Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.
Maïté Schmit: Fantasievoll, mysteriös und elegant.
Woran inspirieren Sie sich?
Der Körper in seiner Vielfalt inspiriert mich sehr, weshalb ich mir gerne Menschen anschaue, die gut tanzen. Zudem bewundere ich die Gold- und Schmuckkultur Kolumbiens, wo ich herkomme. Andere Orte und große Städte sind auch wichtig, denn wenn ich zum Beispiel die Vielfalt der Menschen und Stile in Paris sehe, weiß ich wieder, dass ich mit meinen Kreationen nicht verrückt werde, sondern „Maïté Jewelry“ vielleicht noch etwas modern für Luxemburg ist.
Was ist die Philosophie hinter „Maïté Jewelry“?
Mit dem Teil meiner Kollektion, der nicht für den Alltag bestimmt ist und aus Einzelteilen besteht, will ich die Reichweite von Schmuck über das Konventionelle hinaus erforschen. Das sind Showpieces, die in Richtung Mode gehen und eher für Videos, Fotos oder Auftritte gedacht sind. Ich mag es aber auch, dass man Schmuck intim tragen kann, wie zum Beispiel unter der Kleidung. Zudem orientiere ich mich nicht an den Saisons, sondern meine Kollektionen bleiben. Man kann das Slow Fashion nennen. Ich identifiziere mich nicht mit dem permanenten Drang zur Veränderung und dem Bedarf von immer neuen Produkten. Ich denke, wir befinden uns in einer Phase, in der jeder sich selbst und seine Stilrichtung finden muss. Ansonsten unterwirft man sich den Regeln des Konsums, die mehrmals pro Jahr neue Trends diktieren.
Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?
Ich denke, es müsste eine Person aus der Modewelt sein, sei es ein*e Designer*in, Fotograf*in oder Stylist*in, oder jemand, der auf der Bühne steht, so wie ein*e Tänzer*in oder Sänger*in. Rezent habe ich eine Kollaboration in der Form eines Videos mit der Tänzerin Lucie Angeloni gemacht, in dem sie meinen Körperschmuck trägt.
Welchen Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?
Mich verkaufen zu müssen. Ich mag es lieber, wenn die Leute aus eigenem Interesse auf mich zukommen.
Wie erfahren Sie die Kunstwelt als Frau?
Das traditionelle Schmuckhandwerk ist eine Männerwelt, in der es als Frau schwer ist, einen Ausbildungsplatz zu finden. Im kreativeren Bereich, in dem ich mich befinde, gibt es allerdings viele Frauen. Generell werden Frauen in der Kunstwelt oft wegen ihres Alters diskriminiert.
Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass das Kunstangebot eine breitere Vielfalt an Menschen erreicht und anzieht. In Paris beispielsweise kann man innerhalb eines Tages unendlich viele verschiedene Menschen, Stile und Kunstarten sehen. Hier habe ich den Eindruck, dass die Kunstwelt überwiegend konservativ ist und sich immer die Gleichen für sie interessieren. Doch wie spricht man jemanden an, der kein Interesse daran hat?
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich wünsche mir, bis dahin meine Kollektion vergrößert und interessante Zusammenarbeiten gemacht zu haben sowie einen passenden Ort auf der Welt für meine Kreationen gefunden zu haben.
Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?
Wahrscheinlich würde ich mir ein Auto kaufen und durch die Welt reisen.
Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?
Ich liebe die Einzigartigkeit der Fotografien von Séverine Peiffer.
@FR_A_RT
Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR_A_RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.
De Maart








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