LeserforumMacrons politische Spektrum-Störung

Angst bestimmt die innen- und außenpolitische Agenda Frankreichs. Angst vor dem eigenen Volk. Macron wollte die Gräben links und rechts der Mitte zuschütten: ni de gauche ni de droite, tout en même temps. Das Ergebnis dieser Fehleinschätzung: RN als stärkste Fraktion im Parlament, LFI am linksextremen Rand mit antisemitischen, pro-islamistischen Claqueuren um den ausgebrühten JL Mélenchon. Nach dem Pogrom vom 7. Oktober an über 1.400 unschuldigen israelischen Zivilisten durch die Terrormiliz Hamas nahm Macron aus Angst vor Ausschreitungen in seinem eigenen Land nicht Teil an dem Marsch gegen Antisemitismus. Nun ist er derjenige unter den westlichen Politikern, der trotz evidenzbasierter Beweise dafür, dass der Iran bald atomar bestückte Raketen auf Israel richten könnte, Diplomatie fordert.

Bei den letzten Wahlen hat sich Macrons diffuse linksliberale Formation mit dem LFI arrangiert. Die Geister, die ich rief. Nun ist dieser Linksblock dabei, den Nahostkonflikt ins französische Parlament zu importieren. Kaum ein anderes Thema beschäftigt den Linksblock außer dem Säen von Hass auf Israel und damit den gesamten Westen.

Der frenetische Antikolonialismus-Sound geht so: Israel ist ein böser Hegemon, der die völlig wehrlose und friedliche islamistische Republik Iran bedroht. Dass Letztere droht, Israel auszulöschen, dass der Iran die Terrormilizen Hamas, Hisbollah und die Huthi finanziert und ausgerüstet hat, davon schweigt man besser. Sonst funktioniert die Theorie nicht mehr.

Schon Michel Foucault, einer der Säulenheiligen des Antikolonialismus, geriet ins Schwärmen über den im französischen Exil (!) weilenden Revolutionsführer Khomeini: „Ein heiliger Mann.“ Dieses Regime hat abertausende von iranischen Zivilisten auf dem Gewissen. Frauen, die den Schleier nicht standesgemäß tragen, werden gefoltert und weggesperrt. Die ganze Region fürchtet sich vor dem Iran. Macron fürchtet lediglich sein eigenes Volk, vor allem dasjenige aus den Vororten.