Wie geht es dem Luxemburger Einzelhandel und wie hat er sich in den vergangenen Jahren entwickelt? Antworten auf diese Fragen soll der „Retail Report“ liefern, der am Montag zum insgesamt dritten Mal vorgestellt wurde. Untersucht werden zum Beispiel die Lage, die Entwicklung und die geografische Verteilung von Geschäften, Cafés, Restaurants und Lebensmittelverkäufern im Lande. Der Bericht ist Teil der 2016 gestarteten Initiative „Pakt pro Commerce“, die die Entwicklung des lokalen Handels unterstützen soll.
Zwischen 2023 und 2024 ist der Leerstand in den Stadtzentren und auch im ländlichen Raum leicht zurückgegangen (von 12,3% auf nun 11,9%). Damit liegt Luxemburg laut Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) mehr oder weniger auf dem Niveau der Großregion. Allerdings ist ein Wandel festzustellen. Der Einzelhandel verliert in der Geschäftswelt an Bedeutung (von 37,5% im Jahr 2019 auf 33,6% Ende 2024), während der Horeca-Bereich zulegt. In anderen Worten: Cafés und Restaurants ersetzen traditionelle Einkaufsläden. Und es gibt eine deutliche Differenz zwischen dem Leerstand in den Innenstädten (14,3%) und in den Einkaufszentren (7,8%)
1,1 Millionen Quadratmeter Geschäftsfläche gibt es in Luxemburg. 5,3% mehr als 2019, aber weniger als das Bevölkerungswachstum in diesem Zeitraum (+7,4%). So geht der Durchschnittswert auf 1,66 m2 Einkaufsfläche pro Einwohner zurück, was laut Delles u.a. auf den Onlinehandel zurückzuführen ist.
Im Detail betrachtet ist der große Gewinner der Lebensmittelhandel. Die Branche ist fast die einzige, die einen starken Zuwachs an Verkaufsfläche vorweisen kann. Seit 2019 sind gut 100 Lebensmittelgeschäfte hinzugekommen. Insgesamt gibt es 1.127 Stück, darunter sechs „Hypermarchés“ (zwischen 5.000 und 10.000 m2) und 13 „Grandes Surfaces“ (über 10.000 m2), also insgesamt 19 Einkaufszentren. Die Lebensmitteldiscounter (Aldi, Lidl und Co.) sind derweil auf dem Vormarsch (+35% in fünf Jahren).
Weniger Bäckereien, Metzgereien und Kneipen
Während der Lebensmittelhandel boomt, ist das Lebensmittel-Handwerk in der Krise. Es gibt immer weniger Bäckereien oder Metzgereien im Land, dafür aber 2,4% mehr Restaurants, was prozentual weniger ist als das Bevölkerungswachstum im gleichen Zeitraum. Während die Zahl der Cafés und Bars weiter zurückgeht (-9% seit 2019), haben die Fast-Food-Läden einen rasanten Zuwachs zu verzeichnen (+23%). Interessant ist auch die Entwicklung in der Modebranche: Es gibt zwar immer weniger Geschäfte (-11,2%), dafür aber mehr Geschäftsfläche (+0,7%). Das könnte bedeuten, dass die Läden der großen Kleidermarken die kleinen privaten Kleiderboutiquen verdrängen.
Im Großen und Ganzen kann zusammengefasst werden, dass die großen Tendenzen aus dem Vorjahr bestätigt wurden. Vorsichtig optimistisch präsentierten demnach Wirtschaftsminister Lex Delles, Handelskammer-Direktor Carlo Thelen und Tom Baumert vom „Observatoire national des PME“ die neuesten Zahlen. Laut Thelen sind die Hauptsorgen des Sektors die Kosten der Arbeit, der Fachkräftemangel sowie die hohen Energiepreise und Zinsen. Trotzdem seien die „Tendenzen positiv“, doch müssten sie sich noch bestätigen.
Die Daten des „Retail Report“ basieren auf dem Handelskataster, für den seit 2019 landesweit Daten erhoben werden. Alle sechs Monate werden die Zahlen aktualisiert. Interessierte Unternehmer können sich auf dem Portal localyze.lu registrieren und von diesem Datenreichtum profitieren.

Drei Fragen an Wirtschaftsminister Lex Delles
Tageblatt: Sie planen die Liberalisierung der Öffnungszeiten im Einzelhandel. Gut möglich, dass das v.a. den großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese entgegenkommt. Die kleinen Geschäfte mit wenig Personal können da nicht mithalten. Beschleunigen sie dadurch nicht das Ladensterben in den Innenstädten und auf dem Land?
Lex Delles (DP): Nein, für mich ist es das Gegenteil. Ein großes Einkaufzentrum wird genau überlegen, ob es zwei Stunden länger geöffnet bleibt. Ein kleines Geschäft kann dagegen agil und kurzfristig reagieren. Ich bin der Meinung, dass der Gesetzgeber das nicht blockieren soll. Ein Selbstständiger soll selber über seine Öffnungszeiten bestimmen können.
Längere Öffnungszeiten gehen also nicht auf Kosten kleinerer Geschäfte?
Nein, ich sage, dass längere Öffnungszeiten von Einkaufzentren nicht auf Kosten der kleineren Geschäfte gehen.
Welches Ziel verfolgen sie denn konkret mit dem Vorstoß zur Liberalisierung der Öffnungszeiten und auch der Sonntagsarbeit?
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Luxemburg keine Insel ist, sondern vielmehr der Einzelhandel in direkter Konkurrenz zur Großregion und unserer Nachbarländer steht. Da ist es besonders wichtig, den Geschäften die Möglichkeit zu geben, zu öffnen, wie sie es für richtig halten. Zudem ist es ja nicht verpflichtend, länger geöffnet zu bleiben. Und wir reden hier auch nicht von einer Revolution, sondern von einigen Stunden Flexibilität. (Der Gesetzentwurf sieht vor, dass Geschäfte unter der Woche von 5.00 bis 22.00 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen von 5.00 bis 19.00 Uhr öffnen dürfen, d.Red..) Wenn ich mir die Zahlen aus den Einkaufszentren im Norden anschaue, da wird der Umsatz in erster Linie samstags und sonntags gemacht. (P.M.)
De Maart

Dieser Wirtschaftsminister weis nicht von was er spricht.
Leider ist seine Politik konzeptlos und erbärmlicher gehts nicht.
Zurück auf die vorherige Schulbank wäre eine Lösung.