Die 37-Jährige legte die fünf Runden in knapp 34:52 Minuten zurück und war damit knapp eine Minute schneller als Nina Berton. Das Podium vervollständigte Espoir Gwen Nothum (UC Dippach). Mit von der Partie war natürlich auch Altmeisterin Suzie Godart. „Ich bin wahrscheinlich die Einzige, die während der gesamten Karriere von Christine gefahren ist. Ich kann mich noch gut an meinen letzten Sieg bei den Cyclocross-Landesmeisterschaften vor 15 Jahren in Dippach erinnern. Im Gegensatz zu Christine, die ihr Brot mit dem Radsport verdient hat, hatte ich immer ein zweites Standbein“, so die Masters-Europameisterin, die als Siebte unter 14 Konkurrentinnen eine Überrundung vermeiden konnte.
Für Jean-Claude Anen, den langjährigen technischen Begleiter von Christine Majerus, war es gestern ebenfalls der allerletzte Einsatz in der Wechselzone. „Es ist schon ein besonderer Moment. Seit 2016 war ich im Winter jedes Wochenende zusammen mit Christine unterwegs und hab mich um ihr Material gekümmert. Ihr hat die Disziplin viel Spaß bereitet. Christine ist ein sehr dankbarer Mensch, der sich nie beklagt hat. Eine sehr schöne Zeit geht zu Ende“, so Anen, auf den auch beim letzten Einsatz Verlass war. Er konnte mit einer Ersatzbatterie dienen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Energiespender der automatischen Gangschaltung leer war.
Glückwünsche von De Nutte
Die 43-fache Landesmeisterin zeigte sich auch beim letzten Einsatz von ihrer besten Seite. „Es ist mein Charakter, in jedem Rennen mein Bestes zu geben. Das Rennen war recht kurz. Ich wäre gerne noch eine weitere Runde gefahren. Ja, jetzt ist es vorbei“, sagte Majerus nach ihrem letzten Sieg und bedankte sich für den langjährigen Einsatz der Armee. „Für mich war es einfach nur eine Selbstverständlichkeit, mein letztes Rennen hier zu fahren. Ein besonders Dankeschön für die gelungene Überraschung auf den letzten 50 Metern! Es ging mir darum, das letzte Rennen zu genießen“, so die sichtlich gerührte Sportlerin.
„Den ersten sehr emotionalen Abschied hatte es bereits nach der letzten Etappe der Simac Ladies Tour gegeben. Der Moment heute (am Samstag) war einen Tick spezieller, nicht so traurig, da meine ganze Familie hier war. Das Wetter hat auch mitgespielt. ‚Et wor e flotte Finish‘“, freute sich Vorzeigeathletin. Bei der Siegerehrung wurde sie von Sarah De Nutte beglückwünscht, die sich gerne an die gemeinsame Zeit bei der Armee erinnert. In der Grundausbildung zur Sportsoldatin hatte die Tischtennis-Nationalspielerin ein Zimmer mit Christine Majerus geteilt.
Nachfolge gesichert
Rückblickend auf ihre lange Karriere ist es für Majerus „ein gutes Zeichen, dass ich nicht den einen oder anderen Erfolg herauspicken kann. Das heißt, dass es deren viele gab. Was mir am besten in Erinnerung bleiben wird, ist der ganze Werdegang, in einer Sportart, wo viele nicht gedacht hätten, dass wir es so weit bringen würden. Ich habe mich durchgebissen und bin von Jahr zu Jahr besser geworden. Zum Schluss war ich in der besten Mannschaft, an der Seite der weltbesten Fahrerinnen, wo ich auf konstant hohem Niveau gefahren bin. Darauf bin ich stolz.“

Was ihre Nachfolge anbelangt, ist ihr nicht bange: „Marie (Schreiber) und Nina (Berton) haben bereits einen Profi-Kontrakt. Beide wissen genau, was sie wollen, und fahren für Mannschaften, die sie optimal unterstützen. Sie werden ihren Weg gehen. Falls sie Rat brauchen, können sie mich jederzeit anrufen. Dahinter stehen mit Gwen (Nothum) und Liv (Wenzel) bereits die Nächsten am Start.“
Was ihre Pläne für die Zeit nach der sportlichen Karriere anbelangt, gibt sich Majerus noch bedeckt: „In den vergangenen Wochen habe ich bei der UCI eine Weiterbildung zum „Directeur sportif“ absolviert, was mir die Möglichkeit bietet, weiter im professionellen Sportmilieu dabei zu bleiben. Es ist jedoch nicht die Richtung, die ich hauptberuflich einschlagen werde. Meinem Team habe ich gesagt, dass sie mir in den kommenden Monaten Zeit lassen soll, damit ich im beruflichen Leben Fuß fassen kann. Danach kann ich einschätzen, wie viel Zeit übrigbleibt, um in meiner Freizeit die eine oder andere Mission in der Mannschaft zu übernehmen. Was den Beruf anbelangt, ist noch nichts unterschrieben, sodass ich dazu noch nichts sagen will“, so Majerus abschließend.
Christine Majerus: Eine Karriere in sechs Etappen
Zum Karriereende von Christine Majerus hat das Tageblatt im Oktober in einer sechsteiligen Serie auf verschiedene Aspekte der Karriere der Radsportlerin zurückgeblickt. Lesen Sie nachfolgend alle Teile der Serie:
1. Etappe (8. Oktober 2024): Die Anfänge
2. Etappe (9. Oktober 2024): Der Weg an die Weltspitze
3. Etappe (10. Oktober 2024): Die Liebe zum Cyclocross
4. Etappe (11. Oktober 2024): Ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit
5. Etappe (12. Oktober 2024): Reaktionen von langjährigen Wegbegleitern
6. Etappe (14. Oktober 2024): Das große Interview
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