Die Menschenmenge auf dem weltberühmten Londoner Parliament Square war bunt und laut. Tausende haben am Wochenende in Großbritannien gegen ein Urteil des obersten Gerichts demonstriert. Der Richterspruch besagt, dass bei Fragen der Gleichstellung im Sinne des britischen Gesetzes (Equality Act) das biologische Geschlecht entscheidend ist – nicht das soziale oder empfundene Geschlecht. Die Unsicherheit über die konkreten Folgen für die Rechte von Transfrauen im Vereinigten Königreich ist groß.
Botschaften wie „Transrechte sind Menschenrechte“ und „Kein Feminismus ohne Transfrauen“ standen auf den Schildern und Fahnen der Demonstrierenden in London. Auch in Edinburgh in Schottland, wo der Rechtsstreit seinen Ursprung hatte, gingen Menschen auf die Straße.
Die Londoner Polizei ermittelt, weil die Parolen auch auf Statuen unter anderem von der Frauenrechtlerin Millicent Fawcett sowie des früheren südafrikanischen Staatsmanns Jan Christiaan Smuts gesprüht wurden.
Was definiert eine Frau als Frau?
Das oberste britische Gericht hatte geurteilt, dass sich die Begriffe „Frau“ und „Geschlecht“ im Equality Act von 2010 zur Gleichbehandlung auf die biologische Frau und das biologische Geschlecht beziehen.
Das bedeutet beispielsweise, dass Transfrauen auch dann von nur für Frauen vorgesehenen Räumen ausgeschlossen werden können, wenn ihr Geschlecht mit einem sogenannten Gender Recognition Certificate (GRC) als weiblich anerkannt wurde.
Transmenschen sind Personen, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. Nach der Volkszählung von 2021 wurde mit Verweis auf die Gefahr von Abweichungen geschätzt, dass der Anteil der Transmenschen in der Bevölkerung von England und Wales bei etwa 0,5 Prozent liegt.
Der Vorsitzende Richter Patrick Hodge hatte betont, das Urteil bedeute nicht, dass Transmenschen nicht umfassend vor frauenfeindlicher Diskriminierung geschützt seien. Aktivistengruppen zweifeln das jedoch stark an. Die für den Schienenverkehr zuständige British Transport Police teilte der BBC mit, dass Transfrauen als „Übergangslösung“ nun von Männern durchsucht würden – gemäß dem biologischen Geschlecht.
Die Rolle der Harry-Potter-Autorin
Geklagt hatte in Schottland die Frauenrechtsorganisation For Women Scotland (FWS). Die Initiatorinnen berichteten laut Sunday Times von Morddrohungen nach dem Urteil. Die Klage zielte auf die Auslegung des Geschlechterbegriffs der schottischen Regionalregierung, die Transfrauen beispielsweise bei der Frauenquote in Unternehmen als Frauen zählte.
Unterstützung kam – auch am Wochenende – von Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, deren Ansichten zur Debatte über Trans- und Frauenrechte immer wieder kritisiert worden waren. Frühere Darsteller ihrer Helden wie Daniel Radcliffe (Harry Potter) und Emma Watson (Hermine Granger) hatten sich von der konservativen Autorin distanziert. Auf einen Beitrag auf der Plattform X über die Demonstration von über tausend Menschen reagierte Rowling mit der Frage: „Nur Tausend?“
De Maart
Westminster?
Das oberste Gericht, das dies entscheiden hat, residiert in der Middlesex Guildhall