Freitag28. November 2025

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Radsport„Müssen sehen, wie wir uns neu aufstellen“: UCI schafft den Nations Cup für Espoirs ab – viele Nationen besorgt

Radsport / „Müssen sehen, wie wir uns neu aufstellen“: UCI schafft den Nations Cup für Espoirs ab – viele Nationen besorgt
Die Tour de l’Avenir bleibt neben WM und EM das einzige Rennen für Espoirs, das sie mit dem Nationalteam bestreiten Foto: Tour de l’Avenir/X

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Die UCI wird den Nations Cup für Espoirs ab 2026 abschaffen. Dies verkündete der Radsport-Weltverband im Rahmen des UCI-Kongresses bei der WM in Kigali. Für viele Nationen – darunter auch Luxemburg – war der Nations Cup bislang ein zentraler Baustein in der Entwicklung der jungen Espoirs. Durch die Abschaffung der U23-Kategorie müssen sich die nationalen Verbände neu umstrukturieren. 

Eigentlich gehören U23-Rennen wie die Friedensfahrt in Tschechien oder der Orlen Nations Grand Prix in Polen fest zum Rennkalender der Espoirs. Besonders die luxemburgischen Nachwuchsfahrer konnten dort immer wieder glänzen: So belegte Kevin Geniets 2017 beim Orlen Grand Prix den zweiten Platz auf einer Etappe, während der heutige Elite-Landesmeister Arthur Kluckers im selben Jahr bei der Friedensfahrt Gesamtsiebter wurde. Noch erfolgreicher waren die Espoirs in jüngerer Vergangenheit: Mathieu Kockelmann gewann 2024 eine Etappe des Orlen Nations Grand Prix und Arno Wallenborn belegte beim selben Rennen Rang drei in der Gesamtwertung.

Für die FSCL hatten die U23-Nations-Cup-Rennen stets eine besondere Bedeutung. Neben der Course de la Paix und dem Orlen Nations Grand Prix zählte auch die Tour de l’Avenir zu den Wettbewerben. Doch beim UCI-Kongress, der traditionell im Rahmen der Straßenrad-Weltmeisterschaften stattfindet, verkündete der Radsport-Weltverband Ende September eine tiefgreifende Veränderung: Ab 2026 wird es keinen U23 Nations Cup mehr geben. Eine Maßnahme, die erhebliche Auswirkungen auf die Nachwuchsförderung haben dürfte.

Nur noch drei Nations-Cup-Rennen

Der U23 Nations Cup wurde 2007 von der UCI ins Leben gerufen, um jungen Fahrern eine internationale Plattform zu bieten, bevor sie den Sprung ins Profilager schaffen. Schon 2025 bestand die Serie allerdings nur noch aus drei Rennen. Gleichzeitig entstanden immer mehr U23-Rennen wie Liège-Bastogne-Liège U23 oder Paris-Roubaix U23, die Teil der Europe Tour sind – und nicht des Nations Cup. Der entscheidende Unterschied dabei ist: Während beim Nations Cup Nationalmannschaften antreten, sind in der Europe Tour die Nachwuchsteams der großen WorldTour-Teams oder Continental-Teams am Start.

Die UCI begründet die Abschaffung mit der veränderten Struktur der Nachwuchsförderung. Früher entwickelten vor allem Nationalverbände junge Fahrer; heute übernehmen das immer häufiger Profiteams, die Talente bereits in der Juniorenklasse rekrutieren. Damit, so die UCI, sei der sportliche und strukturelle Wert des Nations Cup deutlich gesunken.

„Die meisten U23-Fahrer, die ein gewisses Niveau erreichen, stehen heute ohnehin bei Profiteams unter Vertrag – sei es in der WorldTour, bei ProTeams oder Conti-Teams“, sagte UCI-Präsident David Lappartient. „Für viele Nationen war es zudem schwierig, eine starke Auswahl zusammenzustellen. Die Teams übernehmen heute die Förderung – teils schon bei den Junioren.“ Ab 2026 werden daher alle U23-Rennen der Männer, mit Ausnahme der Tour de l’Avenir sowie der Welt- und Kontinentalmeisterschaften, ausschließlich von Teams bestritten.

Tour de l’Avenir bleibt bestehen

„Der Grundgedanke des Nations Cup war ursprünglich ein anderer“, erklärte Lappartient weiter. „Früher investierten die Teams kaum in Nachwuchsförderung. Heute hat sich das komplett verändert – deshalb war es nicht mehr notwendig, die Serie fortzuführen.“ Die Tour de l’Avenir, lange das Highlight des Nations Cup und ein wichtiger Gradmesser für zukünftige Profis, bleibt jedoch bestehen – weiterhin als Rennen für Nationalteams.

„Die Tour de l’Avenir bleibt ein Rennen für Nationen, und das wird auch in Zukunft so sein. Wir unterstützen sie weiterhin finanziell“, betonte Lappartient. Auch bei den Weltmeisterschaften passt die UCI die Regeln an: In den U23-Rennen der Männer dürfen künftig keine Fahrer aus WorldTour- oder Pro-Teams mehr starten, um den Fokus auf echte Nachwuchstalente zu legen. Das betrifft beispielsweise Mathieu Kockelmann, der nächstes Jahr noch in der Espoirs-Kategorie fahren dürfte, aber ab 2026 beim Pro-Team Lotto fahren wird. Er darf also bei der WM nicht bei den Espoirs starten. Bei der WM der Frauen wurde die U23-Kategorie 2025 erstmals als eigenständiges Rennen ausgetragen – hier gilt diese Einschränkung mit den Profiverträgen allerdings nicht.

„Nations Cup war das Rückgrat“

Während die UCI den Schritt als logische Entwicklung sieht, sorgt die Entscheidung bei vielen nationalen Verbänden für Besorgnis. „Der Nations Cup war das Rückgrat der U23-Kategorie“, sagt Christian Helmig, Technischer Direktor der FSCL. „Das Niveau der Rennen war hoch, und sie boten jungen Fahrern eine ideale Plattform, um sich international zu zeigen. Der Nations Cup war das Bindeglied zwischen Nachwuchs- und Profibereich.“ 

Für viele Verbände stellt sich nun die Frage, wie sie ihre Nachwuchsförderung künftig gestalten. Der niederländische Radsportverband entschied bereits 2025, die Förderung der U23-Kategorie einzustellen und die Mittel stattdessen auf die Juniorenförderung zu konzentrieren – aus finanziellen Gründen und wegen sinkender Beteiligung. Auch in Luxemburg müssen bald konkrete Überlegungen angestellt werden. „Wir müssen sehen, wie wir uns neu aufstellen“, so Helmig. „Wir stehen bereits im Austausch mit Deutschland und der Schweiz – aber auch dort ist noch unklar, wie man auf die neue Situation reagiert.“ Feststeht für Helmig aber, dass die FSCL die Espoirs-Förderung nicht komplett aufgeben will. Wie die Förderung künftig aussehen wird, bleibt aber eine offene Frage.

Tour de Luxembourg 2026 terminiert

Etwa drei Wochen nach dem Ende der Tour de Luxembourg 2025, die der US-Amerikaner Brandon McNulty (UAE) für sich entschied, richten die Organisatoren bereits den Blick auf das nächste Jahr. Am Dienstag gaben Präsident Andy Schleck und sein Team bekannt, dass die 86. Auflage der Luxemburg-Rundfahrt, die weiterhin Teil der UCI ProSeries bleibt, vom 16. bis 20. September 2026 stattfinden wird. Die Tour de Luxembourg verändert ihren Platz im Kalender nicht – und überschneidet sich somit erneut mit der Straßenrad-Weltmeisterschaft, die vom 20. bis 27. September 2026 in Montreal, Kanada, ausgetragen wird. Am 20. September steht das WM-Zeitfahren auf dem Programm, sodass die weltbesten Zeitfahrer – darunter auch Remco Evenepoel – nicht in Luxemburg starten können. Das WM-Straßenrennen der Elite folgt am 27. September, genau eine Woche nach dem Ende der Tour de Luxembourg. Hinzu kommen die sechs Stunden Zeitunterschied zwischen Montreal und Luxemburg. Die Frage stellt sich daher, ob die Radsportler, die am Sonntag beim Straßenrennen an den Start gehen, eine Woche zuvor noch in Luxemburg fahren möchten. Bei der diesjährigen WM in Ruanda zeigte sich, dass ein Doppelstart möglich ist: Unter den Top fünf des WM-Straßenrennens waren mit Ben Healy (WM-Dritter), Matias Skjelmose (WM-Vierter) und Toms Skuijns (WM-Fünfter) drei Fahrer, die in Luxemburg angetreten wareb. Allerdings liegt Ruanda in der gleichen Zeitzone wie Luxemburg, sodass in diesem Jahr die Zeitverschiebung keine Rolle spielte.