024 würde regelmäßig über ein vermeintlich toxisches Arbeitsklima berichtet, was den Beamten zufolge aber nicht der Realität entspräche. „Déi stänneg negativ Artikele setzen eis ënner Drock a belaaschten eis perséinlech a berufflech immens.“ Es sei überdies wichtig zu erwähnen, dass weder die obigen Gewerkschaften noch die politischen Akteure, die sich öffentlich zu den Angelegenheiten äußerten, jemals Kontakt zu dem Gemeindepersonal aufgenommen haben. Bereits Anfang Februar hatten sich 21 Mitarbeiter des Gemeindeateliers mit einer Richtigstellung an die Öffentlichkeit gewendet. Auch hier war von „unwahren Behauptungen des OGBL und der Presseorgane“ die Rede. Die Kritik reicht in der Pressemitteilung sogar noch weiter – der OGBL habe sich monatelang nicht um das Wohl der Mitarbeiter gekümmert, sondern lediglich einen langjährigen Mitarbeiter geschützt, der laut Schreiben schuld an dem toxischen Arbeitsklima war.

Fristlose Kündigung und Suspendierung

Im vergangenen Juni wurde eine externe Firma damit beauftragt, eine Studie zur Zufriedenheit am Arbeitsplatz durchzuführen. In deren Resultate gewährten die Vorgesetzten einige Monate später keine Einsicht. Die Studie habe aber ergeben, es seien keine Beweise für Mobbing gefunden worden. Die internen Folgen der Studie ließen allerdings nicht lange auf sich warten: Im Januar dieses Jahres kündigte die Gemeinde Contern einem Mitarbeiter fristlos und suspendierte die OGBL-Delegierte ihres Dienstes. Gleichzeitig trat Jim Schmitz, damaliger CSV-Schöffe und ehemaliger Bürgermeister, laut Luxemburger Wort aus gesundheitlichen Gründen zurück – Parteikollege Yves Loose übernahm das Amt. Der entlassene Mitarbeiter, der 29 Jahre lang bei der Gemeinde angestellt war, soll der Auslöser allen Übels gewesen sein. Dies ging bereits aus dem Schreiben des Atelierpersonals hervor. Die Enthebung der OGBL-Delegierten ihrer Dienste wurde stark von der Gewerkschaft angeprangert – die Mobbingvorwürfe gegen die Bürgermeisterin dem Schöffenrat zufolge beschwichtigt. 

Gemeindepersonal äußert Wünsche und Forderungen

„Mir wënschen eis, an engem rouege Klima kënnen ze schaffen, ouni permanent d’Angscht ze hunn, beim nächsten Artikel erëm am Mëttelpunkt vu falschen oder onnéidege Behaaptungen ze stoen“, heißt es in der Pressemitteilung vom 20. März. Das Gemeindepersonal fordere Respekt und Fairness und lege seine Priorität weiterhin darauf, einen guten Dienst für die Gemeinde und ihre Bürgerinnen und Bürger zu leisten.

Oppositionsrat Robert Axmann (DP) kritisierte die Ergebnisse der internen Studie von Anfang an. Das Tageblatt berichtete im November vergangenen Jahres, Axmann habe selbst unter Eid ausgesagt und zweifele an der Vorgehensweise des externen Unternehmens. Der Firmen-Jurist sagte damals, das Gesamtbild der Aussagen entspreche nicht den Anschuldigungen. Vor dem Arbeitsgericht wurde im März dieses Jahres nach Angaben des Luxemburger Wort zwei Tage lang über die fristlose Entlassung des Mitarbeiters der Gemeinde Contern verhandelt. Dabei wurde in einer richterlichen Anordnung festgehalten, dass „die Anfrage auf Annullierung der fristlosen Entlassung“ unbegründet sei. Beide Parteien können innerhalb von 40 Tagen Einspruch einlegen, teilte das Luxemburger Wort mit. Die Mobbingvorwürfe seien vor Gericht nicht thematisiert worden.

Bürgermeisterin Marion Zovilé-Braquet
Bürgermeisterin Marion Zovilé-Braquet Editpress-Archiv: Fabrizio Pizzolante