Tageblatt: Monique Olivier, Sie sind 24 Jahre jung. Was hat Sie zu dem frühen Karriereende bewogen?
Monique Olivier: Das kann ich nicht so einfach beantworten. Einer der Hauptgründe ist sicherlich Covid. Das Virus hatte in den letzten beiden Jahren einen großen Einfluss auf mein Leben gehabt – physisch und mental. Ein weiterer Grund ist, dass ich mich im letzten Jahr für meinen Masterabschluss an der Universität befinde, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Falls ich dann mein Diplom in der Tasche habe, muss ich mich um meine Zukunft kümmern und meinen anderen Aufgaben und Pflichten, als erwachsener Mensch, nachkommen.
Man ist davon ausgegangen, dass Sie die Norm für die Olympischen Spiele 2024 angreifen werden. War das keins Ihrer persönlichen Ziele?
Olympia ist für jeden Schwimmer ein Traum. Die Olympischen Spiele sind etwas Besonderes und das macht es für die Athleten aus. Nur die besten Schwimmer können sich diesen Traum aber erfüllen. Ich will deshalb bescheiden bleiben und blicke mit Freude und Stolz auf das zurück, was ich erreicht habe.
Besonders gern denke ich an die Spiele in Montenegro 2019 zurück, weil wir dort mit der Staffel Gold holten und einen Uralt-Rekord verbessern konnten
Was waren rückblickend Ihre größten Momente?
Eine schwere Frage, weil es für mich schwierig ist, besondere Ereignisse aus den letzten 16 Jahren hervorzuheben. Ich habe so viele unglaublich schöne Erfahrungen gemacht und ich durfte so viele interessante und nette Menschen kennenlernen. Wenn ich aber eine Auswahl treffen muss, dann entscheide ich mich für die Jugend-Olympiade 2014 und alle meine Beteiligungen an den Spielen der kleinen Nationen. Das war immer ein ganz außergewöhnliches Erlebnis mit viel Zusammengehörigkeitsgefühl aller Sportler. Besonders gern denke ich an die Spiele in Montenegro 2019 zurück, weil wir dort mit der Staffel Gold holten und einen Uralt-Rekord verbessern konnten. Und nicht zu vergessen sind auch meine Beteiligungen an Europa- und Weltmeisterschaften, bei denen ich gegen die Besten der Welt schwimmen konnte und von ihnen lernen durfte.
Gibt es auch ein Erlebnis, das Sie am liebsten vergessen würden?
Ich kann mich an nichts erinnern, was ich aus meinem Gedächtnis streichen möchte. Ich kann aber mit Sicherheit behaupten, dass ich zwei Sachen nicht vermissen werde: zum einen den Gang am frühen Morgen ins Schwimmbad und zum anderen die langen Trainingseinheiten mit bis zu sieben Kilometern im Wasser.
Sie haben in verschiedenen Ländern gelebt. Wo liegt für Sie der Unterschied zwischen Luxemburg, also Mitteleuropa, Südafrika und Schottland?
Über die anderen mitteleuropäischen Länder kann ich nicht viel sagen, nur über Luxemburg. Und dieses Land liebe ich, das ist Heimat. Ich war sechs, als ich nach Luxemburg kam, und ich war sofort Teil der Gemeinschaft. Luxemburg hat für alle Menschen viele Möglichkeiten zu bieten, sich zu entfalten. Schottland wurde zu meiner zweiten Heimat, mit einer großartigen Universität und einem tollen Schwimmteam. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich diese beiden Länder intensiv leben durfte. Südafrika trage ich in meinem Herzen, es ist mein Ursprung und ich habe noch viel Familie, die in Südafrika lebt.

Wie war das Leben in Edinburgh?
Ich habe bisher schon sechseinhalb Jahre in Edinburgh verbracht und ich habe es genossen. Es ist eine wunderbare Stadt. Ich durfte dort meinen Bachelor in Sportwissenschaft machen und jetzt meinen Master in Sportmanagement und Politikentwicklung. Die Stadt ist einfach toll und die Einwohner überaus freundlich. Und mein Schwimmteam ist das beste der Welt. Wir haben so viel Spaß und ich habe so viel von ihnen gelernt, sie haben mein Schwimmen weiterentwickelt. Das Verhältnis Studium/Sport ist einfach fantastisch. Ich werde alle vermissen.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ich bin leider immer noch unentschieden über meine Zukunft. Sicher ist bisher nur, dass ich nächstes Jahr meinen Master abschließen werde. Im April 2023 werde ich dann wohl nach Luxemburg zurückkehren und dort meine Zelte aufschlagen. Dann wird der Ernst des Lebens beginnen, ich werde mich nach einem Job umsehen und ins Berufsleben starten.
Werden Sie dem Schwimmsport in irgendeiner Weise treu bleiben?
Schwimmen wird immer Teil meines Lebens sein. Das ist auch ein Grund für meinen „Ruhestand“. Viele Sportler verpassen den richtigen Moment zum Absprung. Am Ende treten sie so zurück, wie sie es nie wollten, und sie hassen den Sport, den sie ein Leben lang liebten. Das soll mir nicht passieren. Ich will eine positive Beziehung zu dem Sport bewahren, der mich so lange begleitet hat. Ich habe keine konkreten Pläne, ob und wie ich noch aktiv sein kann. Was ich weiß, ist, dass ich der passende Ansprechpartner bin, wenn der Verband oder mein Verein eine helfende Hand benötigen. Ich will auch den jungen Schwimmern als Vorbild zur Seite stehen.
Werden Sie den täglichen Gang ins Schwimmbad vermissen?
Ich werde sicherlich meine alten Gepflogenheiten vermissen und ich werde einige Zeit brauchen, um mich an die neuen Routinen zu gewöhnen. Aber ich bin schon ganz gespannt, wie diese Wege aussehen werden.
Steckbrief
Name: Monique Olivier
Geboren am 13. Mai 1998 in Alberton (Südafrika)
Größe: 1,74 Meter
Sportart: Schwimmen
Vereine: SC Differdingen, University of Edinburgh Swim Team, Swimming Luxemburg
Aktuelle Landesrekorde: 17 (9 im 25-m-Becken, 8 im 50-m-Becken, inklusive Staffeln)
Internationale Starts:
WM 50-m-Becken: 2019 Gwangju, 2017 Budapest, 2015 Kasan
WM 25-m-Becken: 2016 Windsor, 2014 Doha
EM 50-m-Becken: 2022 Rom, 2021 Budapest, 2018 Glasgow,
EM 25-m-Becken: 2019 Glasgow, 2013 Herning
Youth Olympics: 2014 Nanjing
JPEE: 2013-2019 (4)
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