In Deutschland liegt das gesetzliche Alter für den Eintritt in die Rente ab dem Jahrgang 1964 bei 67 Jahren. Viele Berufstätige wünschen sich jedoch einen früheren Renteneintritt, wie eine Studie des Marktforschungsinstitutes Civey im Auftrag des deutschen Demographie-Netzwerks (ddn) zeigt. Für die Studie wurden 2.500 Berufstätige verschiedener Altersgruppen befragt. Etwas mehr als 63 Prozent der Befragten wollen demnach spätestens mit 63 Jahren in Rente gehen.
Im Vergleich zu den Vorjahren habe die Bereitschaft, länger zu arbeiten, zwar etwas zugenommen, zeigt die Studie. Gleichzeitig hätte sich aber jeder Dritte, der über 65 Jahre alt ist und noch arbeitet, einen früheren Renteneintritt gewünscht. Für die Studie wurden in verschiedenen Altersgruppen Faktoren in den Blick genommen, die die Bereitschaft, länger zu arbeiten, beeinflussen könnten. Eine wichtige Rolle spielen zum Beispiel die Arbeitszeit, das Gehalt und körperliche Belastung oder Stress. So gaben 41,1 Prozent der Befragten an, dass sie bereit seien, länger zu arbeiten, wenn sie ihre Arbeitszeit frei wählen könnten. Eine ebenso große Rolle spielen das Gehalt (40 Prozent) und die Belastung am Arbeitsplatz (38,7 Prozent). Von den Befragten ebenfalls häufig als Grund zum Bleiben genannt: die Wertschätzung durch Vorgesetzte (30,2 Prozent).
Eine Rolle für das längere Verbleiben am Arbeitsplatz spielt laut der Studie auch die berufliche Position und Bildung. So wünschen sich 69,3 Prozent der Arbeiter einen Renteneintritt vor 63, bei den Angestellten sind es 70,5 Prozent. Dagegen können sich leitende Angestellte häufiger vorstellen, länger zu arbeiten: 55,4 Prozent der Befragten wünschen sich einen Ruhestand vor 63, nur 24,7 Prozent wollen mit 61 oder früher aufhören, zu arbeiten. Zum Vergleich: Unter den Arbeitern und Angestellten äußern rund 40 Prozent den Wunsch nach der Rente mit 61 oder früher. Auch Karrieremöglichkeiten, die sich zum Beispiel durch ein absolviertes Studium ergeben, können Arbeitnehmer laut Studie dazu bringen, länger im Beruf zu bleiben.
Grundsätzlich müssen wir feststellen, dass es bei der Mehrheit der Erwerbstätigen nach wie vor keine Bereitschaft gibt, auch nur bis zum derzeit gültigen Renteneintrittsalter zu arbeiten
Die Studienergebnisse zeigen auch: Erwerbstätige verschiedener Altersgruppen wollen unterschiedlich lange im Job bleiben. Nur acht Prozent der 40- bis 49-Jährigen wollen über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten, bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 17 Prozent. In der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen sinkt der Anteil wieder auf 13 Prozent. „Der bekannte Trend, dass Menschen im Laufe des Arbeitslebens ihr gewünschtes Austrittsalter nach oben korrigieren, könnte ins Wanken geraten sein“, sagt Arbeitswissenschaftlerin Melanie Ebener von der Bergischen Universität in Wuppertal, die die Studie fachlich begleitet hat. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen sei die Bereitschaft verhältnismäßig hoch: Zwar hätte sich jeder Dritte einen früheren Renteneintritt gewünscht, 32 Prozent aus der Altersgruppe sind aber auch bereit, länger zu arbeiten. „Wer eine längere Beschäftigung für viele ermöglichen will, müsste der Frage nachgehen, welche Voraussetzungen bei diesen Menschen erfüllt waren, die bei allen anderen nicht erfüllt sind“, so Ebener.
Arbeitserfahrung spielt eine Rolle
Laut der Arbeitswissenschaftlerin spielt für die Bereitschaft, das Rentenalter nach hinten zu verschieben, die persönliche Arbeitserfahrung eine große Rolle. Perspektiven für ältere Mitarbeiter und Respekt diesen gegenüber scheinen nur eine zweitrangige Rolle zu spielen, wenn es um den Verbleib im Job geht. „Wenn Arbeitszeit, Gehalt, Belastung und Stress nicht stimmen, dann wird auch eine positive ,Alterskultur‘ im Unternehmen nichts rausreißen“, so Ebener.
„Die Arbeit, die ich mache, bedeutet mir viel“: Dieser Aussage stimmen sieben von zehn Befragten der Studie zu. „Ein allzu düsteres Bild der deutschen Erwerbsbevölkerung ist also nicht gerechtfertigt“, sagt Ebener. Niels Reith, Vorstandsmitglied des ddn, sieht dennoch Handlungsbedarf. „Grundsätzlich müssen wir feststellen, dass es bei der Mehrheit der Erwerbstätigen nach wie vor keine Bereitschaft gibt, auch nur bis zum derzeit gültigen Renteneintrittsalter zu arbeiten. Für Unternehmen ist das keine gute Nachricht“, so Reith. Der Fachkräftemangel könne sich nach dem Renteneintritt der Generation der Babyboomer so noch einmal verschärfen.
		    		
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Wer nicht ????????????'