Freitag26. Dezember 2025

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Alain spannt den BogenMartha Argerich kehrt zusammen mit Renaud Capuçon in die Phiharmonie zurück

Alain spannt den Bogen / Martha Argerich kehrt zusammen mit Renaud Capuçon in die Phiharmonie zurück
Überirdisch: die musikalische Kunst, interpretatorische Stimmigkeit und das stilistische Feingefühl von Martha Argerich und Renaud Capuçon  Foto: Philharmonie Luxembourg

Zum Jahresabschluss kehrt die legendäre Pianistin Martha Argerich zusammen mit dem Violinisten Renaud Capuçon mit klassischen Werken in die Phiharmonie zurück, während die CD „Fusion“ des A-Trios das alte Jahr mit neuen Ideen und Impulsen ausklingen lässt.

Alle, die am vergangenen Montag das Konzert mit Martha Argerich und Renaud Capuçon in der ausverkauften Philharmonie miterleben konnten, durften sich glücklich schätzen. Und alle die, die nicht da waren, haben wohl eines der besten Konzerte ihres Lebens verpasst. Denn das, was Argerich und Capuçon an diesem Abend an musikalischer Kunst, interpretatorischer Stimmigkeit und stilistischem Feingefühl boten, war überirdisch. Es war ein Konzert, bei dem alles stimmte, vor allem das Zusammenspiel zwischen den beiden großartigen Musikern. Es war ein wunderbares Miteineinander, ein wirkliches „Und“, was das Publikum da auf der Bühne erlebte. Völlig uneitel, immer dem Kern der Musik verpflichtet, waren beide gleichberechtigte Partner.

Kammermusik, mal klassisch veredelt, mal innovativ

Bei einem solchen Abend – es standen die Violinsonate Nr. 10 von Beethoven, die Schumann-Sonate Nr. 2 und die Violinsonate von César Franck auf dem Programm – ist es fast die Regel, dass die Violine die erste Stimme hat. An diesem Abend nicht, denn was Martha Argerich aus den jeweiligen Klavierparts herausholte, das war einfach atemberaubend. Und nicht nur eine Freude für das Publikum, sondern auch für Renaud Capuçon (ist er nicht doch der beste Geiger der Welt?), denn sein Spiel konnte sich einerseits in dem von Argerich spiegeln und trotzdem brachte er die Musik auf einzigartige Weise zum Fliegen. Bereits der Kopfsatz der Beethoven-Sonate war fast ein interpretatorisches Wunder und ließ uns diese Musik auf eine ganz neue Weise hören und erleben.

Und auf diesem Niveau ging es dann weiter: Farben, Akzente, Modulationen, Dialoge, alles klang frisch und unverbraucht. Die Direktheit des Spiels nahm das Publikum auf Anhieb gefangen, die Virtuosität stand immer im Dienste der Musik. Und dann gab es in diesem Konzert so viele leise, zurückgenommene, quasi gesungene Momente, dass man nur den Atem anhalten konnte. Ob das jetzt bei Beethoven, Schumann oder dem ebenso fein ziselierten wie dynamischen und rhythmisch akzentuierten Franck war. Alles passte, und das in jedem Moment. Und zeigte auf schönste Weise, wie das Duo Argerich/Capuçon auch nach über 20 Jahren Zusammenarbeit nichts an Intensität, Spiel- und Interpretationsfreude verloren hat. Standing Ovations und lautstarken Jubel gab es dann am Schluss. Martha Argerich und Renaud Capuçon bedankten sich mit dem Finalsatz aus Beethovens Sonate Nr. 8. Ein Konzert für die Ewigkeit. Schöner konnte das Konzertjahr 2025 nicht ausklingen.

Frische Ideen

Zeitgenössische Komponisten hat es immer gegeben und die meisten hatten es nicht leicht, sich durchzusetzen und bis in unsere heutige Zeit zu überleben. Die Situation ist auch heute nicht viel besser als zu Mozarts oder Beethovens Zeiten, sodass viele Komponisten unserer Zeit für die Schublade und die Archive komponieren. Man muss schon Glück oder einen großen Namen haben wie Pierre Boulez, Wolfgang Rihm, Magnus Lindberg, Peter Eötvös oder George Benjamin, um regelmäßig aufgeführt zu werden. Aber meistens kommt es nur zu einer einzigen, bestenfalls zwei oder drei Aufführungen und dann verschwinden die Werke meistens für immer. Umso wichtiger sind heute CD-Aufnahmen, die ein Werk für die Ewigkeit festhalten und so auch musikhistorisches Interesse haben. Eigentlich muss man glücklich sein, dass überhaupt Musik unserer Zeit aufgenommen wird und nicht nur die der Big Twenty.

Ein schönes Beispiel ist die eben erschienene CD des A-Trio, auf der neben anderen Werken auch ein Stück des luxemburgischen Komponisten Camille Kerger zu hören ist. Auf Wunsch des A-Trios komponierte Kerger 2018 „Music for three“, ein kompaktes Werk, das sowohl traditionelle Elemente wie auch neue Ideen und Klänge vermischt und dabei die Welt des Jazz oder Free-Jazz streift. Und die Klasse des Komponisten Camille Kerger zeigt, der als Wegbereiter und Impulsgeber der luxemburgischen zeitgenössischen Musik eine sehr wichtige Rolle spielt. Das A-Trio setzt sich aus Mararita Rumyansteva, E-Violine, Yuri Broshel, Saxofon, und Denis Ivanov, Klavier, zusammen und bietet in dieser Konstellation ein ungewöhnliches Ensemble, das hier auf der Suche nach neuen Klängen und Herausforderungen ist. Sei es bei dem versöhnlich klingenden „Luna“ von Daniel Cueto oder der z.T. sehr bedrohlich wirkenden „Überirdischen Nachtmusik“ von Denis Ivanov.

Martin Brennes „den letzten Stein einfügen“ ist eher komplex konstruiert und arbeitet ebenfalls mit der Geräuschhaftigkeit der Musik. Musikalische Hochspannung liefert Georgios Stavrou mit seinem unruhigen und suchenden Werk „Entropia“, während Tasos Stylianou mit seinem „Train ride at 11“ von fantastischen Klängen, Geräuschen und einer gespenstischen Atmosphäre erzählt. Margarita Rumyantsevas experimentelles Stück „Fusion“, das dem Album auch seinen Titel gibt, lebt von seinen Kontrasten und seiner modern-aggressiven Rhythmik. Den Abschluss dieser CD macht „Back to black“ mit seiner fast pastoralen Stimmung, die immer wieder zu Überraschungseffekten führt. „Fusion“ ist ein vielseitiges und absolut gelungenes Album, dessen abwechslungsreiche Werke ebenso begeistern wie das spielerische Können der drei Musiker.

CD „Fusion“

Die CD des A-Trios kann über den Komponisten Camille Kerger ([email protected]) direkt bestellt werden.