
Was ist denn bloß los mit unserer Regierung? Kaum läuft die Oktav, schon geht es in der Führungsetage des Marienländchens drunter und drüber. Der Grand Luc versteht sich vom Nationalvorstand seiner Partei, dem Koalitionspartner und dem gemeinen Volk unverstanden. Der Versuch, mit der Mathematiklehrerin aus Esch für Aufklärung zu sorgen, scheiterte kläglich.
Das verspricht einen heißen Sommer, denkt sich der Politflüsterer, denn in Esch hat man es nicht so mit den Zahlen. Dort wurde am Mittwoch die wohl zweitteuerste Sportinfrastruktur des Landes eingeweiht. Ein Trainingskomplex mit zwei großen Hallen, drei Kampfsportsälen, einer Kletterwand, einem Kraftraum und einem administrativen Trakt mit Brasserie. Für 56,2 Millionen Euro, laut Gemeindeverantwortlichen. Die Opposition rechnet dagegen 78 Millionen Euro vor, was dann in Luxemburg nur noch von der Coque getoppt würde.
Für Sportminister Georges Mischo ist mit der Eröffnung ein dream true geworden, wie er auf Social Media kundtat. Als er noch Bürgermeister war, da war sein Traum, aus Esch die Sporthauptstadt des Landes zu machen. Doch dann platzten die Arena und das Sportmuseum, während der neue Trainingskomplex immer teurer wurde und immer mehr Verspätung bekam. Gleichzeitig setzte der tabellarische Abstieg der Escher Vereine in den populären Mannschaftssportarten ein. Von einer Sporthauptstadt ist man momentan weit entfernt, findet jedenfalls der Politflüsterer, der nevertheless die neuen Hallen rather fancy findet, um es in den Worten Mischos zu sagen.
Schick war auch die Idee, das Bändchendurchschneiden einmal anders zu zelebrieren. Die Schere wurde per Drohne geliefert. Blöd nur, dass die Journaille nicht auf den für sie reservierten Stühlen Platz genommen hatte. Das Bild der mit der Spitze nach unten schwebenden Schere über den Köpfen der in der Berichterstattung zur schicken neuen Halle allzu kritischen Journalisten hätte den Verantwortlichen sicher gut gefallen, mutmaßt der Politflüsterer.
Wie auch immer, die Anwesenden kamen ohne Loch im Kopf nach Hause und staunten nicht schlecht, als die Schere mit einer weiteren Schere vom Drohnenseil getrennt wurde, um dann zum Bändchenschneiden verwendet zu werden. Das Motto „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht“ gilt also nicht nur für die neuen Trainingshallen. Darüber wurde anschließend bei einem von der Gemeinde kredenzten Bier gewitzelt. Béier wéi fréier gab es übrigens keins, dafür puren Happ a Malz aus Wiltz. Da fragt sich der Politflüsterer dann doch, wo das alles noch mit Esch hinführen soll. (Philip Michel)

De Maart

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