Es ist sein letzter Nationalfeiertag als Großherzog, und Henri steht ein langes, sonniges und festliches Wochenende bevor. Im Herbst übergibt er das Amt nach 25 Jahren an seinen Sohn Guillaume. Das Wochenende nun steht ganz im Zeichen Henris. Zu den bekannten Ritualen zur Stützung der Monarchie wie Te Deum, Militärparade und der Zeremonie in der Philharmonie kommt der Samstag hinzu, an dem sich Luxemburg-Stadt in ein Phantasialand der Eventmonarchie verwandeln soll und Projektionen auf der Fassade des Palais die Regentschaft Henris Revue passieren lassen.
Was sich in den 25 Jahren hinter dieser Fassade abspielte, wird man nicht in den Zeitungen des Landes lesen können. Ein Interviewangebot vom Hof an nahezu alle luxemburgischen Medien wurde kurz vor dem vereinbarten Termin wieder zurückgezogen. Die Herrschaften fühlten sich nicht mehr „à l’aise“ mit dem Format, das sie selbst vorgeschlagen hatten, hieß es von der Hofmarschallin, die den Redaktionen die schlechte Nachricht überbringen musste.
Dabei hätte es Gesprächsbedarf gegeben. Die Affäre um die Euthanasie, als Henri das Gesetz nicht unterschreiben wollte und die Chamber delegitimierte. Die Verfassungsänderung, die seine Macht beschränkte. Der Waringo-Bericht über Missstände am Hof. Der Streit um Charlottes Erbe. Vieles lief nicht rund seit 2000, als Henri seinen Vater ablöste.
Es hätte also viele gute Fragen gegeben, einerseits. Andererseits: Hätten die auch zu ehrlichen Antworten geführt? Viel hätten wahrscheinlich auch zehn Interviews nicht hervorgebracht. Denn beim Hof fehlt offensichtlich jede Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen oder sich zu erklären. Am Ende sagt dieses royale Schweigen vielleicht sogar mehr aus als jedes weichgespülte Interview. Henri und Maria Teresa traten einst mit dem Versprechen an, modern und volksnah zu sein. Zum Abschied liefern sie selbst den Beweis, dass sie es nicht wurden – und wohl auch nie werden wollten. Wie auch? Modern und Monarchie, das passt nicht zusammen. Es widerspricht sich. Das Vierteljahrhundert als Staatschef endet mit vielen Leerstellen – ein Hengover nach 25 Jahren.
Gefeiert wird trotzdem an diesem verlängerten Nationalfeiertag. Das ist verständlich. Drei-Tage-Wochenenden sind selten. Ein weiteres hatten sich viele für Anfang Oktober gewünscht. Der 3. Oktober, ein Freitag, ist der Tag des Thronwechsels. Doch Premier Luc Frieden machte dem eine klare Absage: Kein zusätzlicher freier Tag, es wird gearbeitet. Gefeiert wird erst danach.
Damit zeigt Frieden, was er wirklich von der Monarchie hält. Obwohl diese immer stramm konservativ und CSV-nah war und bleibt und damit nicht wirklich unparteiisch ist, wirkt sie für den selbsternannten CEO des Landes, allen offiziellen Freundlichkeiten zum Trotz, eher wie ein Baustein im Nation Branding, ein Boost fürs Business – und der Hof dabei als PR-Abteilung der Luxemburg S.A.
Es dürfte diese miesepetrige Sturheit Friedens sein, die bei solchen Kleinigkeiten aufscheint, beim Sozialdialog aber richtig zuschlägt, was ihm die historische Abstrafung von minus zehn Punkten im Politmonitor eingebracht hat. Die Menschen spüren, dass der Premier sie nicht spürt, und das kommt nicht gut an.
Eine Woche nach der nationalen Party folgt die nationale Demo. Dann ist die Monarchie aus dem Blick und Luxemburg wieder im Alltag. Und durch die Stadt werden andere Fahnen wehen. Vive!
De Maart

25 Jahre mittelalterliches Getue,
ausser Steuergeldverschwendungen nix anderes gewesen,
alles eine Monarchie-Show die dem Bürger nix brachte.
All Kommentare überflüssig.
@ Smilla / Ihr Beispiel Schweiz passt genau für Luxbg.
In der Tat scheint das schweizerische Modell das einzige wirklich sinnvolle zu sein, funktioniert dort übrigens hervorragend. Die Bestimmung eines rein repräsentativen Staatschefs ergäbe keinerlei Sinn, lediglich unnütze Kosten wären die Folge, verleiht man dem Staatschef hingegen mehr Macht, wie etwa in Frankreich oder in Polen, so wäre dies sogar ein Rückschritt für die Demokratie gegenüber der aktuellen rein repräsentativen Monarchie.
Auch die Organisation des schweizerischen Bundesrats (die kommen tatsächlich ganz ohne CEO aus!) würde für Luxemburg passen, repräsentative Aufgaben könnten z.B. vom Parlamentspräsidenten übernommen werden (der Parlamentsvorsitz könnte übrigens auch von einem gleichberechtigten Team übernommen werden).
"Die Herrschaften fühlten sich nicht mehr „à l’aise“ mit dem Format, das sie selbst vorgeschlagen hatten, hieß es ...."
Erkenne die Zeichen, bevor es zu spät ist!
„à l’aise“ ist sowieso die Falsche Wortwahl. Diese Komfortzone Attitude läßt tief blicken.
Fraulein Smilla sie haben Recht eine Lösung nach schweizer Vorbild wäre ideal für Luxemburg, und man könnte viel Geld sparen mit dem Abschaffen von dem ganzen höfischen Firlefanz......
Wie stellt man sich eigentlich eine Republik vor ? Wird das Staatsoberhaupt durch eine Mauschelei der " Tragenden Parteien " erkoren , wo sie einen der Ihren oder schlimmer noch einen Gutmenschen aus der Zivilgesellschaft aufs Schild heben . Wird dass Staatsoberhaupt direkt vom Volk gewaehlt, hat aber die selben Befugnisse wie unser Heng , und darf gelegentlich mal mit dem Huf scharren ?-Man koennte sich ja ein Beispiel an der Schweiz nehmen . Die hat weder Staatsoberhaupt noch Regierungschef . Der Gesamtbundesrat regiert als Kollektiv ergo ein Land kann auch ohne Staatsoberhaupt gut ueber die Runden kommen .
Tja. Versäumnisse, Lücken und Unklarheiten. Fehlfarben eben.
Andererseits : obwohl mir eine Republik sympathischer wäre, scheint mir das überzogene "Mittelalter-abschaffen" Gezetere nicht klüger als das sabbernde "Vive!"-Fieber, mit dem morgen einige unterwegs sein werden. Denn das würde implizieren, dem Status des Großherzogs mehr Bedeutung zuzuschreiben als er innehat : dem einer Symbolfigur.