Das Traditionsunternehmen Möbel Martin mit Sitz in Saarbrücken steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In einem internen Schreiben, das der „Saarbrücker Zeitung“ vorliegt, informierte die Geschäftsführung die Mitarbeiter über die angespannte Lage – und kündigte einen massiven Stellenabbau an. Mehr als 300 Arbeitsplätze sollen konzernweit wegfallen.
Möbel Martin, vor mehr als 65 Jahren gegründet, zählt mit acht Standorten im Saarland und in Rheinland-Pfalz zu den größten Einrichtungshäusern der Region. Insgesamt beschäftigt das Familienunternehmen rund 1600 Mitarbeiter. Eine Filiale, die auch von vielen Menschen aus Luxemburg besucht wird, befindet sich in Konz bei Trier.
Entwicklung von Möbel Martin in den letzten Jahren
Dort wurde erst im Jahr 2021 kräftig investiert: 20 Millionen Euro flossen in die Modernisierung des Standorts. Zudem wurde der Service „Kaufen & Abholen“ eingeführt: Kunden bestellen Möbel online und holen sie im Einrichtungshaus ab. Möbel Martin hat außerdem erst im vergangenen Jahr seine Digitalstrategie ausgebaut. Ein großer Schritt war die Übernahme des Mainzer Start-ups Küchenheld, das seit 2018 erfolgreich Küchen über das Internet verkauft.
Die Akquisition erfolgte gemeinsam mit der Fondsgesellschaft Kalodion des saarländischen Unternehmers David Zimmer. Laut Möbel Martin sei dies eine „Win-Win-Lösung“: Küchenheld könne die Digitalisierung vorantreiben, während Möbel Martin seinen Kunden ein optimiertes Online-Einkaufserlebnis bieten wolle. Doch nun steht das Unternehmen vor großen Herausforderungen. Woran liegt das?
In der Krise: Stellenabbau bei Möbel Martin geplant
Entgegen der Tatsache, dass Möbel Martin rote Zahlen schreibt, wächst der Markt für Möbel und Dekoration seit Jahren. Laut der Studie Trends im Handel 2025, die vom Handelsverband Deutschland (HDE) jüngst veröffentlicht wurde, kam es zu einem allgemeinen Branchenwachstum. Der Online-Handel setzt dem stationären Möbelhandel allerdings zu. Für die beratungsintensive Möbelbranche bleibt der stationäre Handel dennoch ein wichtiger Stützpfeiler.
In den vorliegenden Informationen der Geschäftsführung von Möbel Martin an die Belegschaft heißt es allerdings: „Unsere Bilanz zeigt in 2024 deutlich rote Vorzeichen.“ Und: „Wir schreiben im zweiten Jahr Verluste.“
Die anstehende Umstrukturierung betreffe auch das Personal – und zwar in mehreren Bereichen. Verkauf, Logistik und Koordination werden in dem Infoblatt explizit erwähnt. Darum plane Möbel Martin einen massiven Stellenabbau. Bisher seien von den geplanten 330 Arbeitsplätzen bereits 110 über Vorruhestand oder „natürliche Fluktuation“ abgebaut. Kündigungen schließt der Arbeitgeber explizit nicht aus.
Kündigungen bei Möbel Martin: „Wir haben keine Wahl“
Seit der Corona-Krise 2020 stecke die Möbelindustrie „zunehmend in der Krise“, lässt die Geschäftsführung die Mitarbeiter wissen. Lebenshaltungskosten und „politische Unsicherheiten“ hätten dazu geführt, dass sich Kunden bei Neuanschaffungen zurückhalten. Gleichzeitig stiegen die Preise für Rohstoffe und Energie.
Auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung reagiert Nicolas Martin, Sprecher der Geschäftsführung bei Möbel Martin: „Wir bedauern zutiefst, uns von Mitarbeitenden trennen zu müssen. Aber die Krise auf dem Möbelmarkt und die allgemeine Rezession, mit der Deutschland bereits seit zwei Jahren kämpft, lässt uns keine Wahl.“
Wie es für die Beschäftigten von Möbel Martin in Konz weitergeht, bleibt unklar. Die dortige Geschäftsleitung wollte sich nicht zur Lage äußern und verwies auf die Pressestelle in Saarbrücken. Diese war zum Redaktionsschluss am Dienstag, 4. Februar, jedoch noch nicht erreichbar. Deshalb ist derzeit offen, ob auch am Standort Konz Entlassungen anstehen.
De Maart
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