Montag22. Dezember 2025

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Alain spannt den BogenMit den Solistes Européens Luxembourg und Sabine Weyer in die Sommerpause

Alain spannt den Bogen / Mit den Solistes Européens Luxembourg und Sabine Weyer in die Sommerpause
Richard Galliano war „Special Guest“ in der Philharmonie Copyright: Michal Stolorz

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Die Spielzeit der Philharmonie neigt sich nach und nach dem Ende zu, doch das Publikum darf sich auch im Juni auf tolle Konzerte freuen. Die Solistes Européens Luxembourg verabschiedeten sich letzte Woche hochkarätig in die Sommerpause, während die luxemburgische Pianistin Sabine Weyer und der russische Cellist Dimitri Maslennikov eine aufregende CD auf den Markt bringen.

Das letzte Saisonkonzert der Solistes Européens Luxembourg schloss eine eher durchwachsene Spielzeit auf einem hohen spielerischen Niveau ab. Das groß besetzte Ensemble, in dem man etliche neue Gesichter erkennen konnte, präsentierte sich in Bestform und agierte präzise und homogen. Das Programm war mit orchestralen Auszügen aus der Oper Carmen und den beiden Arlésienne-Suiten demnach fast ganz auf Georges Bizet zugeschnitten. Dazwischen begeisterte uns Stargast Richard Galliano mit seinem einmaligen Akkordeonspiel. Das war französische „Art de vivre“ und die Farben und Gerüche der Provence waren in jedem Stück spürbar. Das Wechselspiel zwischen Bizets schönen Melodien und Gallianos Eigenkompositionen gefiel und verlieh diesem Konzertabend seinen besonderen Charme. Und vor allem entdeckte man in Galliano nicht nur einen überragenden Instrumentalisten, sondern auch einen wunderbaren Komponisten.

Christoph König beim Abschlusskonzert der SEL
Christoph König beim Abschlusskonzert der SEL Copyright: Michal Stolorz

La Valse à Margaux, Contrastes, Madreperla, diese drei Werke zeigten die Kunst Gallianos auf schönste Weise. Jedes Werk besaß seinen eigenen Charme und Galliano vermische gekonnt verschiedenen Genres wie Klassik, Tango, Jazz und World. Zwischen virtuosen Momenten und Melodien der Stille bot der Musiker so alles auf, was er auf seinem Instrument hervorzaubern konnte. Christoph König und die SEL waren nicht nur hellhörige Begleiter, sondern sie bestimmten Gallianos Werke als kreative Partner mit. Und das schien allen Musikern hörbar Spaß zu machen. Insbesondere muss man hier das wunderbare Spiel der Flötistin Fruzsina Varga, Soloflötistin des Hungarian Radio Orchestra und der Bayerischen Kammerphilharmonie, herausheben. Am Ende gab es Standing Ovations und zwei Zugaben. Darunter das bekannte Stück Oblivion von Astor Piazzolla, das natürlich an einem solchen sommerlichen und stimmungsvollen Abend nicht fehlen durfte.

Musikalischer Roadtrip

Dass luxemburgische Musiker längst kein Schattendasein mehr führen und mit ihren internationalen und renommierten Kollegen durchaus mithalten können, ist kein Geheimnis mehr. Und so ist auch das rezente Album „An Eastern Trip“ der Pianistin Sabine Weyer und des russischen Cellisten Dimitri Maslennikov ein großer musikalischer Wurf, ein Album, das keine Konkurrenz zu scheuen braucht. Da ist zuerst einmal die tolle Programmauswahl herauszuheben, denn mit dem Duo op. 8 von Miklos Rozsa, der Sonate für Cello und Klavier op.4 von Zoltan Kodaly, der Cellosonate op. 119 von Sergej Prokofiew und Rodion Shchedrins Im Stile von Albeniz (ursprünglich) für Violine und Klavier erlebt der Hörer nicht alltägliche Werke, und das in von Spielfreude, Klangsinnlichkeit und technischer Brillanz quasi überbordenden Interpretationen. Kein Zweifel, Weyer und Maslennikov haben Lust, diese Werke zu spielen und sie an den Hörer weiterzugeben.

Die unwahrscheinliche Differenzierungsfähigkeit von Sabine Weyers Klavierspiel entpuppt sich als ein Glücksfall, jede Nuance, jede Stimmung, jede Melodie erhält ihre Berechtigung und wird in ein wohlausbalanciertes Spiel eingebettet. Die spieltechnischen Fähigkeiten der luxemburgischen Pianistin erlauben ein maximales Ausloten der Musik bis in ihre geheimsten Winkel.

Überragend auch der Cellist Dimitri Maslennikov, dessen warmes Spiel sich bestens mit Weyers dynamischen Ausbrüchen verträgt und diese dann oft mit einem sehr weichen und lyrischen Spiel kontrastiert. Die Bogenführung ist perfekt und der Cellist erreicht immer wieder unbeschreiblich intensive Momente des Innehaltens.

Die völlige Hingabe der beiden Solisten merkt man am besten in den vielen, immer wieder wechselnden Stimmungen, die jedem Werk eine besondere Lebendigkeit verleihen. Dies wirkt sich dann natürlich auch sehr positiv auf die Farbpalette aus, die, das muss man sagen, hier enorm vielseitig und bestens aufeinander abgestimmt ist. Spieltechnisch ist „An Eastern Trip“ ein absoluter Genuss, sodass man als Hörer diese musikalische Reise in vollen Zügen genießen kann.