Mehr möglich: Ein Sieg, direkt zum Auftakt gegen Rumänien, und drei Niederlagen, das ist die Bilanz der FLBB-Herren in der ersten Vorqualifikationsrunde für die WM 2027. Doch was man festhalten kann, ist, dass zweifelsohne mehr drin gewesen wäre. In sämtlichen Spielen wäre nämlich auch ein Erfolgserlebnis im Bereich des Möglichen gewesen. Nach dem Auftaktsieg im rumänischen Cluj, als Alex Laurent und Co. einen Rückstand von 23 Punkten wettmachten, um sich schließlich in der Verlängerung zu behaupten, lag man zu Hause gegen Norwegen zu Beginn des letzten Viertels sogar mit einem Punkt in Führung. Doch ein schwierigeres letztes Viertel, das man mit 6:21 abgab, verhinderte mehr. In der dritten Partie, zu Hause gegen Rumänien, trennten beide Mannschaften am Ende gerade einmal sechs Punkte und am Donnerstag verpassten es die Luxemburger, die starke Leistung aus der ersten Halbzeit mit in die weiteren 20 Minuten zu nehmen. Dabei hätte man zur Pause weit höher als mit acht Punkten in Führung liegen können. Am Ende mussten sich die Spieler von Ken Diederich somit auf neun Zähler geschlagen geben. Fakt ist jedoch, dass das FLBB-Team in dieser Qualifikationsrunde in allen vier Begegnungen konkurrenzfähig war und durchaus auch zwei, drei oder sogar vier Siege hätten herausspringen können. „Das schlechteste Spiel war das zu Hause gegen Norwegen“, meint auch Ken Diederich.
Dreierquote: Von Jahr zu Jahr, von Kampagne zu Kampagne gibt es in den Statistiken eine Erkenntnis: die wirklich schlechte Trefferquote aus der Distanz. Gegen Norwegen am Donnerstag landeten gerade einmal drei von 21 Versuchen, also geringe 14 Prozent, im Korb. Die beste Quote gab es noch im November zu Hause gegen Rumänien, als sechs von 27 Versuchen erfolgreich waren, dies sind 22 Prozent. Im Hinspiel gegen Norwegen waren es vier von 27 (15 Prozent) und zum Auftakt in Rumänien fünf von 28 (17 Prozent).
Unterschiedsspieler: In den vergangenen zwölf Monaten zeigten sich die FLBB-Herren als Kollektiv, das über seinen Kampfgeist immer wieder größere Rückstände aufholte und die Partie in Rumänien sogar noch drehte. Es ist dieser viel besprochene Mentalitätswechsel, der mit der Ära Ken Diederich im Jahr 2016 begann, der das Team inzwischen auszeichnet. Doch etwas fehlt den „Roten Löwen“ dennoch, ein Spieler wie Harald Frey, der am Ende einfach den Unterschied machen kann. Gleich zweimal war es der norwegische Star-Spieler, der am Ende für die Niederlage des FLBB-Teams verantwortlich war. Kein Wunder, denn Frey spielte in den letzten Jahren in der deutschen Bundesliga für Göttingen und Bonn und steht seit dieser Saison in der höchsten spanischen Liga, einer der stärksten Europas, für Bilbao auf dem Feld. Vor allem gegen Norwegen fiel dann auch auf, dass die Luxemburger Auswahl in der Breite sicherlich besser besetzt war, doch am Ende die beiden Spieler – neben Frey auch Ndow, der in der ersten französischen Liga unter Vertrag steht – für die Entscheidung gesorgt haben.
Sorgen um große Positionen
Generationenwechsel: Am Donnerstag endete die Nationalmannschaftskarriere von Thomas Grün. Er ist neben Alex Laurent und Joé Kalmes einer der letzten verbleibenden Spieler, die die gesamte Ära von Trainer Ken Diederich, von 2016 bis heute, mitgemacht haben. Mit ihm verliert das Team nicht nur einen der erfahrensten Spieler, der gezeigt hat, dass man auch als Luxemburger eine Karriere im Profibasketball hinlegen kann, sondern vor allem auch eine seiner stärksten Defensivkräfte. Nachdem 2016 langsam ein Generationenwechsel eingetreten ist, dürfte nun der nächste größere langsam, aber sicher vor der Tür stehen. Mit den beiden Sportsoldaten Ben Kovac und Malcolm Kreps, die derzeit im Ausland unter Vertrag stehen, und Max Logelin, der in Rumänien sein ganzes Können unter Beweis gestellt hat, rücken die Youngsters bereits mehr und mehr in den Fokus und werden in den kommenden Monaten sicherlich noch mehr gefordert sein, in die Leaderrolle hineinzuwachsen. Dorian Grosber bekam erstmals am Donnerstag in Norwegen mehr Spielzeit im Nationaldress und stellte direkt unter Beweis, welch wichtige Rolle er im FLBB-Team in Zukunft einnehmen dürfte. Noch stehen Ken Diederich auch unverzichtbare Spieler wie Alex Laurent und Clancy Rugg zur Verfügung.
Was die Positionen eins bis drei betrifft, da macht sich der Nationalcoach auch keine Gedanken: „Hier sind wir in einer Situation, in der wir in den nächsten paar Jahren noch ordentlich Gas geben können.“ Mehr Sorgen bereiten Diederich hingegen die „großen“ Positionen. So hofft er, dass Clancy Rugg noch zwei oder drei Jahre weitermachen wird. Bei den Spielen der kleinen Staaten in Andorra wird in diesem Frühling zudem Luke Jungers zum Team hinzustoßen. Der 2,04 Meter große US-Amerikaner, der derzeit am College spielt und aufgrund seiner luxemburgischen Vorfahren den Pass erhalten hat, darf hier aufgrund der Sonderreglung der JPEE als zweiter Sternespieler neben Rugg auflaufen. Auch besteht noch die Hoffnung, dass das große Talent Namik Muratovic, der auf eine stolze Körpergröße von 2,15 Metern kommt und derzeit für die Jugend von Bayern München aufläuft, sich vielleicht doch noch für Luxemburg entscheiden wird. Dass Ken Diederich auf jede Zusage angewiesen ist, daraus macht er keinen Hehl, denn in einem kleinen Land wie dem Großherzogtum stehen ihm einfach viel weniger Leute zur Verfügung als in anderen Nationen.
De Maart

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