31. Dezember 2025 - 8.48 Uhr
RetroMedaillen, Tränen und Trainerwechsel: Der Rückblick auf ein ereignisreiches Sportjahr 2025
Medaillen des Jahres: Historisch: Damit wäre die Hallen-Saison 2025 von Sprinterin Patrizia Van der Weken in einem Wort beschrieben. Ungeschlagen reiste sie im März zur Hallen-Europameisterschaft im niederländischen Apeldoorn. Bis dahin hatte sie jedes Rennen, an dem sie teilgenommen hatte, gewonnen. Bei der EM krönte sie ihre starke Form mit der Bronzemedaille über 60 Meter in 7,06 Sekunden. Nach David Fiegen, der 2006 im Freien über 800 Meter Silber gewann, ist sie damit erst die zweite Athletin, die dem Großherzogtum eine EM-Medaille in der Leichtathletik bescherte. Nur zwei Wochen später setzte Van der Weken bei den Hallen-Weltmeisterschaften noch einen drauf: In Nanjing (China) sicherte sie sich in 7,07 Sekunden erneut Bronze und erzielte damit das beste WM-Ergebnis in der Geschichte der luxemburgischen Leichtathletik.

Aufstieg des Jahres: Zum ersten Mal in der Geschichte des luxemburgischen Tennis stieg die Herren-Nationalmannschaft im Februar in die Weltgruppe I des Davis Cup auf. Vor ausverkauftem Haus in der Coque setzten sich Alex Knaff, Chris Rodesch und Co. in den Play-offs mit 3:1 gegen Litauen durch. Im September folgte in Chile für die FLT-Auswahl ersatzgeschwächt (ohne Rodesch) eine 0:4-Niederlage in Chile.
Fairplay des Jahres: Nur die Wenigsten hätten wohl in einer solchen Situation reagiert, wie es Tischtennisspieler Luka Mladenovic getan hat: Im Match seines Teams TTC Zugbrücke Grenzau gegen Grünnwettersbach stand der Luxemburger gegen Tiago Apolonia beim Stand von 10:9 kurz vor dem Sieg. Der Schiedsrichter hatte ihm bereits den Matchpunkt zugesprochen, doch Mladenovic korrigierte diese Entscheidung selbst, weil der Ball des Gegners noch die Tischkante berührt hatte. Es war eine außerordentliche Fair-Play-Geste, denn dadurch verlor er nicht nur den Satz (10:12), sondern auch noch das Match, und das mitten im Abstiegskampf seines Klubs.
Erleichterung des Jahres: „Endlich habe ich die Medaille“ war einer der ersten Sätze, die Marie Schreiber am 2. Februar in der Mixed-Zone von sich gab. Soeben hatte sie beim U23-Rennen der Cyclocross-WM in Liévin (Frankreich) Silber gewonnen. In den beiden Jahren davor musste sie sich als Favoritin auf eine Medaille immer mit Platz fünf zufriedengeben.

Podium des Jahres: Mit ihrem dritten Sieg in Folge sicherte sich Jeanne Lehair Anfang Oktober in Toulouse, der Stadt, in der sie lebt, den Gesamtsieg der Supertri-Serie. Strahlend nahm die Luxemburgerin auf dem Podium die Trophäe entgegen, ehe sie dort von ihrem Lebensgefährten Nathan Lessmann mit einem Heiratsantrag überrascht wurde. „Es war ein perfektes Wochenende“, sagte Lehair später in einem Interview mit dem Tageblatt. 2025 hat die Triathletin auch in der WM-Serie (WTCS) im japanischen Yokohama ihren ersten Sieg gefeiert. In der Gesamtwertung der WTCS belegte sie zum Saisonende Rang sechs.
Sieg des Jahres: „Der schönste Tag meiner Karriere“, sagte Mathieu Kockelmann, kurz nachdem er 18. September die 2. Etappe der Tour de Luxembourg gewonnen hatte. Eine starke Teamleistung der FSCL-Nationalmannschaft vollendete der 21-Jährige, der im August bereits eine Etappe der Tour de l’Avenir für sich entscheiden konnte.
Spiel des Jahres: Es war ein Fußballfest für Groß und Klein: Am 14. November war die deutsche Nationalmannschaft im ausverkauften Stade de Luxembourg zu Gast. Die „Roten Löwen“ bedankten sich mit einer berauschenden Leistung für die Unterstützung der Fans: Mit einem 0:0 ging es in die Pause, danach entschied Nick Woltemade die Partie.

Überraschungscoup des Jahres: Als erster Luxemburger seit Gilles Muller im Jahr 2018 erreichte Chris Rodesch im Juni die Hauptrunde eines Grand-Slam-Turniers. Nach zuvor zwei souveränen Siegen setzte sich der 24-Jährige in der dritten Qualifikationsrunde von Wimbledon sensationell mit 6:3, 6:4, 0:6, 7:6 (7:4) gegen den Ungarn Marton Fucsovics, ehemalige Nummer 31 der Welt, durch und zog ins Hauptfeld ein. Dort unterlag er dann in der ersten Runde dem Chilenen Cristian Garín. 2025 schlug der FLT-Spieler auch in der Qualifikation der French Open und der US Open auf, in der Weltrangliste erreichte er im Juli mit Rang 150 sein bisher bestes Ergebnis.
Trainerwechsel des Jahres: Nach über 15 Dienstjahren als FLF-Nationaltrainer räumte Luc Holtz im August seinen Stuhl. Es war das Ende eines Sommers der Skandale rund um den Fußballverband. Einen Tag nach dem spektakulären Ende der Zusammenarbeit wurde der 56-Jährige beim deutschen Drittligisten Waldhof Mannheim vorgestellt. Die FLF war gefordert: Nur acht Tage später wurde Jeff Strasser vor dem Auftakt der WM-Qualifikation als neuer Nationaltrainer vorgestellt.
Affäre des Jahres: Eine personelle Nominierung bei der Fußballnationalmannschaft wurde im Juni erst zur gesellschaftlichen Debatte – und dann zum Politikum. Nachdem das Gericht die Verurteilung von Stürmer Gerson Rodrigues im April in zweiter Instanz bestätigt hatte, wurde der Angreifer von Nationaltrainer Luc Holtz für zwei Testspiele berufen. Der öffentliche Aufschrei war groß: Wochenlang stand die FLF wegen Fehlern in der Kritik. Im Stadion wurde eine Demonstrantin verletzt und Sprachbanderolen fälschlicherweise vom Sicherheitspersonal abgerissen. Wenige Tage zuvor war ein Journalist wegen seiner Berichterstattung nicht bei einem Pressetermin mit dem Coach erwünscht. Sportminister Georges Mischo bezog öffentlich Stellung zur Causa Rodrigues und erwartete eine Entschuldigung vom Spieler, die ausblieb.
Comeback des Jahres: Sie ist mit Sicherheit das erfolgreichste Stehaufmännchen des Karateverbandes. Im Mai qualifizierte sich Jenny Warling in Armenien für das Finale der Europameisterschaft. Sie lieferte sich dort einen erbitterteten Kampf gegen Titelverteidigerin Mia Bitsch. Am Ende wurde es Silber und der Beweis, dass bislang keine Verletzung die -55-kg-Athletin aus der Bahn werfen konnte. Das Gold bei den Spielen der Kleinen Staaten war eine reine Formalität.

Rücktritt des Jahres: Am 8. Dezember kündigte Premierminister Luc Frieden eine Regierungsumbildung an. Nach mehreren Fehltritten trat Georges Mischo als Sport- und Arbeitminister zurück. Während Marc Spautz das Arbeitsministerium übernimmt, wurde Martine Hansen das Sportressort zugeteilt.
Zeitfenster der Jahres: Der Monat November ist einer, der in die Geschichte des luxemburgischen Basketballverbandes eingehen dürfte. Die beiden Nationalmannschaften schafften es nämlich, von fünf offiziellen Qualifikationsspielen gleich vier zu gewinnen. Die FLBB-Damen bewiesen zum Auftakt der EM-Qualifkation 2027, dass die starke letzte Kampagne kein Zufall war, und holten Erfolge gegen Irland und Bosnien-Herzegowina. Auch gegen Israel hielten sie bis in die Schlussphase mit und hätten durchaus auch als Sieger vom Platz gehen können. Die Herren starteten ihrerseits mit zwei Siegen gegen Irland und Aserbaidschan in die Vorqualifikation für die EM 2029. Ein Auftakt, wie sie ihn bisher noch nicht kannten.
Neuanfang des Jahres: Am Montag, 20. Januar tagte das Ehrentribunal im Fall zwischen Sarah De Nutte und der FLTT. Seit den Olympischen Spielen von Paris gab es einen heftigen Streit zwischen der Tischtennisspielerin und ihrem Verband. Die Affäre um Sarah De Nutte belastete den Verband und auch die Methodik der Führung des Verbandes erwies sich als fragwürdig. Tageblatt-Recherchen ergaben, dass Präsident André Hartmann Druck auf Arbeitgeber verschiedener Tischtennisspieler ausgeübt habe. Hartmann teilte daraufhin seinen Rücktritt als Präsident mit. Nachdem er das Präsidentamt 1998 angenommen hatte, dankte er nun im April 2025 ab. Sein Nachfolger Charles Muller hat es seitdem geschafft, Ruhe in den Verband zu bringen.

Paukenschlag des Jahres: Damit hatte niemand gerechnet, auch nicht Ruben Querinjean selbst. Beim prestigeträchtigen Diamond-League-Meeting in Brüssel, seiner erste Teilnahme an einem Wettkampf dieses Levels, überraschte der FLA-Athlet die gesamte Konkurrenz, gewann das Rennen über 3.000 Meter Hindernis und pulverisierte dabei auch noch seinen eigenen Landesrekord um fast fünf Sekunden. Es war der Höhepunkt eines beeindruckenden Jahres 2025, in dem sich der 24-Jährige im Sommer in Bochum zum Universitäts-Weltmeister kürte, bei der WM in Tokio in die Top Ten lief und mit deutlichem Abstand zu Luxemburgs Sportler des Jahres gewählt wurde.
Tränen des Jahres: Sie waren so nah dran. Im Februar hatten die FLBB-Damen in Montenegro die historische Chance, sich für die EM-Endrunde zu qualifizieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Magaly Meynadier und Co. vier von fünf Qualifikationsspielen gewonnen, gingen als Tabellenführer in die letzte Partie. Bei einem Sieg oder einer Niederlage auf zehn oder weniger Punkte wäre den Basketballerinnen der Gruppensieg und damit auch die Europameisterschaft sicher gewesen. Doch an diesem 9. Februar in Bar lief bei den Luxemburgerinnen rein gar nichts zusammen. Montenegro siegte mit 86:53 und die FLBB-Damen fielen noch auf den dritten Rang zurück. Bitter: Eine Niederlage auf 19 Punkte hätte noch gereicht, um sich als Gruppenzweiter für die Endrunde zu qualifizieren.

Foto: Editpress/Mélanie Maps
Event des Jahres: Mit 165 Sportlern und damit einer Rekorddelegation reiste Luxemburg Ende Mai zu den 20. Spielen der kleinen Staaten in Andorra und holte dabei insgesamt 86 Mal Edelmetall. Im Medaillenspiegel bedeutete dies Rang zwei hinter Zypern. 32 Mal wurde in den Pyrenäen in dieser Woche die „Heemecht“ gespielt. Dabei lieferten vor allem auch die Frauen ab, die für 17 Goldmedaillen verantwortlich waren. Höhepunkte waren sicherlich das doppelte Gold im Volleyball, die Titelverteidigung der Damen im 3×3-Basketball und die Radsportler, die bei ihrer Rückkehr ins JPEE-Programm elf Medaillen mit nach Hause brachten. Aber auch im Tischtennis (viermal Gold) sowie im Tennis und Karate (jeweils dreimal Gold) lieferte die COSL-Delegation ab.
Premiere des Jahres: Für Magaly Meynadier war es der Lohn jahrelanger harter Arbeit. Anfang März gewann die Basketballerin mit ihrem deutschen Klub Saarlouis das Pokalfinale gegen den großen Favoriten Keltern und durfte so im Alter von 33 Jahren den ersten Titel ihrer Profikarriere feiern. Als Kapitänin durfte die Nationalspielerin, die sich nach einem Kreuzbandriss im Jahr 2022 und einer fast einjährigen Zwangspause wieder zurückgekämpft hatte und seit jeher zu den beliebtesten Spielerinnen in der Bundesliga gehört, den Pokal sogar in Empfang nehmen. Drei Wochen nach der bitteren Enttäuschung mit den FLBB-Damen erlebte die Luxemburgerin damit ihren bisher größten Erfolg auf Vereinsebene.

Serie des Jahres: Mit fünf Siegen und einem Unentschieden schafften die FLF-Damen in der Nations League Historisches. Sie ließen Kasachstan, Armenien und Liechtenstein hinter sich. Die Mannschaft von Trainer Dan Santos stieg erstmals in der Geschichte in die Liga B auf. Dort warten 2026 schwere Aufgaben auf das Team, das für seine Leistung zur Mannschaft des Jahres gewählt wurde. Die Ergebnisse und Entwicklungen blieben nicht unentdeckt: Kapitänin Laura Miller wechselte in die Bundesliga, Charlotte Schmit zu Sporting Lissabon. Die Damen des Racing trugen sich mit der Qualifikation für die 2. Runde der Champions League ebenfalls in die Geschichtsbücher ein.
Karriereende des Jahres: Im September gab es einen letzten großen Applaus für Charel Grethen. Der Olympiafinalist von 2021 verabschiedete sich beim ersten Meilen-Rennen seines Vereins CSL vom Hochleistungssport und wurde dabei von vielen seiner langjährigen Weggefährten begleitet. Damit hat ein weiterer großer Name des luxemburgischen Sports seine Schuhe an den berühmten Nagel gehängt. Zuvor hatte er in Tokio, dem Ort seines größten Erfolgs, noch ein letztes Mal WM-Luft schnuppern dürfen.

De Maart
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