EditorialMehr Respekt bitte: Über die zunehmenden Aggressionen gegen Jugendschiedsrichter

Editorial / Mehr Respekt bitte: Über die zunehmenden Aggressionen gegen Jugendschiedsrichter
Vor allem im Jugendsport nehmen die Aggressionen gegen Schiedsrichter in letzter Zeit zu Foto: Gerry Schmit

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Niemand im Sport ist tagtäglich einer derartigen Kritik ausgesetzt, doch ohne sie geht überhaupt nichts: Die Schieds- und Kampfrichter. Weder im Jugend- und Breitensport noch im Spitzensport kann auf sie verzichtet werden, denn gerade sie sorgen dafür, dass es in einem Spiel oder bei einem Wettkampf nach den Regeln abläuft. Man möchte sich gar nicht erst vorstellen, wie solche Wettbewerbe ohne sie verlaufen würden. Dies scheint jedoch noch immer nicht bei jedem auf den Tribünen angekommen zu sein.

Dass nicht immer jeder mit den Entscheidungen, die getroffen werden, einverstanden ist, scheint nur logisch. Den Sport prägen nun einmal viele Emotionen, für Vereine und Sportler geht es um viel, und dass es dann auch einmal Diskussionen gibt, vor allem, was Tatsachenentscheidungen betrifft, ist normal. Damit dürfte sicherlich auch kein Schiedsrichter ein Problem haben. Doch bei dem, was kürzlich im luxemburgischen Basketball passiert ist, vergeht einem schlichtweg das Lachen. Am 9. März wurde bei einer Partie der Fillettes – die Kategorie der U14 – ein noch minderjähriger (!) Schiedsrichter von einem Elternteil einer Spielerin verbal und physisch angegriffen und musste sich auch von anderen Eltern und Zuschauern wüste Beschimpfungen anhören. Ein Vorfall, der zu denken gibt, zumal die Vereinigung der luxemburgischen Basketballschiedsrichter darauf hinweist, dass sich derartige verbale Aggressionen bei Jugendspielen, die oft auch von Nachwuchsschiedsrichtern geleitet werden, in letzter Zeit häufen.

Da stellt man sich tatsächlich die Frage, was in solchen Köpfen vorgeht. Würden diese Eltern wirklich wollen, dass ihren eigenen Kindern so etwas bei einem Basketballspiel widerfährt? Sicherlich nicht. Fehler sind menschlich, dies trifft nicht nur auf Sportler, sondern auch auf Schiedsrichter und Kampfrichter zu. Gerade im Jugendsport müsste der gegenseitige Respekt voreinander doch im Mittelpunkt stehen. Denn wo sonst sollen junge Unparteiische lernen, wenn nicht dort, wo auch die jungen Sportler ausgebildet werden? Mehr Verständnis füreinander, das wäre gerade hier wünschenswert. Und dabei ist es „nur“ ein Jugendspiel in Luxemburg und nicht die Weltmeisterschaft oder das Titelspiel in der NBA. Etwas, worauf auch viele Vereine in ihren Hallen inzwischen mit unterschiedlichsten Schildern hinweisen. 

Dass es immer schwieriger wird, freiwillige Helfer zu finden, das ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch den nationalen Sport zieht und auch auf die Schiedsrichter zutrifft. Wer will sich schon jedes Wochenende beschimpfen lassen? So verjagt man nur noch die wenigen, die sich im Schiedsrichterwesen überhaupt noch versuchen wollen.

An den vergangenen beiden Wochenenden wurde im Basketball nun ein Zeichen gesetzt und die Play-off-Spiele der Herren bzw. die Partien in der Titelgruppe der Damen erst mit Verzögerung angepfiffen. Eine wichtige Aktion, die jedoch riskiert, auf den Tribünen schnell wieder in Vergessenheit zu geraten. Umso wichtiger sind weitere Aktionen. In der Vergangenheit gab es diverse Kampagnen, im Basketball gehen inzwischen erfahrene Schiedsrichter in Vereine, um Ausbildungsstunden für junge „Referees“ zu halten. Vielleicht sollten sich die angesprochenen Eltern auch einmal für einen Schnupperkurs melden – schaden würde es auf jeden Fall nicht. Am Ende sollte nämlich gerade im Jugendsport für alle Seiten der Spaß im Vordergrund stehen.