Mittwoch29. Oktober 2025

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Sudan„Massaker“ in Al-Faschir gehen weiter

Sudan / „Massaker“ in Al-Faschir gehen weiter
Flüchtlinge aus der sudanesischen Stadt Al-Faschir Foto: AFP

Im Sudan sind bei einem Angriff auf eine Geburtsklinik in der jüngst von der RSF-Miliz eroberten Stadt Al-Faschir nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 460 Menschen getötet worden.

In dem Saudi Maternity Hospital in der Großstadt seien „Patientinnen und deren Begleitpersonen“ getötet worden, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die WHO sei „entsetzt und zutiefst schockiert“ angesichts des Angriffs.

Die sudanesische Regierung von Militärmachthaber Fattah al-Burhan warf den RSF-Kämpfern vor, in Al-Faschir Moscheen und das Rote Kreuz unter Beschuss genommen zu haben. Am Dienstag hatten pro-demokratische Aktivisten im Sudan der RSF vorgeworfen, in der gleichen Klinik Verletzte getötet zu haben, die gerade behandelt worden seien.

Trotz internationaler Appelle dauerten die „Massaker“ in der Stadt Al-Faschir einer Auswertung von Satellitendaten zufolge an, teilte das Humanitarian Research Lab (HLR) der US-Gesundheitsfakultät Yale am Dienstagabend mit. Die Auswertung der Bilder würden die Beweise „erhärten, dass die Massaker in den vergangenen 48 Stunden seit der Einnahme (der Stadt) durch die RSF weitergehen“.

Demnach gab es Hinrichtungen in der Nähe von zwei Krankenhäusern sowie „systematische Tötungen“ am Wall der Stadtbefestigung im Osten von Al-Faschir. Nach Angaben der UNO sind seit Sonntag mehr als 33.000 Menschen vor den Kämpfen geflüchtet, die meisten von ihnen in die Gegend außerhalb der Stadt und nach Tawila. In dieser Stadt rund 70 Kilometer westlich von Al-Faschir sind laut UNO bereits 650.000 Flüchtlinge angekommen. Dennoch sind nach jüngsten UN-Angaben noch etwa 177.000 Zivilisten in Al-Faschir.

Die Miliz „Rapid Support Forces“ (RSF) hatte die Stadt Al-Faschir im Westen des Sudan am Sonntag eingenommen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt. Die Afrikanische Union (AU) warnte in der Folge vor „Kriegsverbrechen und ethnisch motivierten Morden“.

Hinrichtungen und „Szenen eines Völkermords“

Die sudanesische Armee warf der RSF-Miliz die Hinrichtung von mehr als 2.000 unbewaffneten Zivilisten vor. Augenzeugen, die aus der Stadt geflohen waren, berichteten der Nachrichtenagentur AFP von „Szenen eines Völkermords“ in Al-Faschir. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas verurteilte am Mittwoch die „Brutalität“ der RSF-Miliz.

Die Satellitenkommunikation nach Al-Faschir ist unterbrochen – außer für die RSF-Miliz, die das Starlink-Kommunikationssystem kontrolliert. Daher ist es extrem schwierig, zuverlässige Informationen aus der Stadt zu bekommen. Aus Tawila erreichten die Nachrichtenagentur AFP Bilder von Geflüchteten, was sehr selten ist. Sie zeigen Menschen mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken oder auf dem Kopf, einige von ihnen mit Verletzungen oder Verbänden an den Beinen.

Bei dem im April 2023 entbrannten Konflikt stehen sich die Armee von Militärherrscher al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Seither wurden bei den Kämpfen zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt. (AFP/Red.)