Samstag8. November 2025

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LetzTokenMit kleinen Beträgen investieren – per Blockchain und in Luxemburg? So funktioniert’s.

LetzToken / Mit kleinen Beträgen investieren – per Blockchain und in Luxemburg? So funktioniert’s.
Die Wohnungen in der „Résidence Clapton“ in Cessingen haben keine normalen Besitzer – stattdessen wurden über die Blockchain kleine Anteile verkauft Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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LetzToken will jedem das Investieren ermöglichen – egal, wie groß das Portemonnaie ist. Der Schlüssel: modernste Blockchain-Technologie.

Stellen Sie sich vor, in Ihrer Wohngegend macht endlich wieder eine Bäckerei auf. Das ist zumindest der Plan. Damit dieser Realität werden kann, braucht der Bäcker Unterstützung – vor allem finanzieller Natur. Mit der neuen Plattform LetzOlky, einer Zusammenarbeit zwischen dem Luxemburger Unternehmen LetzToken und der Neobank OlkyPay, soll das ganz einfach gehen. Auch mit ganz kleinen Beträgen. Die Blockchain macht es möglich.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Tokenisierung. Damit die netten Nachbarn dem Bäcker unter die Arme greifen können, muss er seine Backstube in Tokens umwandeln. Die kann er über die neue Plattform verkaufen. Unterstützer können dann digital kleine Anteile der Bäckerei kaufen. Als Gegenleistung erhalten sie etwa jeden Monat eine bestimmte Anzahl an Gebäck – oder werden prozentual am Gewinn beteiligt. Das steht dem Bäcker offen. Die Plattform LetzOlky soll dabei vor allem eins sein: benutzerfreundlich, sagt Jean-Paul Scheuren, CEO von LetzToken. Wissen über die Blockchain soll für die Transaktionen nicht erforderlich sein.

Die Anteile an der Bäckerei, also die Tokens, landen in einer sogenannten Wallet, einer Art digitale Brieftasche. Will man die Tokens weiterverkaufen, braucht auch die andere Person eine Wallet. Sobald man sich über den Wert geeinigt hat, passiert die Transaktion automatisch über einen Smart Contract zwischen den beiden Wallets. Das sind Programme, die ohne menschliches Zutun ablaufen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Der Käufer erhält die Tokens und der Verkäufer den Gegenwert, meist eine digitale Währung. Die Transaktion läuft über die Blockchain von Polygon und Ethereum. Die kann man sich als Aneinanderreihung von Datensätzen in Blöcken vorstellen.

Hürden gemeistert

Bevor die Technik hinter der Idee rundlief, musste LetzToken einige Hindernisse aus dem Weg räumen. „Wir haben fast zwei Jahre gebraucht, um eine gute Lösung für den Sekundärmarkt zu finden“, sagt Scheuren. Das Hauptproblem: Es gab keine passende Währung. Da kam OlkyPay ins Spiel. Mit OlkyPass und Kypay besitzt die Bank zwei Methoden, die unerlässlich für sichere Transaktionen sind. OlkyPass stellt die Identifikation der Nutzer sicher. Kypay ist eine digitale Währung. Die braucht es, um ein Token einem anderen Nutzer verkaufen zu können. Denn auf der Plattform kann nicht mit Euro gezahlt werden, damit die Transaktion automatisch über Smart Contracts ablaufen kann. Da Kypay aber an den Euro gekoppelt ist, kann die Währung später problemlos in Euro umgetauscht werden.

Letz-Token-CEO Jean-Paul Scheuren ist von seiner neuen Plattform überzeugt
Letz-Token-CEO Jean-Paul Scheuren ist von seiner neuen Plattform überzeugt Foto: Editpress/David Rock

Scheuren ist überzeugt davon, dass die Lösungen greifen – und seine Plattform auch wenig technikaffinen Menschen einen Zugang zur Blockchain bietet: „Es gibt in Europa niemanden, der eine Plattform hat, die es den Kunden erlaubt, so einfach mit Produkten zu arbeiten, die auf der Blockchain basieren.“ Praktisch funktioniert das Ganze dann so: Will der Bäcker Teile seiner Backstube veräußern, um Startkapital zu sammeln, meldet er sich bei LetzToken. Die begleiten ihn dann auf der technischen Seite des Prozesses. Er muss sich dann nur um so viel kümmern, wie er will. Den Rest übernehmen die Experten. Sie erstellen für ihn eine Plattform, die das Label seiner Bäckerei trägt. Dort können dann die Unterstützer Tokens kaufen.

In Immobilien investieren per Blockchain

LetzOlky ist nicht das erste Projekt dieser Art von LetzToken. Den Anfang hat BlocHome gemacht – mit der „Résidence Clapton“ in Cessingen. LetzToken hat das Mehrparteienhaus erworben und einer Gesellschaft übertragen. Der Clou: Die Anteile der Gesellschaft wurden tokenisiert. Als Investor kann man ab 1.000 Euro BlocHome-Tokens kaufen, womit man dann rechtmäßiger Eigentümer eines „Stücks“ des Hauses ist. Und einen Teil der Miete erhält. „Es ist eins von wenigen tokenisierten Projekten im Immobilienmarkt für Kleinanleger“, sagt Scheuren. Auch im Abo kann man Immobilienbesitzer werden: Ab 50 Euro pro Monat geht es los. Der Sekundärmarkt stehe noch in den Startlöchern, aber bald sollen dort die Tokens verkauft werden können.

Das Unternehmen

Die erste Idee für ein Immobilien-Projekt in der Blockchain hatte Jean-Paul Scheuren 2017. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis es so weit war. LetzToken wurde schließlich 2021 in Gasperich gegründet. Die durchschnittliche Arbeitnehmerzahl lag 2023 bei rund 4,6 und 2022 bei 3,2 Mitarbeitern. Im Geschäftsjahr 2023 verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von mehr als 425.000 Euro – im Jahr davor war es ein Minus von rund 283.000 Euro.

Die Zukunftsvision für BlocHome geht noch ein gutes Stück weiter. Langfristig sollen mehr Immobilien hinzukommen und die Eigentümer in den Gebäuden der Gesellschaft leben können. „Das heißt, dann kriegen die Leute auf der einen Seite Einnahmen aus der Gesellschaft als Besitzer und auf der anderen Seite bezahlen sie Miete“, sagt Scheuren. So könnten die Nutzung und der Besitz von Immobilien getrennt werden – und Eigentum und Wohnen flexibler gestaltet werden. Das Ziel: „Irgendwann zwei Milliarden an Investitionen in der Welt zu haben“, sagt Scheuren. Davon sei man aber weit entfernt. Besonders der kriselnde Immobilienmarkt habe das Projekt zum Stocken gebracht.

Scheuren denkt die Blockchain aber noch weiter. Er kann sich vorstellen, dass irgendwann in Gemeinschaften über die Blockchain Dienstleistungen angeboten und bezahlt werden. Wie Gassi gehen. Der Besitzer könnte dann fragen, ob jemand das für eine bestimmte Anzahl Kypay machen will. Der Vorteil: Wenn die Nutzer registriert sind, weiß man, wer sie sind. „Das heißt, man kann Vertrauen schaffen“, sagt Scheuren. Die Transaktion würde wiederum vollautomatisch ablaufen.

Für den Unternehmer geht es aber erst mal darum, mit LetzOlky loszulegen. Der Wert des gesamten Markts für Tokenisierung nähert sich mittlerweile der 20-Milliarden-Dollar-Marke. In Europa werde es sicherlich in Zukunft vermehrt Projekte geben, die daran teilhaben wollen, sagt Scheuren. Luxemburg müsse sich jetzt überlegen, ob es dabei sein will.

Grober J-P.
31. Mai 2025 - 17.13

Tja. M. Scheuren, wie mach ich das denn nun? Möchte bis Ende des Jahres eine kleine Wohnung für meine Kinder haben. Von der Rente könnte ich die 2,5 % Indexplus abzwacken, verzichte dann aber zweimal pro Monat auf Pizza mit der Familie beim Lieblingsitaliener.
Glaube da will jemand schnell seine Verluste ausgleichen.