Freitag7. November 2025

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ForumMarc Spautz: Jede Arbeit zählt – jeder Mensch auch

Forum / Marc Spautz: Jede Arbeit zählt – jeder Mensch auch
   Foto: Editpress-Archiv/Claude Lenert

Die Frage nach der Bedeutung der Arbeit in unserer Gesellschaft reicht weit über wirtschaftliche Daten hinaus. Sie berührt das Verständnis davon, was Arbeit für uns als Gemeinschaft bedeutet – und welchen Wert wir ihr beimessen. Arbeit ist nicht nur Erwerb, sie ist Teil unserer Identität und das Fundament unseres sozialen Zusammenhalts. 

Marc Spautz ist CSV-Fraktionspräsident
Marc Spautz ist CSV-Fraktionspräsident Foto: Claude Piscitelli

Der heimische Arbeitsmarkt hat eine einzigartige Struktur: Fast die Hälfte aller Beschäftigten sind Grenzpendler. Über 230.000 Menschen aus Frankreich, Belgien und Deutschland kommen täglich über die Grenzen, um hier zu arbeiten. Zusammen mit den 259.000 in Luxemburg wohnhaften Beschäftigten tragen sie zum Wohlstand unseres Landes bei.

Diese Vielfalt ist kein Nachteil, sondern eine Stärke. Sie zeigt, dass Arbeit Menschen, Sprachen und Kulturen verbindet. Doch Arbeit ist mehr als Statistik. Sie ist ein soziales Band, das das Land zusammenhält. Jede Tätigkeit – ob im Krankenhaus, in der Verwaltung, im Handwerk oder im Transport – ist Teil dieses Ganzen. Kein Beruf ist unwichtig, kein Beitrag entbehrlich. Ein gerechtes Gemeinwesen erkennt diese Realität an und respektiert sie.

Wer die Arbeit anderer gering schätzt, hat den Kern unserer Gesellschaft nicht verstanden. Arbeit ist Ausdruck von Verantwortung und Würde. Sie verdient einen fairen Lohn, aber auch gesellschaftliche Anerkennung. Die von dieser Regierung beschlossene Steuerbefreiung auf dem sozialen Mindestlohn war ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Nicht, um Schlagzeilen zu machen, sondern um Gerechtigkeit zu schaffen. Weil Arbeit sich lohnen muss. 

Gerechtigkeit und Lebensrealität

Trotz einer soliden Wirtschaft stehen viele Menschen unter Druck. Laut dem jüngsten „Panorama social“ der „Chambre des salariés“ sind 12 Prozent der Vollzeitbeschäftigten und 17 Prozent der Teilzeitkräfte armutsgefährdet. Das heißt: Auch wer arbeitet, lebt nicht automatisch sicher. In einem Land, das zu den wohlhabendsten Europas zählt, darf das niemanden gleichgültig lassen. Armut trotz Arbeit hat viele Ursachen: steigende Wohnkosten, teurere Lebenshaltung, unzureichende Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Die Regierung arbeitet derzeit an einem nationalen Plan zur Armutsbekämpfung – ein wichtiger Schritt, um gezielt dort zu helfen, wo die Not am größten ist. Denn höhere Löhne allein genügen nicht. Entscheidend sind auch faire Arbeitsbedingungen, ausreichend Zeit, Respekt und Lebensqualität. Vor diesem Hintergrund kommen die bilateralen Gespräche über die Organisation der Arbeitszeit, die der Arbeitsminister und der Wirtschaftsminister derzeit mit den Sozialpartnern führen, zur richtigen Zeit. Flexibilität darf nicht einseitig verstanden werden. Sie muss Betriebe stärken, aber auch den Menschen die Möglichkeit geben, Arbeit und Privatleben besser zu vereinbaren.

Veränderungen und Verantwortung

Die Arbeitswelt erlebt seit vielen Jahren grundlegende Veränderungen: Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Energiewende verändern Berufe, Kompetenzen und Erwartungen. Der kürzlich in der Abgeordnetenkammer verabschiedete „Skills Plang“ ist ein entscheidender Schritt, um Beschäftigten neue Perspektiven zu eröffnen. Ziel ist es, niemanden zurückzulassen.

Bildung, Weiterbildung und Anpassungsfähigkeit bleiben der Schlüssel, damit Wandel nicht Angst, sondern Chancen schafft. Technologie soll die Arbeit erleichtern, nicht den Menschen ersetzen. Doch in einer digitalisierten Wirtschaft muss die Würde des Menschen im Mittelpunkt bleiben. Luxemburg muss hier Vorbild bleiben: wirtschaftlich erfolgreich und zugleich menschlich orientiert.

Der soziale Dialog, das Herz des Erfolgsmodells

Unser Land verdankt seine Stabilität nicht dem Zufall, sondern dem Sozialdialog. Patronat, Gewerkschaften und Regierung sitzen an einem Tisch, oft mit unterschiedlichen Positionen, aber mit gemeinsamem Verantwortungsbewusstsein. Dieses Gespräch ist nicht immer einfach, aber es ist der Grund, warum Luxemburg ein Land des sozialen Friedens geblieben ist. Die CSV hat diesen Dialog immer als Herzstück des Erfolgsmodells verstanden, als demokratische Kultur des Zuhörens und des Kompromisses. Niemand gewinnt alles, aber alle tragen mit. Das ist keine Schwäche, sondern Stärke. Nur durch Respekt, Gesprächsbereitschaft und Vertrauen lässt sich soziale Gerechtigkeit dauerhaft sichern.

Arbeit als Bindeglied unserer Gesellschaft

Arbeit definiert unser Land, aber sie darf nicht unsere einzige Identität sein. Wir sind mehr als das, was wir tun. Wir sind, wie wir miteinander umgehen. Luxemburg soll ein Land bleiben, in dem Arbeit verbindet, nicht trennt; in dem Wohlstand und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen. Jede Arbeit zählt – und jeder Mensch auch. Das ist keine Floskel, sondern ein Leitbild für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wer arbeitet, trägt zum Ganzen bei und verdient Respekt. Eine Gesellschaft, die das vergisst, verliert ihr Fundament. Eine, die daran festhält, bleibt stark. 

fraulein smilla
7. November 2025 - 13.48

Und was geschieht , wenn der Mensch "Dank " KI das selbe Schicksal ereilt wie das Pferd ? Dies zu verhindern , darueber muesste die Politik eigentlich jetzt schon nachdenken . Und zwar so nachdenken , dass sie vor lauter Denken Kopfschmerzen bekommt .