Die Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des früheren deutschen Konzentrationslagers Auschwitz hat am Montag in Anwesenheit zahlreicher Staats- und Regierungschefs stattgefunden. Mit dabei waren auch der Luxemburger Premier Luc Frieden (CSV) sowie der Erbgroßherzog Guillaume und die Erbgroßherzogin Stéphanie.
„Die Zeit stand still und mir fehlten die Worte, als ich im Lager Auschwitz in Polen stand“, schreibt Frieden in einer Stellungnahme am Montag. Der Ort und der Name seien für immer als ein Synonym für den Mangel an Menschlichkeit in der Geschichte eingegangen. 80 Jahre seien vergangenen, seit Millionen von Menschen einem der größten Schrecken zum Opfer fielen, die das Nazi-Regime jemals in der Geschichte der Menschheit begangen hat: „Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags ist es immer noch schwer, die abscheuliche Grausamkeit zu begreifen.“
Auschwitz sei ein Ort zum Nachdenken, sagt Frieden. Aber es müsse auch ein Ort zum Handeln sein. „Wenn er uns nicht zum Handeln anspornt, laufen wir Gefahr, moralische Komplizen zu werden“, schreibt Frieden. Angriffe auf unsere universellen Werte Freiheit, Demokratie und Gleichheit würden immer und überall mit einem Gefühl der Überlegenheit gegenüber anderen beginnen – und angesichts des Zustands der Welt um uns herum würden solche Ideen und ihre unanständigen Vertreter wieder an Selbstvertrauen gewinnen. „Lasst uns jetzt und für immer gegen Ideen ankämpfen, die diese menschliche Katastrophe verharmlosen und versuchen, uns zu spalten, indem sie Hass auf andere schüren“, fordert der Premier.
Überlebende im Mittelpunkt der Gedenkfeier
Im Mittelpunkt des Gedenkens standen aber die Überlebenden, die 80 Jahre nach der Befreiung des Lagers immer weniger werden. Etwa 50 nahmen die Reise nach Auschwitz auf sich, der 91-jährige Pavel Taussig wurde von Frank-Walter Steinmeier in seinem Flieger mitgenommen. Nach Auschwitz kehre er nur „zähneknirschend“ zurück, sagte er vor dem Abflug. „Aber ich halte es für meine Pflicht.“
Es erschrecke ihn und stimme ihn traurig, dass heute das Wissen über den Holocaust unter jungen Leuten abnimmt. Nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage der Jewish Claims Conference haben zwölf Prozent der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland noch nie etwas von den Begriffen Holocaust oder Schoah gehört.
Tätowierte Häftlingsnummer noch gut erkennbar
Taussig zeigte sich auch beunruhigt über den Aufstieg rechter Kräfte wie der AfD in Deutschland. „Ich hatte lange nicht damit gerechnet, noch mal so etwas zu erleben, und hoffe, dass es dabei nicht bleibt.“ Im November 1944 war der damals Zehnjährige mit seiner jüdischen Familie aus der Slowakei nach Auschwitz deportiert worden. Die tätowierte Häftlingsnummer ist noch heute auf seinem Unterarm gut erkennbar.
Er hat nicht nur das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager in dem damals von der Wehrmacht besetzten Polen überlebt, sondern auch einen der sogenannten Todesmärsche nach Mauthausen in Österreich. Im Mai 1945 wurde er im KZ Gunskirchen von US-Soldaten befreit.
Auschwitz-Birkenau steht symbolhaft für den Holocaust und das Grauen des Nationalsozialismus. Rund 1,1 Millionen Menschen wurden hier zwischen 1940 und 1945 erschossen, in Gaskammern ermordet oder starben an Hunger und Krankheiten – die meisten von ihnen waren Juden. Am 27. Januar 1945 erreichten sowjetische Soldaten das Lager im von der Wehrmacht besetzten Polen und befreiten etwa 7.000 Überlebende.
Putin ausgeschlossen – Grußbotschaft aus Moskau
Neben Polens Staatschef Andrzej Duda, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem kanadischen Noch-Regierungschef Justin Trudeau nahmen auch der britische König Charles III. und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an der Gedenkfeier teil. Ein Staatschef war aber unerwünscht: der russische Präsident Wladimir Putin.
Seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 war es das dritte Mal in Folge, dass die Gedenkfeier ohne einen Vertreter Russlands stattfindet. Zum 60. Jahrestag der Befreiung 2005 war Putin noch ein viel beachteter Gast – auch mit Blick auf die Rolle der sowjetischen Armee, die 1945 die Gefangenen befreite.
Genau darauf wies Putin auch in einer Stellungnahme aus Moskau hin. Es sei die Rote Armee gewesen, die der Menschheit die Wahrheit über die Verbrechen der Nazis offenbart habe, hieß es in einem Schreiben Putins zum Holocaust-Gedenktag.
USA und Israel nicht hochrangig vertreten
Nicht besonders hochrangig waren die Regierungen der USA und Israels in Auschwitz vertreten. US-Vizepräsident J.D. Vance kam anders als ursprünglich erwartet nicht nach Polen. Die US-Delegation wurde vom Nahost-Beauftragten Steve Witkoff und dem designierten Handelsminister Howard Lutnick geleitet. Aus Israel kam nur Bildungsminister Joav Kisch.
Lasst uns Lichter anzünden statt über die Dunkelheit zu klagen.🕯️💡