„Positiv bleibt festzuhalten: Man spricht miteinander. Das ist besser, als sich gegenseitig mit Nuklearstreitkräften zu drohen oder diese in Stellung zu bringen.“ So lautet eine der Einschätzungen von Militärexperte Markus Reisner zum Spitzentreffen zwischen Trump und Putin. Doch am Ende sei das Treffen weit von den Erwartungen Donald Trumps entfernt zu Ende gegangen. „Im Raum stand kurzfristig ein mögliches vorläufiges Aussetzen der russischen Luftangriffe auf ukrainische Städte – diese Absicht konnte bisher jedoch nicht bestätigt werden.“
Reisner ist Oberst im österreichischen Bundesheer, promoviert in Geschichte und Rechtswissenschaften und zählt zu den meistgefragten Experten zum Ukraine-Krieg. Das Tageblatt hat bereits mehrfach mit ihm über die aktuellen Entwicklungen des Krieges gesprochen.
„Russland hat seine Bedingungen gegenüber der Ukraine deutlich und kompromisslos formuliert: Dazu zählen die Anerkennung aller besetzten Gebiete als russisches Territorium, die vollständige Abtretung des Oblast Donezk – was russischen Truppen einen kampflosen Durchbruch ermöglichen würde – sowie der dauerhafte Ausschluss einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine. Zusätzlich wird eine Lockerung der Sanktionen gegen Russland gefordert“, resümiert es Reisner. Nun laute die Frage: Wird die Ukraine bereit sein, diese Forderungen zu akzeptieren?
„Trump spielt den Ball damit an die Ukraine und Europa“, sagt Reisner. Am Montag werde man sehen, was bei einem Treffen zwischen Trump und Selenskyj herauskommen wird. Ein Telefonat Trumps mit europäischen Staatschefs soll in „angespannter Stimmung“ verlaufen sein – Hauptthema waren mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
„Putin spielt auf Zeit – und das erfolgreich: Jeder Tag ohne Einigung kommt der russischen Armee zugute. Die politische Strategie folgt der militärischen Taktik. Eine weitere Phase langwieriger Gipfeldiplomatie ist zu erwarten“, sagt Reisner. US-Außenminister Rubio formuliere es klar: „Es wird noch ein langer Weg!“
„Es ist offensichtlich, dass es den USA derzeit nicht gelingt, Putin zu einem raschen Kriegsende zu bewegen. Diese Dynamik bleibt international nicht unbemerkt. Der globale Süden, angeführt von China, sieht sich in seinem Kurs bestätigt. Dem globalen Norden hingegen – unter Führung der USA – gehen zunehmend die Handlungsoptionen aus“, lautet das Fazit des Experten. (joé)
De Maart
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