Ausschlaggebend für den wichtigen Auftaktsieg war Thomas Grün zufolge einmal mehr die defensive Leistung seines Teams: „Besonders in der zweiten Hälfte haben wir hier einen Zahn zugelegt. Nach der Pause war unsere Trefferquote besser, wobei wir einige einfache Körbe vergaben. Insgesamt ist es jedoch bei uns stets die Verteidigung, die den Unterschied macht.“ Dabei lag das Team von Coach Franck Mériguet in der ersten Halbzeit zwischenzeitlich mit einer Differenz von 16 Punkten im Hintertreffen (25:41). Genau wie im dritten Halbfinale gegen Düdelingen, als die Escher nach 11‘ bereits 17:29 zurücklagen, konnten sie das Spiel erneut zu ihren Gunsten drehen. Grün zufolge müssen er und seine Teamkollegen herausfinden, warum sie immer wieder ins Hintertreffen gelangen, denn eine Aufholjagd kostet Kraft. „Das sollte eigentlich nicht passieren. Andererseits zeigt es den Charakter und das Herz der Mannschaft, weil wir jedes Mal in der Lage waren, zurückzukommen.“
Während die Amicale sowohl im Viertel- als auch im Halbfinale nach zwei Begegnungen durch war, musste sich Esch jeweils durch drei intensive und physische Partien kämpfen. „In der Theorie hätte Steinsel frischer sein müssen. Doch im Basketball spielen halt glücklicherweise viele Faktoren eine Rolle“, so der Nationalspieler, der jedoch zugibt, dass man die sechs Spiele in den Beinen spürt. Der Sieg zum Auftakt der Finalserie in Steinsel war dem Nationalspieler zufolge enorm wichtig. Das Heimrecht habe man sich somit für das zweite Finale vor dem eigenen Publikum quasi zurückerkämpft. „Das ist sehr wertvoll. Denn Steinsel steht jetzt bei uns unter Erfolgszwang. Nachdem wir das Heimspiel im Halbfinale abgegeben haben, haben wir uns jedenfalls fest vorgenommen, dass uns das binnen kurzer Zeit kein zweites Mal passiert“, erklärt der Nationalspieler. Grün spricht dabei die bittere 54:84-Niederlage im ersten Halbfinale gegen den T71 an.
Im Nachhinein kann der ehemalige Profi der Niederlage jedoch etwas Positives abgewinnen: „Den Charakter des Teams habe ich ja bereits erwähnt … Nach einer solchen Niederlage gibt es zwei Optionen: Entweder man bricht auseinander oder man wächst zusammen. Wir haben die richtige Reaktion gezeigt, auch wenn diese Niederlage wehtat. ‚Villäicht war et zu deem Moment ganz gutt, datt mer esou eng op den Deckel kruten‘“, meint er lachend. Nach dem verlorenen Pokalfinale und einigen Höhen und Tiefen scheinen die Spieler aus der Minettemetropole zum richtigen Zeitpunkt in optimaler Form zu sein. Auch wenn sich der Basket Esch laut Grün durch den Sieg eine gute Basis verschafft hat, bremst er die Euphorie: „Wir dürfen uns auf keinen Fall zurücklehnen. Im Gegenteil, im zweiten Spiel müssen wir noch aggressiver in die Partie starten.“
Ein neuer Lebensabschnitt
Auf seine Rolle beim Basket Esch angesprochen, erklärt der 28-Jährige, dass er versucht, die Erfahrung als langjähriger Profispieler mit einfließen zu lassen: „Ich befand mich in meiner Karriere öfters in Drucksituationen. Ich versuche einerseits, Ruhe ins Spiel zu bringen, und andererseits auch mal lauter zu werden, wenn ich das Gefühl habe, dass es notwendig ist“, so Grün, der nach seinen Stationen in Ehingen Urspring und Nancy von 2016 bis 2022 bei den Gladiators Trier in der 2. Bundesliga (Pro A) unter Vertrag stand und dort sogar Kapitän des Teams war. Wenn es verlangt wird, übernimmt er auch Verantwortung, so wie im zweiten Halbfinale gegen den T71, als er den entscheidenden Korb in den Schlusssekunden erzielte: „In Düdelingen entschied der Trainer, dass ich angreife. Das nächste Mal ist es vielleicht ein anderer Spieler, der im Rhythmus ist und für den wir dann spielen. Wir haben eine ganze Reihe guter Spieler im Kader, da versucht jeder, seinen Teil dazu beizutragen“, so der Nationalspieler, der betont, dass es seine Rolle ist, das Spiel zu organisieren, seine persönliche Statistik für ihn jedoch nicht prioritär ist.
Wir dürfen uns auf keinen Fall zurücklehnen. Im Gegenteil, im zweiten Spiel müssen wir noch aggressiver in die Partie starten.
Für Thomas Grün hat seit dieser Saison ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Mit dem Beenden seiner Profikarriere hat er sich entschieden, zurück nach Luxemburg zu kommen, um ins Berufsleben zu starten und Basketball „nur“ noch als Hobby auszuüben. An den neuen Rhythmus hat sich der 28-Jährige mittlerweile gewöhnt: „Anfangs war ich etwas müde, doch ich muss zugeben, dass es weniger schlimm war, als ich es mir vorgestellt hatte. (lacht) Es klingt vielleicht blöd, aber ich habe mit meinen 28 Jahren noch nie zuvor gearbeitet, da der Basketball bisher mein Job war. Ich habe für mich entschieden, dass das Leben neben dem Basketballplatz genauso wichtig ist. Wenn ich auf dem Spielfeld stehe, ist und bleibt Basketball jedoch die absolute Priorität. Mein Leben ist jetzt allerdings nicht mehr 24/7 dem Basketball gewidmet … Es sind nun ein paar Stunden weniger Basketball am Tag“, so der ehemalige Profi mit einem Schmunzeln.
Euphorie bremsen
Gleich in seinem ersten Jahr in Luxemburg steht Thomas Grün nach dem Pokalendspiel im März, das die Escher gegen die Etzella verloren, zum zweiten Mal in dieser Saison in einem Finale. Der 28-Jährige gibt zu, dass er enttäuscht gewesen wäre, wenn es diese Saison zu keinem Endspiel gereicht hätte. „Doch nur weil es mein Ziel war, heißt das nicht, dass es auch klappt. Mein Kompliment geht an die zwölf Spieler des Kaders. Es sind diese Leute, die jeden Abend im Training sind und stets Einsatz zeigen, die uns in beide Finals geführt haben. Es wäre natürlich schön, wenn es mit dem Titel klappen würde. ‚Mee ech paken Holz un …‘ Wir haben bisher lediglich ein Spiel gewonnen.“ Der ehemalige Profispieler bleibt demnach vorsichtig.
Am Mittwochabend stellt sich heraus, ob Esch auf 2:0 erhöhen kann und damit am Wochenende einen ersten Matchball erhält oder die Amicale die Serie ausgleichen wird.
Play-off-Finale, 2. Spiel: Basket Esch – Steinsel, heute, 20.15 Uhr
Finalserien, das kann die Amicale Steinsel. Im letzten Jahr ging das Team von Trainer Etienne Louvrier bekanntlich über die volle Distanz von fünf Spielen, bis es die Meister-Trophäe in Empfang nehmen durfte. Und dass Steinsel Comeback-Qualitäten besitzt, das zeigte sich auch schon vor zwölf Monaten. Damals verloren Noah Medeot und seine Teamkollegen das erste Finalspiel vor heimischer Kulisse gegen den T71 Düdelingen. Im folgenden Auswärtsspiel in der „Forge du Sud“ meldete sich der spätere Meister dann jedoch zurück und gewann knapp mit 89:82, um sich im anschließenden Heimspiel zwei Matchbälle zu sichern. Der Basket Esch ist demnach vorgewarnt, denn gegen ein Déjà-vu hätte man im Steinseler Lager sicherlich nichts einzuwenden. (J.Z.)
Programm
Play-off-Finale („best of five“):
1. Spiel:
Steinsel – Esch 74:79
2. Spiel, Mittwoch, 19. April:
20.15: Esch – Steinsel
3. Spiel, Samstag, 22. April:
20.15: Steinsel – Esch*
4. Spiel, Samstag, 29. April (falls nötig):
20.00: Esch – Steinsel
5. Spiel, Montag, 8. Mai (falls nötig):
20.15: Steinsel – Esch
* Sollte Esch am Mittwoch mit 2:0 in Führung gehen, wird das 3. Spiel auf Sonntag, 18.00 Uhr verlegt
De Maart
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