12. Dezember 2025 - 16.06 Uhr
Ironman-Serie„Man kann kein Rennpferd aus einem Esel machen – auch nicht mit einem teuren Rennrad“
Jeanne Lehair gehört zu den weltweit besten Triathletinnen. Sie hat Luxemburg bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris vertreten. Während der „FLTri Awards Ceremony“ in der Coque hatte ich die Gelegenheit, die Sportlerin zu unserem Ironman-Projekt zu befragen. Sie hat das Wissen, das wir vor allem in den Anfangswochen unseres Vorhabens gut gebrauchen können.
Ironman-Serie
Cédric Feyereisen, Chef der Lokalredaktion, und ich, Louis Elsen, Tageblatt-Grafiker, wollen im Juni 2027 einen Ironman absolvieren. In dieser Serie geben wir Einblicke, wie wir uns hierfür gemeinsam mit unserem Trainer Paulo Gonçalves vorbereiten. Begleitend hierzu erscheinen auch immer mal wieder Artikel zu anderen Aspekten des Triathlons.
Der Anfang
„Ihr dürft am Anfang nicht zu viel machen“, erklärt mir Jeanne. Das Problem ist, dass man sich durch Überbelastung schnell verletzt: Dadurch verliert man hinten heraus Zeit durch ungewollte Pausen. „Besser ist: Ihr baut Stück für Stück auf.“ Anfangs kann man sogar Gehen ins Training einbauen. Laufen kann für blutige Anfänger – wie Cédric und mich – den Körper schnell überstrapazieren.
Später, im Ironman-Rennen selbst, sollen wir besonders beim Laufen gelassen anfangen. „Ich fange zurückhaltend an, warte auf die Schmerzen, und versuche dann, so lange wie möglich gemäßigt weiterzumachen, bevor die Qual anfängt.“ Bei diesen Aussagen „freuen“ Cédric und ich uns schon so richtig auf das Rennen in Klagenfurt.
Wir sollen versuchen, eine Einheit am Tag unterzukriegen. „Wenn das Rennen im Juni 2027 stattfindet, habt ihr ja noch Zeit, aber auch nicht zu viel.“ Hierzu ergänzt Jeanne noch, dass 30 Minuten Training täglich besser sind als drei Mal in der Woche eine Stunde. Wir sollen gediegen in das Training reinkommen. „Erst ab Mitte Februar würde ich die Intensität steigern. Es geht mehr um das Volumen als um die Geschwindigkeit.“
Es geht mehr um das Volumen als um die Geschwindigkeit
Das Rennradfahren
„Beim Radfahren müsst ihr auf die Einstellung eures Fahrrads achten“, rät die Olympionikin uns. Durch Fehleinstellungen kann man sich Verletzungen am Rücken zuziehen. „Ihr müsst die richtige Sitzposition finden – wenn ich eine Stunde auf dem Rad sitze, schmerzt es manchmal schon – ich kann mir also nur denken, wie es für euch nach sechs bis sieben Stunden ist.“ Um das zu vermeiden, sollen wir uns auch an das Wechseln von Schwimmen zum Fahrrad und vom Fahrrad zum Laufen gewöhnen. Dabei fällt jedem persönlich oft auf, was man noch an seiner Radposition verbessern könnte.
Die finanziellen Aspekte
„Man kann kein Rennpferd aus einem Esel machen – auch nicht mit einem teuren Rennrad“, ist Jeannes Motto, was die Kosten für den Ironman angeht. Ein großer Punkt dieser Kosten ist das Rennrad. Hier kann man für die Spitzenmodelle bis zu 10.000 Euro zahlen. Davon rät uns die Triathletin ganz klar ab. Anstatt 5.000 Euro mehr auszugeben, um ein Kilogramm am Rad zu sparen, sollen wir das selbst abnehmen.
Auch bei anderer Ausstattung wie Kleidung seien wir mit Einstiegsvarianten gut bedient. Die Differenzen zu teurerem Material wären nur bei den Spitzenathleten spürbar und würden auch da nur wenige Minuten ausmachen. Bei uns wird es wohl eher auf Stunden ankommen: Teure Gerätschaften werden uns wohl auch nicht retten – letztendlich kommt es auf das Training an.

Die Schwimmdisziplin
„Mit dem Schwimmen ist es kompliziert, der menschliche Körper ist nicht fürs Wasser gemacht“, betont Jeanne. Es gebe Leute, die durchs Wasser gleiten, sie selbst habe aber auch ihre Schwierigkeiten mit der Sportart. Sie rät uns, gemeinsam mit unserem Coach daran zu arbeiten. „Laufen ist instinktiv, Radfahren so weit auch, aber beim Schwimmen kommt es auf die Technik an.“ Die entsteht nicht von selbst, sie muss diszipliniert geübt werden.
Auch das Schwimmen im Freien sei sehr unterschiedlich zum Schwimmen in der Halle. Der Neoprenanzug wird die Disziplin verändern. „Beim Kauf müsst ihr auf die richtigen Charakteristiken achten“, empfiehlt uns Jeanne. Die einen halten warm, andere haben mehr Auftrieb und noch andere sind darauf ausgelegt, sie schnell ausziehen zu können. Was bei uns wichtig ist: viel Bewegungsfreiheit in den Schultern.
Wir sollen zudem Aspekte wie den Schwimmstart in unser Training einbauen. „Da kann es mal vorkommen, dass man ungewollt einen Ellenbogen abbekommt.“ Zu mehreren gemeinsam in einer Bahn im Schwimmbad zu starten, könnte uns auf solche Fälle vorbereiten. Außerdem muss man lernen, sich zu orientieren. Man hat keine schwarze Linie unter sich, der man folgen kann, sondern muss sich an Bojen über Wasser zurechtfinden.
Die Erholung
„Früh schlafen gehen ist ideal“, rät Jeanne uns. Am besten sollen wir direkt nach der Arbeit trainieren. Dadurch hat der Körper Zeit, herunterzufahren, bevor man schlafen geht. Dehnen würde uns dabei auch sehr zugutekommen. „Anstatt nichts zu machen, während man fernsieht, kann man sich auch ein wenig dehnen“, erläutert Jeanne. Sie selbst habe auch Schwierigkeiten, sich dazu zu überwinden. Die positiven Aspekte dieser kleinen Einheiten seien aber enorm.
Der mentale Aspekt
„Bei der olympischen Distanz – die ich mache – komme ich gar nicht so richtig zum mentalen Down. Dafür sind die Rennen zu kurz“, erklärt Jeanne zum psychischen Aspekt während des Rennens. Wir sollen uns das Ziel immer vor Augen halten und vor allem an die ganzen Trainingseinheiten denken, die wir für das Rennen in Kauf genommen haben.
Wenn man sein Sozialleben, seine Familie oder andere Aspekte anfängt zu vernachlässigen, ist das kontraproduktiv. Der mentale Zustand wirkt sich auch auf ein Training aus. „Es braucht eine Balance zwischen Training und Privatleben“, ergänzt die Sportlerin.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können