Das luxemburgische Blutspendesystem läuft nicht rund. Anfang November alarmierte das Rote Kreuz die Öffentlichkeit. Der Vorrat reiche kaum noch aus, um den Bedarf einer Woche abzudecken. Die hohe Zahl an Atemwegsinfektionen sorge dafür, dass regelmäßige Blutspender fernblieben. Das Rote Kreuz startete einen Aufruf, um wieder in sicheres Fahrwasser zu kommen. Das bedeute, 800 Blutspenden auf Lager zu haben. Damit ließen sich 15 Tage Regelbetrieb abdecken.
Bereits im März 2023 musste das Rote Kreuz aufgrund einer sich abzeichnenden Knappheit Alarm schlagen, das Problem ist nicht neu. Doch die geringe Zahl regelmäßiger Spender ist nur eines der Probleme, mit denen das Rote Kreuz beim Thema Blutspende zu kämpfen hat. Der ehemalige Gesundheitsminister Mars di Bartolomeu wollte am Donnerstag wissen, wie es um das Projekt steht.
Defizitäres System
Denn um an mehr Spenden zu kommen, müsste man mehr Menschen zu den Blutspendestellen mobilisieren. Sei es durch Medienkampagnen oder eine höhere Kompensation. Beides kostet Geld, das das Rote Kreuz in Luxemburg selbst aufbringen muss. Bereits jetzt fließen jährlich bis zu zwei Millionen Euro an Spendengeldern in den Blutspendedienst. Und das, obwohl dieser sich eigentlich durch die Verkäufe der Blutkonserven an die Krankenhäuser selbst finanzieren soll. Die Tarife, denen die Abrechnungen mit den Krankenkassen unterliegen, sind veraltet.
Deprez kündigte kurzerhand an, den Blutspendedienst zu verstaatlichen. Die Zusatzkosten wird zukünftig der luxemburgische Staatshaushalt übernehmen. Eine Anpassung der Tarife ist wohl trotzdem an der Zeit. Grundsätzlich leiste das Blutspendezentrum gute Arbeit, warum man es dann verstaatlichen wolle, fragte di Bartolomeo. Eine Fehlbedarfsfinanzierung durch den Staat könne auch so erfolgen. Deprez will lieber an der Überführung in die öffentlich-rechtliche Form festhalten. Zeitgleich, so die Ministerin, liefen Gespräche mit der Nationalen Gesundheitskasse (CNS) über die Tarife.
Blutspenden Homosexueller?
Nach jahrelangen Debatten und politischen Initiativen kündigte Martine Deprez im Juni dieses Jahres an, die Diskriminierung homosexueller Männer bei der Blutspende endlich zu beenden. Damit stünde ein politisches Projekt, das bereits von ihren Amtsvorgängern Mars di Bartolomeo und Paulette Lenert (beide LSAP) forciert worden war, kurz vor seinem Abschluss. „Es ist Zeit, diese Diskriminierung zu beenden“, forderte di Bartolomeo gestern erneut. Wenn sie schnell eine Lösung vorlege, werde das Parlament hinter ihr stehen, versicherte der LSAP-Politiker.
Spenden auch Sie!
Blutspendestellen gibt es in Luxemburg-Stadt, Esch-Belval, Ettelbrück, Clerf, Wiltz, Echternach, Niederkolpach und Grevenmacher. Grundsätzlich kommt jeder infrage, der zwischen 18 und 65 Jahre alt ist. Grenzgänger sind willkommen, auch die Blutgruppe spielt keine Rolle. Das Rote Kreuz empfiehlt, auf der Website dondusang.lu einen Termin zu vereinbaren, um Wartezeiten zu vermeiden. Wer unsicher ist, ob er für eine Blutspende infrage kommt, oder weitere Fragen zur Durchführung hat, findet auf der Webseite weitere Informationen.
De Maart
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