Schmetterlinge, Konfetti und „good vibes“: Beim diesjährigen Luxembourg Song Contest (LSC) am Samstagabend regnete es Überraschungen – und das nicht nur von oben. Auch die teils unausgewogene Punktevergabe sorgte für Erstaunen. Publikumsliebling war Zero Point Five. Mit 110 Zuschauerpunkten schaffte die Country-Band es zum Schluss auf den zweiten Platz. Völlig anders wurde das Trio allerdings von der internationalen Jury bewertet. Der dynamische Auftritt des Songs „Ride“ wurde mit mageren 16 Punkten quittiert – der mit Abstand schlechtesten Jury-Benotung. Somit musste die Band sich von Anfang an mit wenig Hoffnung auf eine ESC-Teilnahme abfinden.
Weniger überraschend war dagegen der Name der Gewinnerin. Laura Thorn, die laut Bookmakers eine 70-prozentige Gewinnchance hatte, konnte den Luxembourg Song Contest mit insgesamt 184 Punkten für sich entscheiden. Bei der internationalen Jury schnitt die 25-jährige Sängerin mit „La poupée monte le son“ besonders gut ab. Sieben Länder – darunter die Niederlande, Polen, Irland, Malta, Finnland, Spanien und die Schweiz – vergaben die maximale Anzahl von 12 Punkten. Bei Estland musste Laura Thorn sich mit „lediglich“ 10 begnügen – hier gingen die 12 Punkte an Luzac. Letzterer rundete das Podest mit einem Gesamtergebnis von 93 Punkten ab.

Mini-Malmö in der Rockhal
Wer vergangenes Jahr den Eurovision Song Contest in Malmö mitverfolgt hatte, wird in der Rockhal Ähnlichkeiten in puncto Bühnenaufbau festgestellt haben. Die Würfelelemente erinnerten stark an die ESC-Bühne in Schweden. Dieses Jahr hat die estnisch-ukrainische Firma „One 2 Remember“ sich mit RTL an der Produktion beteiligt. Das Gesamtergebnis konnte sich sehen lassen – sowohl produktionstechnisch als auch in puncto Outfits und Make-up überzeugte der Luxembourg Song Contest 2025 mehr als im Vorjahr.
Auch das Programm fand Anklang bei den Zuschauern. Neben den RTL-Moderatoren Raoul Roos und Loïc Juchem half Österreichs ESC-Star Conchita Wurst nicht nur mit der Moderation, sondern präsentierte auch erstmals ihren neuen Song „Waters Run Deep“. Tali, Luxemburgs ESC-Teilnehmerin des vergangenen Jahres, stellte ebenfalls ihre neue Ballade „Dear Parents“ vor. Ein weiterer „special guest“ war Marie Myriam, die 1977 den ESC gewann. Bereits im November war die französische Sängerin als Jurymitglied bei der Vorrunde des Luxembourg Song Contest dabei. Zu den großen Highlights und Gänsehaut-Momenten des Abends sorgte jedoch kein musikalischer Auftritt, sondern der Heiratsantrag eines Zuschauers, der vor laufender Kamera um die Hand seiner Freundin anhielt.

Familien-Event Eurovision
Dass der Luxembourg Song Contest seit seiner ersten Ausgabe vergangenes Jahr nicht an Beliebtheit eingebüßt hat, wurde am Samstagabend deutlich. Rund 1.900 Zuschauer nahmen am ausverkauften Event teil. Auch Rafa Elas ganze Familie war von Anfang an dabei. „Die Aufregung ist größer als vergangenes Jahr, weil sie dieses Jahr alleine singt“, gab Rafa Elas Mutter Carine zu. 2024 war Rafa Ela bereits im LSC-Finale dabei – damals im Duett mit Angy. „Es war schon immer ihr Kindheitstraum, am Eurovision teilzunehmen“, so Carine. Die ganze Familie, auch die inzwischen verstorbene Großmutter, habe sich den Songwettbewerb damals gemeinsam angeschaut. „Es war auch der Wunsch meiner Mutter, dass Rafa Ela am ESC teilnimmt“, sagte Tante Emilia.

Auch bei Marie-Paule und ihrer Schwester Anita ist der ESC eine Veranstaltung, die Familie und Freunde zusammenschweißt. „Zuhause machen wir uns immer einen schönen Abend mit Schnittchen, und vergeben Punkte an die Kandidaten“, erzählte Marie-Paule. „Dieses Jahr hat meine Schwester Tickets für den LSC gekriegt – und sie hat auch noch heute Geburtstag.“ Die Lieder hat Marie-Paule sich bereits im Vorfeld angehört. Einen Favoriten hatte sie allerdings nicht.
Die Schwestern Nora und Lisa haben sich dagegen weniger auf den LSC vorbereitet. „Ich habe nur die kleinen Snippets gehört, die auf Instagram gepostet wurden“, sagte Nora. Der Grund: „Vergangenes Jahr habe ich gemerkt, dass es ganz anders ist, die Songs auf der Bühne zu sehen und zu hören.“ Einen Favoriten hatte sie trotzdem: „Rhythmic Soulwave finde ich am besten. Sie haben auch eine coole Energie untereinander. Wenn es aber darum geht, was gut beim Eurovision ankommt, denke ich, dass Mäna und Laura die besten Chancen haben.“ Was Nora und Laura im Vergleich zum vergangenen Jahr auffiel: die Diversität der Musikgenres. „Es gibt weniger Kandidaten, aber mehr Variation der Musikgenres“, sagte Lisa. „Ich bin gespannt, wie das beim Voting aussehen wird.“
Luxembourg Song Contest: Die Ergebnisse
1. Laura Thorn – „La poupée monte le son“: 184 Punkte (Jury: 94 + Publikum: 90)
2. Zero Point Five – „Ride“: 126 Punkte (Jury: 16 + Publikum: 110)
3. Luzac – „Je danse“: 93 Punkte (Jury: 62 + Publikum: 31)
4. Rhythmic Soulwave – „Stronger“: 81 Punkte (Jury: 52 + Publikum: 29)
5. One Last Time – „Gambler’s Song“: 79 Punkte (Jury: 40 + Publikum: 39)
6. Mäna – „Human Eyes“: 56 Punkte (Jury: 36 + Publikum: 20)
7. Rafa Ela – „No Thank You“: 53 Punkte (Jury: 36 + Publikum: 17)
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