Freitag31. Oktober 2025

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BasketballMagaly Meynadier über ihr Wochenende voller Emotionen und eine Pokalparty im Bus

Basketball / Magaly Meynadier über ihr Wochenende voller Emotionen und eine Pokalparty im Bus
Magaly Meynadier durfte als Kapitänin der Royals den Pokal in Empfang nehmen Foto: Imago/Footbowl/Thomas Sobotzik

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Es ist der Lohn jahrelanger harter Arbeit: Am Montag konnte Magaly Meynadier ihr Glück über den ersten Titel ihrer Profikarriere noch immer nicht wirklich fassen. Für die Luxemburgerin war es ein Wochenende voller Emotionen.

Wie sich die Bilder innerhalb von gerade einmal drei Wochen komplett ändern können. Am 9. Februar war für Magaly Meynadier eine kleine Welt zusammengebrochen. Mit dem Nationalteam verpasste die Basketballerin in Montenegro im letzten Qualifikationsspiel bekanntlich doch noch die EM-Endrunde. Auch wenn die Enttäuschung bei allen FLBB-Spielerinnen groß war, war es die Kapitänin, die nach dieser verpassten Chance am untröstlichsten wirkte und bittere Tränen weinte. Am Sonntag nun kam die 33-Jährige nicht mehr aus dem Jubeln heraus. Mit ihrem deutschen Klub, den Saarlouis Royals, gewann Meynadier in Berlin den Pokal.

Für die Nationalspielerin war es der erste Titelgewinn ihrer Profikarriere und so konnte sie ihr Glück nach diesem großen Coup noch lange Zeit nicht wirklich fassen, vor allem, da sie am Samstag im Halbfinale gegen ALBA Berlin, nach einer komplett verkorksten ersten Halbzeit, schon fast nicht mehr an einen Finaleinzug geglaubt hatte. „Es war wirklich das erste Mal, dass ich in der Kabine richtig laut, fast schon aggressiv geworden bin. Ich meinte nur noch, dass unser Auftreten nicht akzeptabel sei. Es ist eine Sache, auszuscheiden, eine andere aber die Art und Weise, wie dies geschieht. Wir waren absolut nicht präsent, spielten nicht als Mannschaft zusammen, so konnte das nichts werden.“

Die letzten Minuten waren ein Paket voller Emotionen: Adrenalin, Freude, ich war so hibbelig, endlich aufs Spielfeld laufen und jubeln zu dürfen

Magaly Meynadier, über das Finale gegen Keltern

Nach dem Weckruf der Kapitänin legte Saarlouis nach der Pause eine unglaubliche Aufholjagd aufs Parkett, drehte die Partie gegen den Gastgeber noch auf bemerkenswerte Art und Weise. Bei der 33-Jährigen war die Erleichterung dann auch erst einmal riesengroß, denn der 9. Februar war im Hinterkopf doch sehr präsent, wie sie erklärte. „Ich dachte mir nur: ‚Nicht noch einmal, nicht schon wieder.’ In meinem Alter kriegt man nicht mehr viele solcher großen, einmaligen Chancen.“ 

Am Sonntag im Finale gegen den Favoriten Keltern, Tabellenführer der DBBL, war die Körpersprache bei den Royals dann plötzlich eine ganz andere. Von Anfang an waren die Saarländerinnen fokussierter, spielten sich als beeindruckendes Kollektiv in einen Rausch und dominierten ihren Gegner, der nicht wusste, wie ihm geschah, nach Strich und Faden. Erstmals seit 2010 geht damit wieder ein Titel nach Saarlouis und die Freude hätte vor allem bei der Spielführerin nicht größer sein können. „Es ist so krass, dass es so deutlich war. Viele sagten am Ende, dass sie gewinnen mussten, wir es aber wollten und die Leidenschaft aufs Feld gebracht hätten, die gebraucht wurde. Die letzten Minuten waren ein Paket voller Emotionen: Adrenalin, Freude, ich war so hibbelig, endlich aufs Spielfeld laufen und jubeln zu dürfen. Es ist wirklich verrückt und dann durfte ich auch noch den Pokal als Erste halten …“

Vom Bus zum Karnevalsumzug

Es war der Anfang einer kurzen Nacht, denn noch am Abend ging es für Team und Betreuerstab zurück nach Saarlouis, weshalb die Pokalfeier kurzerhand im Bus stattfinden musste. Für die Fahrt wurde sich in einem kleinen Supermarkt neben der Halle noch schnell mit dem Nötigsten versorgt und für Meynadier, die während der Saison keinen Alkohol trinkt, hatte man auch vorgesorgt. „Ich sagte, wenn es sein muss, dann bitte kein Bier oder Wein, sondern lieber Cider“, erklärt sie am Montag mit einem großen Lachen. Gegen 4.30 Uhr kam die Mannschaft schließlich in Saarlouis an, komplett durchgefeiert hatte man jedoch nicht, wie die Luxemburgerin erklärt. „Gegen ein Uhr ließ das Adrenalin nach, es war ja auch ein anstrengendes Wochenende, und es wurde langsam etwas ruhiger. Nur der Trainer nicht“, gibt sie weiter lachend zu. Am Montag ging die Feierstunde dann jedoch spontan, sozusagen als Special Guest, beim Rosenmontagsumzug in Saarlouis weiter. 

Im luxemburgischen Basketball gibt es wohl kaum eine Person, die der FLBB-Kapitänin diesen langersehnten Erfolg nicht gönnt. Als die 33-Jährige nach Spielschluss erstmals auf ihr Handy blickte, hatte sie schon 150 WhatsApp-Nachrichten. „Bisher hatte ich noch keine Zeit, alle zu beantworten, ich freue mich jedoch sehr darüber“, betont sie am Montag und zeigt sich überrascht, dass sogar Vereine wie die Gladiators Trier oder Bayern München dem Klub gratuliert haben. „Da sieht man schon, dass das Interesse in Deutschland für dieses Top-vier-Turnier bei den Damen durchaus da war.“

Lohn harter Arbeit

Für Magaly Meynadier geht somit ein Wochenende voller Emotionen mit einem ersten Profititel zu Ende, der zeigt, dass sich harte Arbeit am Ende auszahlt. Aufgeben, das kam für die Luxemburgerin nämlich nie infrage. So kämpfte sie sich auch nach schlimmeren Rückschlägen mit großer Leidenschaft zurück und behielt in all den Jahren ihre positiv verrückte Art bei, die sie in ihren ersten Jahren in Luxemburg bereits auszeichnete und bei all ihren Profistationen zum Publikumsliebling machte.

Nachdem sie in Luxemburg mit den Musel Pikes mehrere Titelgewinne feiern konnte, wagte die heute 33-Jährige im Jahr 2016 den Weg in den Profibasketball. Meynadier war übrigens die erste FLBB-Spielerin, die sich für den Weg über die Sportsektion der Armee entschied. In Deutschland, bei den Saarlouis Royals, fing damals alles an. 2018 wechselte sie zum Ligakonkurrenten Nördlingen, kehrte 2021 ins Saarland zurück. Danach folgte wohl das schwierigste Kapitel ihrer Profikarriere, denn ein Kreuzbandriss im Frühling 2022 und zwei Operationen zwangen sie, eine ganze Saison zuzuschauen. Im Sommer 2023 wechselte sie nach Marburg, wo es jedoch sportlich gesehen nie wirklich rund lief und das Team die Saison auf einem Abstiegsplatz beendete. Zu dieser Saison kehrte sie schließlich einmal mehr nach Saarlouis zurück, musste sich zu Beginn der laufenden Spielzeit jedoch mit einer kleineren Rolle begnügen. Erst ab November überzeugte sie Trainer Matiss Rozlapa mehr und mehr davon, welch wichtiger Faktor sie im Royals-Spiel sein kann und fand in den letzten Wochen immer mehr zu ihrer derzeit starken Form.

Sie ist in Deutschland nicht nur irgendeine Spielerin aus Luxemburg, sondern eine der besten Defensiv-Spielerinnen der Liga

Nationaltrainer Mariusz Dziurdzia, über Magaly Meynadier

„Sie ist in Deutschland nicht nur irgendeine Spielerin aus Luxemburg, sondern eine der besten Defensiv-Spielerinnen der Liga. Hier hat sie sich in all diesen Jahren einen Namen gemacht“, erklärt Nationaltrainer Mariusz Dziurdzia, der sich am Montag enorm für seine Kapitänin freute. „Sie ist mit ihrer Einstellung, der Leidenschaft und dem Spaß, wie sie Basketball angeht, und ihrer Professionalität und harten Arbeit einfach das beste Vorbild für junge Spielerinnen. Es macht mich mega stolz und freut mich sehr für sie, dass sie nun endlich diesen Titel gewinnen konnte.“ Vor allem wie stark sie nach ihrer schweren Verletzung zurückgekommen ist und wie fit sie mit 33 noch immer ist, beeindruckt den FLBB-Coach. Dabei ist sich Dziurdzia sicher, dass die Royals auch im Kampf um den Meistertitel in den kommenden Wochen noch ein Wörtchen mitreden werden. „Für mich sind sie inzwischen die stärkste Mannschaft in der DBBL“, betont der Nationaltrainer, der selbst viele Jahre in Saarlouis tätig war. 

Für Magaly Meynadier schließt sich derweil sozusagen ein Kreis, denn mit dem Profiverein, bei dem alles begann, zu dem sie immer wieder zurückkehrt, darf sie nach der großen Enttäuschung mit dem Nationalteam nun endlich jubeln. Das perfekte Happyend, das vielleicht in wenigen Wochen um ein weiteres positives Kapitel erweitert wird.