30. Dezember 2025 - 7.55 Uhr
Australien„Meine Seele bat mich, das zu tun“ – Der Held von Bondi spricht
Zwei Wochen nach der Terrorattacke am Bondi Beach hat Ahmed al Ahmed erstmals ausführlich über jene Momente gesprochen, in denen er sein Leben riskierte, um Dutzende Menschen vor dem sicheren Tod zu bewahren. „Ich spürte etwas, eine Kraft in meinem Körper, meinem Gehirn“, sagte der 43-jährige Familienvater in einem Interview mit CBS News.
Es sollte ein Abend der Freude werden. Hunderte Menschen hatten sich am 14. Dezember am Bondi Beach versammelt, um gemeinsam die erste Nacht von Chanukka – dem jüdischen Lichterfest – zu feiern. Doch gegen Abend eröffneten zwei Terroristen das Feuer auf die Menschenmenge. Panik brach aus. Menschen warfen sich zu Boden, Kinder schrien, Eltern versuchten verzweifelt, ihre Familien in Sicherheit zu bringen. In diesen Momenten purer Angst, als die meisten nur noch an Flucht dachten, entschied sich Ahmed al Ahmed für das genaue Gegenteil.
„Ich sprang ihm auf den Rücken und schlug ihn“, erinnerte sich der zweifache Vater nun in seinem ersten ausführlichen Interview seit der Attacke. „Lass deine Waffe fallen, hör auf mit dem, was du tust“, habe er dem Schützen zugerufen. „Nein, ich machte mir um nichts Sorgen. Mein Ziel war es nur, ihm die Waffe wegzunehmen und ihn davon abzuhalten, einen Menschen zu töten.“ Er habe nicht sehen wollen, wie Menschen vor ihm getötet werden, er habe kein Blut sehen, die Waffe nicht hören und keine Menschen schreien hören wollen. Über seine Entscheidung, einzugreifen, findet er schließlich die Worte, die sein Handeln vielleicht am besten erklären: „Meine Seele bat mich, das zu tun.“
Ein Kaffee, der zum Wendepunkt wurde
Der Vater aus dem Sutherland Shire im Süden Sydneys war an diesem Abend eigentlich nur zufällig in Bondi. Er trank gerade mit einem Freund Kaffee, als er die Schüsse hörte, berichteten seine Eltern später dem australischen Sender ABC. Doch als der Geschäftsmann sah, wie der Schütze in schwarzem Hemd und weißer Hose vom Parkplatz aus auf die wehrlosen Menschen feuerte, zögerte er nicht.
Dramatische Videoaufnahmen, die um die Welt gingen, zeigen, was dann geschah: Ahmed, in einem hellblauen oder weißen Hemd, schlich sich geduckt zwischen geparkten Autos hindurch. Er nutzte jede Deckung, kam dem Schützen immer näher, während dieser weiter auf die Menge feuerte. Dann, in einem Moment höchster Gefahr, sprang Ahmed auf. Er warf sich auf den bewaffneten Mann, umklammerte ihn, rang mit ihm. Sekunden, die sich wie Ewigkeiten anfühlen. Der Schütze wehrte sich, hielt die Waffe fest. Doch Ahmed gab nicht auf. Er brachte den Attentäter aus dem Gleichgewicht und riss ihm das Gewehr aus den Händen. „Er sah, wie Menschen starben und ihr Leben verloren, und als dem Schützen die Munition ausging, nahm er sie ihm ab – wurde aber selbst getroffen“, sagte seine Mutter dem Sender ABC.
Der hohe Preis des Mutes
Und Ahmed, der gerade noch Leben gerettet hatte, wurde selbst zum Opfer: Nach Angaben seiner Eltern wurde er vier- bis fünfmal in die Schulter geschossen, er musste mehrmals operiert werden. Laut ABC wurde er am Sonntag nun aber aus dem St. George Hospital in Sydney entlassen.
Die Bilanz des Terrors, der sich gegen jüdische Menschen richtete, ist verheerend: 15 Personen verloren ihr Leben, Dutzende wurden verletzt. Auch einer der Attentäter – ein Vater-Sohn-Duo, das mutmaßlich von der Terrororganisation Islamischer Staat inspiriert wurde – wurde von der Polizei erschossen. „Ich weiß, dass ich viele Menschen gerettet habe – unschuldige Kinder und Frauen“, sagte Ahmed nachdenklich in dem Interview. „Ich weiß, dass ich viele gerettet habe, aber ich empfinde immer noch Trauer für die Verlorenen.“
Keine Unterschiede zwischen Menschen
Ahmeds Eltern, Mohamed Fateh al Ahmed und Malakeh Hasan al Ahmed, die erst vor wenigen Monaten aus Syrien nach Sydney kamen, betonten, ihr Sohn habe gehandelt, um alle zu schützen – unabhängig von Herkunft oder Glauben. „Als er das tat, was er tat, dachte er nicht an die Herkunft der Menschen, die er rettete, der Menschen, die auf der Straße starben“, sagte sein Vater. „Er diskriminiert nicht zwischen Nationalitäten. Gerade hier in Australien gibt es keinen Unterschied zwischen den Bürgern.“
Auch in seiner syrischen Heimat Al Nayrab, die Ahmed Mitte der 2000er Jahre verließ, um in Australien ein neues Leben zu beginnen, ist der Stolz auf den Vater zweier kleiner Töchter groß. „Ahmed ist ein mutiger und ehrenwerter junger Mann. Er kann Ungerechtigkeit oder Korruption nicht tolerieren. Er lehnt Unrecht und Niederträchtigkeit ab“, sagte sein Onkel Wahid al Ahmed im ABC-Interview.
Ahmeds Mut hat Menschen weltweit bewegt: Mehr als 43.000 Spender aus aller Welt trugen über 2,5 Millionen australische Dollar (rund 1,4 Millionen Euro) zusammen, um ihm für seine Heldentat zu danken.
De Maart
Dieser Mann ist ein richtiger Held und sollte als solcher auch anerkannt werden, er hat richtig gehandelt...während andere nur weggelaufen sind....