Sonntag19. Oktober 2025

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Nach Missbrauchsvorwürfen„Much ado about nothing“: Schüler aus LHCE-Theatergruppe Namasté melden sich zu Wort

Nach Missbrauchsvorwürfen / „Much ado about nothing“: Schüler aus LHCE-Theatergruppe Namasté melden sich zu Wort
Bei einem „Rittersketch“ auf einer Party der LHCE-Theatergruppe wird vorgetäuscht, dass jemand einen Stock in den Hintern geschoben bekommt – Teilnahme ist freiwillig Foto: Editpress/Alain Rischard

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Eine Affäre, die in fünf Minuten hätte geklärt sein können: So sehen Schüler aus der LHCE-Theatergruppe „Namasté“ den Vorfall, der Ermittlungen wegen Verdachts auf sexuelles Fehlverhalten ausgelöst hat. In einem offenen Brief legen sie ihre Sicht der Dinge dar.

Rund elf Wochen nach den Ermittlungen im Escher „Lycée Hubert Clément“ (LHCE) melden sich Schüler der Theatergruppe „Namasté“ in einem offenen Brief zu Wort. „Wir sehen es als wichtig an, die Öffentlichkeit aufzuklären und unser Verständnis über die Ungerechtigkeit, die wir erlebt haben, zu teilen“, schreiben die Schüler. „Much ado about nothing“ betiteln sie ihre Mitteilung am Donnerstagabend.

Anfang Januar wurden verschiedene Schüler, Ex-Schüler und Lehrer verhört – 16 Polizisten waren beteiligt. Der Grund: „Verdacht auf sexuelles Fehlverhalten im Rahmen der Aktivitäten einer Theatergruppe, die dem LHCE in Esch-sur-Alzette angegliedert ist.“ Tagelang brodelte die Gerüchteküche und sogar die Bild berichtete über den Vorfall. Die betreuenden Lehrkräfte wurden von ihrem Dienst freigestellt. Das Tageblatt sprach zudem mit einem der Hauptverdächtigen, der sexuelle Absichten verneinte.

In ihrem Brief machen sich die Schüler daran, die Vorwürfe zu entkräften. Denn die Beamten hätten den verhörten Schülern folgende Gründe für die Ermittlungen genannt: „die Möglichkeit einer Vergewaltigung und die Verletzung der Sitten“. Es soll dabei um Vorfälle bei einer Abschlussparty nach der letzten Aufführung eines Stückes gehen. Dort werde „gefeiert, getanzt, gesungen“ – und Alkohol sei verboten, schreiben die Schüler.

„Ein dummes Spiel“

„Bei der Abschlussparty machen ein paar Jungs seit Jahren ein dummes Spiel“, steht im Brief. Dabei werde bei einem „Rittersketch“ zu einem gewissen Zeitpunkt vorgetäuscht, dass jemand einen Stock in den Hintern geschoben bekomme. „Wichtig zu wissen ist, dass alle Jungs angezogen bleiben und genau wissen, was sie tun, eine Verletzung der Sitten gibt es also nicht.“ Die Teilnahme sei freiwillig, niemand werde gezwungen.

Ein Minderjähriger habe bei diesem Ritual nicht dabei sein wollen und habe den Saal verlassen. Zu Hause habe er aber seinen Eltern davon erzählt, „was ohne Kontext wie eine Vergewaltigung klingt“, schreiben die Schüler. Die Eltern hätten die Direktion des LHCE kontaktiert, diese habe wiederum die Staatsanwaltschaft ins Bild setzen müssen. Er habe vorher nicht mit den Verantwortlichen der Theatergruppe reden dürfen, sonst wäre nach Einschätzung der Schüler „die Affäre in fünf Minuten geklärt“ gewesen.

Die Gruppe habe „Gott sei Dank“ Videomaterial des Rituals der Polizei vorlegen können. Die Schüler hätten außerdem die Zusicherung erhalten, dass sie nicht mehr aussagen müssen. Doch seitdem „Namasté“ dichtgemacht wurde, seien viele Schüler von ihrer „seelischen Familie getrennt worden“, steht im offenen Brief. Die Schüler bedauern, dass schlechtes Licht auf ihre Theatergruppe geworfen worden ist und hoffen, bald wieder mit ihrer Leidenschaft loslegen zu können.