Die Ferienregion in Andalusien erlebt gerade die schlimmste Dürreperiode, an die sich die Bewohner erinnern können – und das mitten im Winter. „Es ist Zeit aufzuwachen“, warnte Juanma Moreno, der regionale Regierungschef Andalusiens, nach einer Krisensitzung anlässlich des Regenmangels. Moreno forderte die Bürger auf, den Wassernotstand ernst zu nehmen und äußerst sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. „Wenn es bis zum Sommer nicht regnet, werden wir erhebliche Versorgungsprobleme haben. Mit den entsprechenden Auswirkungen für die Bevölkerung, aber auch für die Landwirtschaft, die Industrie und den Tourismus.“
Die Wasserspeicher Andalusiens, wo Zehntausende Europäer ihren Zweitwohnsitz haben, sind leer. In Dutzenden Städten und Dörfern an der Costa del Sol gibt es bereits Einschränkungen. Allerorten werden Notfallszenarien vorbereitet. Zu den geplanten Schritten gehört, die Wasserversorgung stundenweise einzustellen. Und das Trinkwasser mit Schiffen und Tanklastwagen in die Region zu bringen. Auch provisorische Entsalzungsanlagen sollen an der Küste installiert werden, um aus Meerwasser Salzwasser zu gewinnen.
In der nahezu ausgetrockneten Talsperre La Viñuela, dem größten Stausee im Hinterland der Costa del Sol, können die Besucher inzwischen spazieren gehen. Der riesige See ist zu einer Pfütze geschrumpft und nur noch zu sieben Prozent gefüllt. Die grünen Tretboote, mit denen Ausflügler in besseren Zeiten über den See fahren konnten, liegen auf dem Trockenen. Die Landwirte, die den Stausee zur Beregnung ihrer Plantagen voller Mangos, Avocados und Oliven nutzten, bekommen schon länger kein Wasser mehr und müssen ihre Felder verdorren lassen.
„Eine Katastrophe“, stöhnen die Bauern. „Schon 2023 war das schlechteste Jahr der Geschichte“, erklärt der Agrarverband UPA in seiner Jahresbilanz. Die Trockenheit habe den Landwirten schwere Verluste zugefügt. Beim Olivenanbau, wo Spanien Weltmarktführer ist, sei die Erntemenge in der vergangenen Saison um 50 Prozent geschrumpft. Das bekamen auch die europäischen Verbraucher zu spüren. Der Preis für das begehrte Olivenöl in den europäischen Supermärkten stieg in schwindelerregende Höhe. Bald könnte es noch schlimmer kommen.
„Der Klimawandel und seine Auswirkungen, wie etwa die Dürre, die wir gerade durchmachen, ist zur größten Herausforderung für die nächsten Jahre geworden“, sagt Andalusiens Ministerpräsident Moreno. Andalusien, das gegenüber der nordafrikanischen Küste liegt, gehöre zu den durch die Erderwärmung am stärksten betroffenen Regionen Spaniens. Das andalusische Territorium ist mit 8,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Region des Landes, in der auch die viel besuchten Traumstädte Sevilla, Córdoba und Granada liegen.
Seit acht Jahren
Andalusien leide bereits seit acht Jahren an abnehmenden Niederschlägen, erläutert der Meteorologe Juan de Dios del Pino vom staatlichen Wetteramt Aemet. Es handele sich um die längste Dürreperiode in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen. Und es sei nicht zu erwarten, dass es demnächst zu den ersehnten dauerhaften Regenfällen komme. Die Niederschläge müssten einer wahren Sintflut gleichen, wenn der Notstand noch abgewendet werden soll, sagt Andalusien-Präsident Moreno. „Wir brauchen 30 Tage ununterbrochenen Regen, um über den Sommer zu kommen.“
Nicht nur die Landwirte in Andalusien, wo Obst und Gemüse für ganz Europa angebaut wird, sind besorgt. Auch die Tourismusindustrie, neben der Landwirtschaft das zweite große Standbein der Region, ist alarmiert. In 2023 erholten sich mehr als 14 Millionen Urlauber an der Costa del Sol, an der beliebte Badestädte wie Malaga oder Marbella liegen. Nun zittern die Hoteliers, dass die Wasserkrise die Touristen abschrecken könnte. Leere Swimmingpools, nur noch tröpfelnde Duschen – das ist keine attraktive Vorstellung.
In der nordöstlich liegenden spanischen Mittelmeerregion Katalonien, zu der die Tourismushochburgen Barcelona und die Costa Brava gehören, sieht es nicht besser aus. Auch dort wurde Wasseralarm ausgelöst, weil es seit Jahren immer weniger regnet. Der Stausee Sau, der den Großraum Barcelona versorgt, hat nur noch fünf Prozent Wasser. „Die Bäume Barcelonas sterben am Durst“, titelte die in Barcelona erscheinende Zeitung La Vanguardia. In mehr als 200 katalanischen Orten wurde bereits der Wasserverbrauch eingeschränkt.
Ohne mehrere Entsalzungsanlagen, die auf Hochtouren laufen, könnte die Millionenstadt Barcelona nicht mehr versorgt werden. Doch dies allein reicht für die 7,5 Millionen Bewohner Kataloniens nicht aus. Erst recht nicht, um die Millionen Urlauber zu versorgen, die jährlich kommen. Deswegen wurden nun in Katalonien drastische Sparpläne beschlossen, die auch Urlauber treffen werden. Dazu gehört: Die Pools in Hotelanlagen, auf Campingplätzen und auf Privatgrundstücken dürfen nicht mehr gefüllt werden – es sei denn, es wird salziges Meerwasser benutzt.
De Maart
Hoffentlich machen die Iberier nicht denselben Fehler wie die Griechen: Klimakatastrophen inm Mitten des Landes führten auch im letzten Sommer nicht zu eigenen Einlenken.