LeichtathletikNach einem schweren Jahr 2021 hat Vera Hoffmann die EM im Blick

Leichtathletik / Nach einem schweren Jahr 2021 hat Vera Hoffmann die EM im Blick
Vera Hoffmann konnte 2022 bereits einen neuen Indoor-Landesrekord über 1.500 Meter aufstellen Archivbild: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach ihrem Landesrekord über 1.500 Meter, den Vera Hoffmann im September 2020 lief, kannte die Celtic-Athletin eine schwierige Freiluftsaison 2021. Nun will sie bei den Landesmeisterschaften in Schifflingen wieder ihr ganzes Potenzial abrufen. 

Für viele luxemburgische Athleten sind die Landesmeisterschaften einer der Höhepunkte der Saison, so auch für Vera Hoffmann. Die Mittelstreckenläuferin, die auch im Elite-Kader des COSL ist, freut sich jedes Jahr wieder auf die nationalen Titelkämpfe: „Es ist schon schön, einen Wettbewerb zu Hause zu haben, der auch eine gewisse Aufmerksamkeit erhält.“ Doch für die 25-Jährige geht es um noch mehr als ein reines Wiedersehen mit den besten luxemburgischen Athleten. Denn nur zu gerne würde sich die Celtic-Läuferin auch für die Europameisterschaft im August in München qualifizieren. Kein leichtes Unterfangen, wie sie weiß, denn die festgesetzte Qualifikationsnorm von 4:06:00 Minuten ist für die Athletin, deren Landesrekord von September 2020 bei 4:11:44 Minuten liegt, derzeit nicht realistisch. „Vor allem nicht nach meinem Jahr 2021, das wirklich nicht optimal war“, betont Hoffmann.

Somit muss die 25-Jährige auf eine Qualifikation aufgrund ihres Europa-Rankings hoffen, eine komplizierte Angelegenheit, über die man selbst nur wenig Kontrolle hat, wie Hoffmann erklärt: „Um ehrlich zu sein, schaue ich selbst gar nicht mehr danach, wo ich hier aktuell stehe. Beim Verband wissen sie ganz genau Bescheid, ich versuche vielmehr in gut besetzte Rennen reinzukommen und hier dann meine bestmögliche Leistung abzurufen.“ Nur 30 Startplätze stehen für München über 1.500 Meter überhaupt zur Verfügung, einige Athletinnen haben sich bereits über die Norm qualifiziert, andere fallen aus dem Ranking heraus, weil sie verletzt sind oder bei mehreren Disziplinen am Start sind und sich schließlich gegen einen Start über 1.500 Meter entschieden. „Da macht es einfach mehr Sinn, dass ich mich auf das konzentriere, was ich auch beeinflussen kann, und das sind einfach meine Rennen.“ Eine Entscheidung, die Hoffmann auch nach ihrem schwierigen Jahr 2021 traf, wie sie weiter erklärt: „Meine Chancen standen zu Beginn des Jahres gar nicht einmal so schlecht. Der Winter war in Ordnung, der Sommer dann nicht mehr. Ich fiel im Ranking immer weiter zurück und das war nicht gut für den Kopf – ich machte mich dann einfach viel zu sehr verrückt.“ 

Trainerwechsel und Nebenwirkungen

Nachdem Vera Hoffmann den damals drei Jahre alten nationalen Rekord von Charline Mathias im September 2020 im belgischen Heusden-Zolder unterbot, schien plötzlich alles möglich. Ende des Jahres entschied sie sich dann zu einem Trainerwechsel, weg von ihrer langjährigen Klubtrainerin Maria Paczos, der ihr schließlich doch mehr Schwierigkeiten bereitete als vielleicht angenommen. „Es sind einfach ganz verschiedene Trainingsphilosophien, an die sich der Körper anpassen muss. Zuvor hatte ich zehn Jahre lang die gleiche Trainerin, kannte nur diese Art und Weise des Trainings“, erklärt die Celtic-Athletin. Hinzu kam in den frühen Sommermonaten dann auch noch die Coronaimpfung, deren Nebenwirkungen ihr ebenfalls zu schaffen machten. Mehrere Gründe demnach, warum sie nicht ihr Potenzial abrufen konnte und 2021 nicht wirklich mit schnellen Zeiten in Erscheinung trat. Inzwischen hat sich die 25-Jährige wieder zurückgemeldet. Im Winter lief sie in Tschechien einen neuen Indoor-Landesrekord über 1.500 Meter (4:13.88 Minuten). Und auch in der Sommersaison konnte sie Ende Mai in Belgien bereits einmal eine Zeit von 4:14.86 Minuten laufen. „Dennoch war die Freiluftsaison bisher eher ein up and down“, meint die Mittelstreckenläuferin, die aktuell damit klarkommen muss, dass sie nicht mehr bei jedem Rennen einen größeren Fortschritt sieht. „Nicht jedes Rennen ist auch ein richtig gutes, doch ich bin zuversichtlich, dass ich auf dem richtigen Weg bin und dass ich bald wieder häufiger gute Leistungen abliefern kann.“

Nicht jedes Rennen ist auch ein richtig gutes, doch ich bin zuversichtlich, dass ich auf dem richtigen Weg bin

Vera Hoffmann

Veilleicht ja schon bei den Landesmeisterschaften in Schifflingen, bei denen die Mittelstreckendistanz am Sonntag auf dem Programm steht. „Ich bin allerdings eher eine Person, die Konkurrenz braucht, um richtig schnell laufen zu können. Bei meinem Landesrekord in Belgien war ich damals im Rennen selbst etwa nur Achte oder Neunte. Da bin ich anders als Vivien Henz, der alleine von vorne ein schnelles Rennen gestalten kann“, erklärt Hoffmann weiter. Und so freut sie sich, dass keine Geringere als Olympionikin Charline Mathias sie am Sonntag unterstützen wird: „Sie wird ein paar schnelle Runden für mich laufen, doch der Schluss wird dann sehr hart werden“, meint Hoffmann mit einem leichten Lachen. 

„Brauche Konkurrenz“

Einmal wie Mathias bei den Olympischen Spielen starten zu dürfen, das ist auch der Traum von Vera Hoffmann – am liebsten würde sie sich diesen bereits in zwei Jahren in Paris erfüllen. „Auch für eine Athletin wie mich war es enorm, Charel (Grethen) letztes Jahr im Olympiafinale zu sehen, das motiviert einen schon enorm. Hieran sieht man, was alles möglich ist.“ Und so freut sich die Luxemburgerin auch über die derzeitige Entwicklung der Leichtathletik im Großherzogtum, die auch in der Breite her qualitativ immer stärker wird. „Es macht richtig Spaß, diesen Aufschwung in der Spitze zu sehen. Das bringt auch viele weitere Facetten mit sich, wie mehr Fördergelder oder Trainer, die Interesse haben, nach Luxemburg zu kommen.“ Nun wünscht sich Hoffmann, dass auch noch einige junge Mädchen über die Mitteldistanzen nachrücken werden.

Doch erst einmal steht für sie das Rennen am Sonntag an. Eine Woche nach den Meisterschaften geht es dann direkt weiter nach Heusden-Zolder, der Ort, wo sie bekanntlich ihren Landesrekord gelaufen ist. Vielleicht ein gutes Omen.