Sonntag26. Oktober 2025

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GroßbritannienNach Millionenzahlung an seine Beschuldigerin ergießt sich über Prinz Andrew Hohn und Spott

Großbritannien / Nach Millionenzahlung an seine Beschuldigerin ergießt sich über Prinz Andrew Hohn und Spott
Die vom US-Justizministerium zur Verfügung gestellte, undatierte Aufnahme zeigt (v.l.n.r.) Prinz Andrew, Virginia Giuffre und Ghislaine Maxwell  Foto: US Department Of Justice/PA Media/dpa

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Ein drohender Krieg in Europa, kriminalpolizeiliche Ermittlungen gegen den Premierminister und sein Team in der Downing Street – nichts konnte die britischen Medien am Mittwoch von ihrer Berichterstattung über den bekanntesten Problemprinzen des Landes abbringen.

Nach Andrews demütigendem Vergleich mit seiner Beschuldigerin Virginia Giuffre konzentrierte sich die Diskussion auf die Frage, wie der bekanntermaßen klamme Neunte der Thronfolge die nun fällige zweistellige Millionensumme zusammenkratzen soll. Kritiker des Königshauses verlangten eine Offenlegung der royalen Finanzen, die lokale Yorker Labour-Abgeordnete redete der Aberkennung von Andrews Herzogtitel das Wort.

Als hätte die Monarchie ausgerechnet im Jahr der 70. Thronbesteigung von Queen Elizabeth II nicht schon genug Negativschlagzeilen zu verkraften, wurde mittags eine weitere Hiobsbotschaft bekannt: Nun untersucht Scotland Yard undurchsichtige Vorgänge rund um die Millionenspenden eines saudischen Geschäftsmannes an eine Stiftung von Thronfolger Charles. Angeblich hatte dessen langjähriger Vertrauter Michael Fawcett dem steinreichen Araber als Gegenleistung den Ritterschlag, womöglich sogar die britische Staatsbürgerschaft versprochen. Fawcett legte nach Veröffentlichungen in der Sunday Times sein Amt als Geschäftsführer der Stiftung nieder; Prinz Charles habe von den Vorgängen nichts gewusst, hieß es im Palast.

Wenigstens in dieser Hinsicht ähnelt der 73-Jährige seinem jüngeren Bruder. Auch Andrew, 61, hatte mehr als zehn Jahre lang alle Vorwürfe zurückgewiesen, die Giuffre, 38, gegen ihn vorbrachte: Dreimal, je einmal in London, New York und in der Karibik, sei sie, damals noch minderjährig, vor zwanzig Jahren von Andrew sexuell missbraucht worden. Der Prinz beteuerte, er sei „dieser Lady“ nie begegnet. Dabei war längst ein Foto im Umlauf, das Andrew in inniger Umarmung mit Guiffre zeigt. Mit auf dem Bild: Ghislaine Maxwell, inzwischen wie der verstorbene New Yorker Andrew-Vertraute Jeffrey Epstein wegen Sexualverbrechen verurteilt.

Königshaus kann Zahlung verkraften

Eben jenes Foto verwendete der Daily Star auf der Titelseite – zusammen mit der Mitteilung, „Andy Windsor“, eine Anspielung auf die Aberkennung des Titels „Königliche Hoheit“, habe eine Zahlung geleistet „an eine Frau, die er nie getroffen hat – wie man das eben so macht“. Die Schlagzeilen der anderen Boulevardzeitungen fielen nicht weniger brutal aus. Von „endgültiger Schande“ schrieb The Sun, für Andrew gebe es „keinen Weg zurück“ in die Öffentlichkeit, trompetete der Daily Express.

Nur über die Höhe der Summe – die Vergleichsparteien haben Diskretion vereinbart – bestand keine Einigkeit: Handelt es sich um zehn Millionen Pfund (11,9 Mio. Euro), wie die Daily Mail meldete? Oder muss der Herzog noch weitere zwei Millionen drauflegen, wie The Mirror und The Telegraph beteuerten? Jedenfalls habe die Öffentlichkeit ein Anrecht auf Transparenz, glaubt Graham Smith von der Lobbygruppe Republic, die getreu ihrem Namen für die Abschaffung der Monarchie eintritt.

Andrew und seine geschiedene Frau Sarah, mit der er in einem geräumigen Haus im Schloßpark von Windsor zusammenlebt, haben erst kürzlich ihr Ski-Chalet im schweizerischen Verbier zum Verkauf angeboten. Weitere Millionen wird die Queen aus der Kasse des Herzogtums Lancaster zur Verfügung stellen müssen. Dessen Einkünfte betrugen allein im vergangenen Jahr umgerechnet 27,4 Millionen Euro. Die Zahlung an Giuffre sowie deren Opferstiftung kann das Königshaus also leicht verkraften. Andrews beschädigten Ruf wiederherzustellen, wird schwerer sein – wenn das Vorhaben denn überhaupt gelingt.

Andrew soll Titel zurückgeben

Die Verlautbarung des New Yorker Gerichts lässt keinen Zweifel daran, welche der beiden Parteien die Oberhand hatte. Ausdrücklich lobt der Herzog Giuffre sowie andere Opfer sexuellen Mißbrauchs für deren „Tapferkeit“, bedauert zudem die „unfairen öffentlichen Attacken“ auf seine Beschuldigerin. Ihm selbst sei nie daran gelegen gewesen, sich an der Verleumdung zu beteiligen – eine Aussage, die in krassem Widerspruch zu dem Vorgehen von Andrews Anwälten steht. Diese hatten Giuffre stets als geldgierige Dauerprozessiererin dargestellt, die mit unbewiesenen Vorwürfen Prominente ins Unrecht setze. „Dies stellt einen gewaltigen Sieg dar für Virginia“, jubelt die amerikanische Opferanwältin Lisa Bloom.

Ob die einschlägigen Organisationen wirklich auf die Mithilfe des diskreditierten Adeligen Wert legen, die Andrew dem Vergleich zufolge angeboten hat? Ein anderes Zeichen der Demut verlangte die Labour-Abgeordnete Rachael Maskell aus der nordenglischen Stadt York: Der royale Paria solle seinen Titel als „Herzog von York“ schleunigst und freiwillig zurückgeben. Sämtliche militärischen Dienstgrade und royale Schirmherrschaften hatte die Queen ihrem Drittgeborenen bereits im Januar aberkannt.

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17. Februar 2022 - 10.56

Der Pedo-Prinz ist pleite, Mamma muss ihm helfen.