Montag3. November 2025

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Chambre des MétiersLuxemburger Handwerk ist ein Jobmotor – mit strukturellen Problemen

Chambre des Métiers / Luxemburger Handwerk ist ein Jobmotor – mit strukturellen Problemen
Jobmotor Handwerk Quelle: Chambre des métiers

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Obwohl oder vielleicht gerade weil das Handwerk schon durch zahlreiche verschiedene Krisen gegangen ist, hat es sich immer wieder stabilisieren können. Die von der Chambre des Métiers vorgestellten „Chiffres clés de l’artisanat 2024“ bestätigen dies.

Das Handwerk stellt 20 Prozent der Arbeitsplätze und 19 Prozent der Unternehmen hierzulande. Dass die Krisen nicht nur negative Effekte auf diesen wirtschaftlichen Bereich hatten, brachte Tom Oberweis, der Präsident der Handwerkskammer, am vergangenen Dienstag bei der Vorstellung der „Schlüsselzahlen“ auf den Punkt: „In Zeiten von Krisen und Unsicherheiten haben sich die Handwerker immer an die verschiedenen Veränderungen angepasst und dabei weiterhin eine entscheidende wirtschaftliche und soziale Rolle in ihrer Gemeinschaft gespielt.“ Oberweis nannte jedoch auch einen belastenden Faktor: „Angesichts der aktuellen Herausforderungen leiden die Handwerksbetriebe jedoch sehr unter der Unvorhersehbarkeit.“

Die breite Öffentlichkeit habe den inhärenten Mehrwert der handwerklichen Arbeit wiederentdeckt, die stark mit der Region verbunden ist und in direktem Kontakt mit den Kunden und der Gesellschaft als Ganzes steht. Von Exzellenz, Tradition und Innovation sprach derweil Wirtschaftsminister Lex Delles (DP), der das Handwerk „Rückgrat“ der luxemburgischen Wirtschaft nannte und die „führende Rolle“ des Handwerks beim Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft betonte. Sein Ministerium fördere den Zugang der Unternehmen zu Grundstücken, vereinfache die Verwaltungsverfahren, modernisiere die Hilfen für Unternehmen ständig und erleichtere den Betrieben die Suche nach Arbeitskräften.

Mit mehr als 103.000 Arbeitsplätzen, 9.000 Unternehmen und fast 1.700 Auszubildenden verzeichnete das Handwerk zwischen 1970 und 2024 einen Anstieg der Gesamtbeschäftigung mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von drei Prozent. Das schwierige konjunkturelle Umfeld im Jahr 2024, vor allem für den Bausektor, führte jedoch zu einem beispiellosen Rückgang von 4.200 Beschäftigten in diesem Sektor, also um vier Prozent – trotz einer Netto-Unternehmensgründung von zwei Prozent. Derweil hat in anderen Branchen des Handwerks die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr zugenommen: Etwa die der Gebäudereiniger stieg um 557 Personen, im Kunsthandwerk kamen netto 96 Personen hinzu.

Die jüngsten Ergebnisse der Konjunkturumfrage zeigen jedoch, dass die Unternehmer allmählich wieder Vertrauen fassen, aufgrund des unsicheren Umfelds jedoch vorsichtig bleiben. Eine Umfrage ergab kürzlich, dass viele Handwerker immer noch keinen geeigneten Standort finden können, wodurch ihre wirtschaftliche Entwicklung gehemmt wird. Um den ermittelten Flächenbedarf von 68 Hektar zu decken, wird es dem Vernehmen der Akteure nach wichtig sein, die Verfügbarkeit von regionalen und kommunalen Gewerbegebieten durch die Anwendung der Grundsätze der Verdichtung und der gegenseitigen Nutzung zu erhöhen. Laut Umfrage gaben 78 Prozent der Betriebe an, dass die vorhandenen Grundstücke zu teuer seien, und 62 Prozent klagten über zu wenig Bauland.

Umgekehrte Alterspyramide

Seit Jahren fehlt es dem Handwerk an Nachwuchs. Angesichts der Umkehrung der Alterspyramide bei den Beschäftigten – 30 Prozent sind über 50 Jahre alt – ist eine künftige „Fachkräfteoffensive“ erforderlich. Auf landesweiter Ebene wird daher ein stärker personalisierter Ansatz für den „Orientierungsprozess“ junger Menschen befürwortet, so wie es auf internationaler Ebene wichtig ist, die Bedürfnisse der einzelnen Handwerkssektoren bei künftigen Initiativen zur Anwerbung von Arbeitnehmern aus Drittländern zu berücksichtigen.

Als eine zentrale Herausforderung für die kommenden Jahre gilt es, die Unternehmensübertragung ins Zentrum der strategischen Überlegungen zu stellen, um die handwerklichen Strukturen und ihre Arbeitsplätze zu sichern. Da 47 Prozent der Geschäftsführer mehr als 50 Jahre alt sind, wird vorgeschlagen, die Übertragung innerhalb der Familie oder an einen Arbeitnehmer des Unternehmens zu fördern. Denn viele von den Genannten werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Umso dringender ist die „Fachkräfteoffensive“. Das Handwerk müsse der Jugend gegenüber attraktiv gemacht und Arbeitskräfte aus dem Ausland angezogen werden.

Obwohl das Handwerk ein enormes Potenzial hat, sich mithilfe neuer Technologien, insbesondere durch Digitalisierung und KI, neu zu erfinden, ist ein Rückgang der Investitionen zu verzeichnen. Gleichzeitig ist ein Anstieg des Verwaltungspersonals im Handwerk zu beobachten: auf 35 Prozent im vergangenen Jahr. Um die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern, appelliert die Handwerkskammer an die Regierung, eine „immunisierte Reserve“ einzuführen, die es ermöglicht, das Eigenkapital der Unternehmen zu stärken und den Prozess der Verwaltungsvereinfachung zu beschleunigen.

Schlüsselakteur der Nachhaltigkeit

So setzen die Handwerksbetriebe – als Schlüsselakteur der Nachhaltigkeit –  innerhalb ihrer Strukturen vielfältige, auf „Sustainability“ ausgerichtete Maßnahmen um. Da sie einen Pfeiler der Umwelt- und Energiewende darstellen, wird vorgeschlagen, die individuelle Betreuung der kleinen und mittleren Unternehmen weiter auszubauen und gleichzeitig die Vorschriften im Sinne von „think small first“ zu vereinfachen.

Durch seine Verwurzelung und lokale Nähe kann der Sektor einen Wettbewerbsvorteil erzielen, indem er auf regionale Netzwerke zur Materialbeschaffung zurückgreift, insbesondere in der Großregion. Im Gegensatz zu multinationalen Konzernen suchen Handwerker nicht immer die billigste Lösung, sondern den nachhaltigsten und dauerhaftesten Weg.

Familienunternehmen – 79 Prozent der Unternehmen in diesem Sektor haben weniger als zehn Beschäftigte – sind ein nicht zu vernachlässigender Vektor für Widerstandsfähigkeit und sozioökonomische Integration, da sie die dem Handwerk innewohnenden Grundwerte wie Verantwortung, Verdienst, Kreativität und Autonomie weitergeben. Daher sind Maßnahmen, die das individuelle Engagement im Betrieb fördern, sowie intelligente und integrierte Lösungen für Wohnen und Mobilität von entscheidender Bedeutung.

Damit die handwerkliche Ausbildung gute Karriereaussichten bietet, schlägt die Chambre des Métiers vor, das Handwerk über Kampagnen wie zum Beispiel #MakersOfLuxembourg und #ShapeYourFuture aufzuwerten und gleichzeitig die Ausbildungsbetriebe und Auszubildenden finanziell zu unterstützen. Außerdem gilt es, die üblichen Probleme, mit denen das Handwerk zu kämpfen hat, von dem seit Jahrzehnten bestehenden Fachkräftemangel bis hin zur Konkurrenz durch Staat und Kommunen auf dem Arbeitsmarkt, zu lösen. Nur so kann das Handwerk eine Rolle als „treibende Kraft in einer sich wandelnden Gesellschaft“, als die es sich am Tag der Präsentation selbst bezeichnet hat, für die luxemburgische Wirtschaft weiterhin spielen.

 

So verschieden die einzelnen Handwerkszweige sind, so unterschiedlich entwickelt sich auch deren Beschäftigten- und Unternehmenszahl
So verschieden die einzelnen Handwerkszweige sind, so unterschiedlich entwickelt sich auch deren Beschäftigten- und Unternehmenszahl Quelle: Chambre des métiers

 


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Herry
3. Mai 2025 - 14.50

Seit Jahren werden diese Probleme im Handwerk erläutert,
aber bisher passiert dreimal nix seitens diesen Gremien wo
nur Bosse von Grossbetrieben führend sind, ist ja normal
dass man versucht bei Löhnen und Gehältern einen Bremsklotz
hinzuschieben,was das ganze Getue verschlimmert, und kaum
noch jemand Interresse am Handwerk in Zukunft haben wird.
Also was soll dies ganze Show-Getue inklusiv konzeptloser
Politik,der Untergang ist sowieso in verschiedenen Berufen
vorprogrammiert,Nàgel mit Köpfen machen kennt niemand
mehr von diesen Herrschaften. Armseliges Getue.

Philippe
3. Mai 2025 - 9.53

Sou laang den Handwierker am Privat Sektor MEI WEI SCHLECHT bezuelt gett ging Ech kengem Jonken roden op Handwierk ze goen außer en wieselt bei Staat oder Gemeng CFL Post Luxair Cargolux etc also iwerall wou den Staat bedeelegt ass. Hei baussen als Handwierker gess a bleiwst de een aarmen Bierger.