186 ukrainische Flüchtlingskinder Kinder im Alter bis fünf Jahre und 403 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren hat Luxemburg bis Ende März aufgenommen. Neben der Schaffung von Unterkunftsmöglichkeiten müssen auch die Luxemburger Bildungs- und Betreuungsstrukturen mit dem Ansturm klarkommen. „Der Bedarf ist im Moment schwer einzuschätzen“, schreibt die Presseabteilung des Bildungsministeriums auf Anfrage des Tageblatt, wie sich die Ankunft der Flüchtlinge auf die Betreuungsplätze auswirken könnte. „Er hängt wesentlich davon, wie schnell die Eltern einer beruflichen Aktivität nachgehen können.“
Das Bildungsministerium nimmt jedoch nicht an, dass Luxemburgs Aufnahmeeinrichtungen der zusätzlichen Last nicht gewachsen sind. „Wir gehen davon aus, dass die Anzahl der Anfragen für Betreuungsplätze von Kindern im Alter von null bis fünf Jahren eher gering und punktuell ausfallen wird“, lautet die Stellungnahme aus dem Ministerium. „Da die Flüchtlinge über das ganze Land verteilt untergebracht werden und die Solidarität im Lande aktuell sehr hoch ist, sind wir optimistisch, dass wir in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den Trägern eine Möglichkeit finden, um den Anträgen gerecht zu werden.“ Für die Schulkinder würden mithilfe der Gemeinden und der Träger die bestehenden Angebote massiv ausgebaut werden, sodass jedes Kind zwischen sechs und zwölf Jahren ein Anrecht auf Bildung und eine dazugehörige Betreuung erhalte.
Laut Aktivitätsbericht 2021 wurden bis Ende 2021 insgesamt 59.772 Betreuungsplätze für Kinder im Alter zwischen null und zwölf Jahren gezählt. Wie viele dieser Plätze tatsächlich belegt sind, konnte das Bildungsministerium nicht sagen: „Jeder Platz kann von einem oder mehreren Kindern genutzt werden“, heißt es in der Stellungnahme des Bildungsministeriums. „Das Ministerium verwaltet diese nicht-staatlichen Angebote nicht zentral.“
Die Personalfrage
Ein Ausbau, der nicht auf Kosten des Personalschlüssels vollzogen werden soll, jedoch Auswirkungen auf die erforderlichen Qualifikationsnachweise des Betreuungspersonals haben könnte. „Wir haben uns die Möglichkeit gegeben, Trägern auf individuelle Anfrage hin für eine bestimmte Zeit eine Ausnahmeregelung zu gewähren in Bezug auf die Aufteilung des vorgeschriebenen Qualifikationsniveaus ihres Personals“, schreibt das Bildungsministerium auf Tageblatt-Anfrage.
Der zusätzlichen Belastung sieht SEW/OGBL-Präsidentin Joëlle Damé mit weitaus mehr Sorgen entgegen, selbst die versprochene Einhaltung des Personalschlüssels sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen spielt der Personalschlüssel eine große Rolle“, sagt Damé. Sie schätzt die Anzahl in Luxemburg angekommener ukrainischer Flüchtlingskinder Anfang April auf etwa 1.000. „Leider ist der Personalschlüssel weder in der ‚Maison relais’ noch in den Schulen adäquat an die Realität im Schulalltag angepasst.“ Das könne aus dem nationalen Bildungsbericht 2021 herausgelesen werden, in dem bereits vor der Ukraine-Krise darauf hingewiesen wurde, dass Kindern laut Befragten aufgrund des Personalmangels nicht die nötige Aufmerksamkeit und Förderung zuteil werde.
Auch die nun geplante Einbindung unqualifizierten Fachpersonals sieht Damé kritisch. „Der Personalmangel ist bereits seit längerem bekannt“, sagt die Gewerkschafterin. „Deshalb ist es unverständlich, dass weiterhin qualifiziertes Personal nicht dort eingesetzt werden wird, wo es am nötigsten ist: in den Kindertagesstätten selbst.“ Luxemburg verfüge über eine Reserve von qualifiziertem Personal, das jedoch nur administrative oder programmatische Arbeit verrichte. „Diese könnten umgehend eine qualitativ hochwertige Betreuung garantieren.“
Pandemie oder Ukraine-Krise
Stattdessen werde derzeit geplant, unqualifiziertes Personal, das bis dato bei der Pandemie-Aufarbeitung in den Schulen geholfen hat, für die Betreuung der Flüchtlingskinder abzuziehen. „Diese Hilfskräfte haben unter der Leitung des Schulpersonals geholfen, Rückstände, die in der Pandemie entstanden sind, aufzuarbeiten.“ Diese Kräfte würden nun abgezogen werden, um die ukrainischen Flüchtlingskinder zu betreuen. Das Lehrpersonal würde zwar verstehen, dass den Kindern in dieser Krise geholfen werden müsse, jedoch würden die pandemiebedingten Lernrückstände deshalb nicht einfach verschwinden. „Umso wichtiger ist es, die Reserve an Fachpersonal zu aktivieren.“
Neben der Personalfrage stellen sich für Joëlle Damé aber noch weitere Fragen, was die Betreuung der ukrainischen Flüchtlingskinder angeht. „Diese Kinder müssen sich in Luxemburg erst mal zurechtfinden“, sagt Damé. „Neben der Sprachbarriere, die es für jedes Flüchtlingskind gebe, wurden diese Kinder durch die Flucht aus der Ukraine entwurzelt und sind eventuell auch schwer traumatisiert.“ Es müsse also neben der herkömmlichen Betreuung auch eine psychologische Hilfe vorgesehen werden. „Wir schulden es diesen Kindern, auf ihre seelische Gesundheit zu achten.“ Derzeit ist vor der Einschulung lediglich ein Tuberkulose-Test vorgesehen. Auch eine Covid-Impfung wird den Ankömmlingen angeboten, sagt Damé.
Administrative Schritte für ukrainische Flüchtlinge
Die ukrainischen Eltern bekommen alle notwendigen Auskünfte im „Guichet unique“, der von den Luxemburger Behörden für die ukrainischen Flüchtlinge eingerichtet wurde. Auf dieser Plattform sind auch Dienststellen des Bildungsministeriums vertreten. Um eine passende Betreuungseinrichtung ausfindig zu machen sowie für Fragen und Hilfestellungen im Bereich der Betreuung können sich die Eltern an die zuständige Dienststelle unter folgender Adresse wenden: [email protected].
Anschließend können sich die ukrainischen Flüchtlinge direkt an die Betreuungseinrichtung wenden, da ein Vertrag zwischen Eltern und Einrichtung unterschrieben werden muss. (Quelle: Bildungsministerium)
De Maart
Wie steht es mit den Impfungen bei diesen Flüchtlingen?Ist nicht unwichtig, da Corona weiter herumschleicht.