1. Dezember 2025 - 15.42 Uhr
Akt.: 1. Dezember 2025 - 15.43 Uhr
Luxemburg-Krimi Mord im Champagnerkeller: Xavier Kieffer ermittelt – Krimi mit Lokalkolorit
Luc Reiser stirbt auf dramatische Art und Weise: begraben unter einer der Gyropaletten in seinen „Crayères“. Das sind die Kalksteinstollen, die es so nur in der Champagne gibt und in denen der Champagner die zweite Gärung macht. Er und Xavier Kieffer kennen sich aus der Jugend. Auf einer Veranstaltung in Paris treffen sich beide nach Jahren wieder. Beide verbinden die Ausbildungsjahre im Sternerestaurant „Renard Noir“ in der Nähe von Châlons-en-Champagne. Als Kieffer ihn besucht, wird er Zeuge des Dramas, das sich später als Mord herausstellt. Ein paar kryptische Worte bringt Luc noch heraus, bevor er stirbt. Das lässt dem Luxemburger keine Ruhe und er taucht tief in dunkle Machenschaften ein, die sich um das Geschäft mit Champagner ranken.
In denen spielen der Handel eines französischen Geschwisterpaares mit dem Produkt, eine „Fake Witwe“ und das „Bling-Bling“-Getue um den „Balzac Royal“ eine Rolle. Für Kieffer ist es ein sehr persönlicher Fall, dem der Autor mit Rückblenden in die Ausbildungszeit Tribut zollt. Luc Reiser, dem in Jugendzeiten sorglosen Erbe eines Champagnerhauses, ging es zuletzt geschäftlich weniger gut.

Das Geschäft mit Champagner ist ein von Profitgier, cleverem Marketing und Geltungssucht getriebener Markt. Business Research Insights, eine Plattform für Marktforschungsberichte und Beratung, schätzt den weltweiten Champagnermarkt im Jahr 2025 auf 9,42 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2026 soll er laut gleicher Quelle die Zehn-Milliarden-US-Dollar-Marke überschreiten und in der Zeit danach weiterwachsen.
Da müssen sich kleine Champagnerhäuser wie das von Kieffers Freund Reiser einiges einfallen lassen, um mitzuhalten. Champagner darf sich nur nennen, was aus Trauben der Champagne gewonnen wird. Der luxemburgische Crémant wird auf die gleiche Art gewonnen, aber eben mit Trauben von der Mosel, weshalb er sich nicht Champagner nennen darf.
Kieffer ermittelt zwischen der Hauptstadt, Reims und Paris, weswegen der aktuelle Krimi von Tom Hillenbrand an manchen Stellen wie ein Roadmovie klingt. Wie immer versteht es der Autor gekonnt, nicht nur das Krimi-Setting aufrechtzuerhalten, sondern gleichzeitig zwischen der spannungsgeladenen Geschichte informative Kenntnisse zum Sujet zu vermitteln.
Das Glossar am Ende der 490 Seiten ist eine kleine Champagnerkunde und ein Ritt durch regionale und französische Speisekarten. Den Wert der Krimis macht zudem das Wiedersehen mit „Chef“-Ermittler Xavier Kieffer aus. Der hat zwar seinerzeit in einem Sternerestaurant in der Champagne gelernt und sogar den ersten Preis beim „Concours du meilleur apprenti cuisinier d’Europe“ erkocht, sich aber schon ziemlich bald aus dem prestigeträchtigen Business zurückgezogen.

Er bietet seinen Gästen lieber bodenständige, luxemburgische Küche als geziertes Sternegehabe. Zwischen „Bouneschlupp“, „Fëschfriture“ oder „Kanéngche mat Moschterzoooss“ fühlt er sich wohler. Der Ducal rauchende, einen abgerockten Jaguar fahrende und noch CDs hörende Koch ist ein ebenso scharfsinniger wie liebenswerter Kauz.
Ein Koch aus der „Stad“
Er wohnt im geschichtsträchtigen Stadtteil Grund und hält wunderbar altmodisch regionale Mentalität und luxemburgisches Kulturgut hoch. Mit der „Commissaire-en-chef“ Joana Galhardo Lobato verbindet ihn eine Hassliebe. Für die Police grand-ducal ist die Spürnase des Zivilisten meist unwillkommene Konkurrenz. Fehlen darf auch nicht Kieffers finnischer Stammgast Pekka Vatanen, der für den wissenschaftlichen Dienst des in der Stadt ansässigen EU-Parlaments arbeitet und mehr Rivaner trinkt, als ihm guttut.
Im Sieg hat man sich Champagner verdient; in der Niederlage hat man ihn nötig

Er ist der „Informant“, der oft hintergründige Fakten besorgt. Hillenbrands Krimis zeichnen sich zudem durch kenntnisreichen Lokalkolorit aus, mit dem Leser, die Luxemburg nicht kennen, etwas über Land und Leute erfahren. Mit dem in diesem Krimi eingebauten Ausflug zu einem befreundeten Winzer an der Mosel erweist der Autor der hiesigen Weinszene seine Reverenz.
Dass aus Luxemburg Qualitätsweine kommen, weil die Produzenten seit der Qualitätscharta auf Klasse statt Masse setzen, ist nicht nur bei den Expats im Land immer noch zu wenig bekannt. Der luxemburgische Crémant hat sich allerdings einen Namen gemacht und ist eine „Cashcow“. Drei Millionen Flaschen werden laut vins-cremants.lu jedes Jahr produziert. Zusammen mit dem Krimi könnte es ein rundes Weihnachtsgeschenk werden.
De Maart

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