EnergieLuxemburg wird noch viele Jahre lang von Strom aus dem Ausland abhängig sein

Energie / Luxemburg wird noch viele Jahre lang von Strom aus dem Ausland abhängig sein
Mit einer gewissen Regelmäßigkeit wird aktuell hierzulande vom Bau neuer Solaranlagen und von neuen Rekorden bei der Produktion von erneuerbaren Energien berichtet. Doch die Zahlen bleiben überschaubar. Nach wie vor ist Luxemburg, was die Stromversorgung anbelangt, überaus stark abhängig von Importen. Foto: AFP/David McNew/Getty Images

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Im Jahr der Corona-Pandemie wurde in Luxemburg deutlich weniger Strom verbraucht als in den Vorjahren. Gleichzeitig wurde hierzulande mehr Elektrizität erzeugt. Von Importen wird das Land trotzdem noch lange abhängig bleiben.

Im Jahr 2020 von Pandemie und Home-Office ist der Stromverbrauch in Luxemburg, verglichen mit 2019, um deutliche 4,5 Prozent (auf 6.262 GWh) gesunken. Das geht aus der Jahresbilanz der Aufsichtsbehörde ILR („Institut luxembourgeois de régulation“) hervor. Das letzte Mal, als in einem Jahr weniger Strom verkauft wurde, liegt mehr als zehn Jahre zurück.

Eine ähnliche Entwicklung wie in Luxemburg wurde vergangenes Jahr in der gesamten Eurozone gemessen, wie Zahlen von Eurostat zeigen. Im Euroraum wurde im Schnitt 4,1 Prozent weniger Strom verkauft als im Vorjahr. In Dänemark, den Niederlanden und Deutschland waren es rund zwei Prozent weniger – in Frankreich und Österreich wurde hingegen ein Rückgang von um die 5 Prozent gemessen.

Im Detail gibt es auch hierzulande Unterschiede zu beobachten. So war letztes Jahr vor allem der Verbrauch in der Industrie, mit minus 7 Prozent, überdurchschnittlich stark rückläufig. Das war er jedoch auch bereits in den Jahren vorher – zwischen 2012 und 2019 war der Strombedarf der Industrie bereits um 6 Prozent zurückgegangen. Möglicherweise liegt das am allgemein abnehmenden Gewicht der Industrie an der nationalen Wirtschaft.

Auch im Bereich der Dienstleistungsbranche und der kleineren Betriebe war der Verbrauch hierzulande, mit einem Minus von 6 Prozent, deutlich rückläufig. Doch wegen des Booms der Vorjahre liegt ihr Bedarf an Elektrizität Ende 2020 immer noch 10 Prozent über dem von 2012, wie die Zahlen des ILR zeigen. Leicht gestiegen ist derweil der Verbrauch der Haushalte – wobei es zu bemerken gilt, dass auch die Zahl der Haushalte zugelegt hat.

Der Strompreis ist um zehn Prozent gestiegen

Für ihre Versorgung mit Elektrizität mussten die Luxemburger Haushalte vergangenes Jahr im Schnitt mehr bezahlen, schreibt die Behörde in dem Jahresbericht weiter. Die Preise für Privatkunden sind im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gestiegen. Im Jahr 2020 zahlt der durchschnittliche Haushaltskunde demnach insgesamt 794 Euro (66 Euro pro Monat). 2016 hatte der durchschnittliche Kunde 679 Euro pro Jahr bezahlt.

Teurer wurden letztes Jahr sowohl die Komponenten „Energie und Versorgung“ als auch „Steuern und gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen“ und die „Netzentgelte“. Im Schnitt liegt Luxemburg, was die Preise anbelangt, im europäischen Durchschnitt. Nicht so teuer wie in Deutschland und Dänemark – aber viel teurer als in den Niederlanden oder Bulgarien.

Nur ein kleiner Teil des im Land verkauften Stroms wird auch hierzulande hergestellt. Im Jahr 2020 musste das Großherzogtum 80,7 Prozent importieren. Im Vorjahr waren es 84,1 Prozent. Der Import erfolgt hauptsächlich aus Deutschland. Dass der Anteil der Importe 2020 rückläufig war, hat derweil zwei Gründe: einerseits den gefallenen Verbrauch und andererseits die wieder gestiegene nationale Produktion.

Insgesamt 19,3 Prozent des nationalen Verbrauchs (1.208 GWh) konnte Luxemburg 2020 durch die heimische Produktion decken. Der Großteil davon stammt aus Wind und Biomasse (351 GWh und 266 GWh), gefolgt von Erdgas (184 GWh) und Fotovoltaik (160 GWh).

Produktion 2016 auf Tiefstpunkt gefallen

Ein Jahr vorher, 2019, deckte die eigene Produktion nur 15,9 Prozent des Verbrauchs. 2018 waren es erst 14,1 Prozent. Im Jahr 2016 war die nationale Stromproduktion auf einen Tiefpunkt (763 GWh) gefallen. Sie deckte nur 11,7 Prozent der Nachfrage.

Einige Jahre vorher wurde in Luxemburg noch deutlich mehr Elektrizität hergestellt. Im Jahr 2012 waren es beispielsweise 2.725 GWh. Doch 2016 wurde dann das Gaskraftwerk Twinerg in Esch/Alzette geschlossen. Die Produktion hatte sich seit einigen Jahren finanziell nicht mehr gelohnt. Mittlerweile steht nicht einmal mehr das Gebäude. Es wurde komplett abgerissen.

Den Rückgang aus dieser Schließung konnte das Land bisher nicht wettmachen. Das, obwohl die eigene Energieerzeugung seit 2016 Jahr für Jahr gesteigert wurde. Gewachsen ist jedoch die hiesige Produktion von erneuerbarer Energie. Innerhalb von fünf Jahren hat sich ihr Volumen mehr als verdoppelt. 15,6 Prozent des Konsums stammten 2020 aus nationalen erneuerbaren Energiequellen. 2019 waren es 12,2 Prozent des gesamten Verbrauchs und ein Jahr davor 10,4 Prozent. 2015 lag die Quote der Erneuerbaren bei gerade mal 6,8 Prozent. Der Anstieg der Stromerzeugung zwischen 2015 und 2020 geht auf mehr Wind-, Biomasse- und Fotovoltaikanlagen zurück.

Verbrauch von Atomstrom legt wieder zu

Über die letzten Jahre hat sich auch der Strommix, der hierzulande durch die Leitungen fließt, deutlich verändert. Der Anteil der fossilen Energie ist zwischen 2009 und 2019 stark zurückgegangen, von 52,6 auf 30,2 Prozent. Parallel dazu ist der Anteil der Erneuerbaren stark gestiegen: von 21,3 auf starke 59 Prozent. Für fast 47 Prozentpunkte davon steht die (mehrheitlich importierte) Energie aus Wasserkraft. Das zeigen Daten von Statec.

Der Anteil der Nuklearenergie im Luxemburger Stromnetz schwankt. Im Jahr nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima (2011) lag er bei 24,4 Prozent. Im Jahr danach war sein Anteil dann auf 6,3 Prozent gefallen. Mit der schwindenden Erinnerung an das Ereignis hat sein Anteil am verkauften Strom wieder zugelegt. 2019 lag er bei 10,7 Prozent.

Da der hierzulande verbrauchte Strom mehrheitlich importiert wird, spielt er für die Luxemburger CO2-Bilanz eine untergeordnete Rolle. Die bei der Produktion entstandenen Emissionen werden in der Rechnung dem Land zugeordnet, in dem sie hergestellt und verkauft wurden. Wo sie verbraucht werden, spielt keine Rolle. Verkäufe von Kraftstoffen verschlechtern somit die Luxemburger Klimabilanz – Stromimporte hingegen nicht.

Ein Fast-Monopol

Auf dem Stromeinzelhandelsmarkt in Luxemburg waren 2020 neun Stromunternehmen tätig: sieben auf dem Privatkundenmarkt und neun auf dem Nichtwohnungsmarkt (professionelle Kunden wie Industrieanlagen und Verwaltungen). Praktisch gesehen wird der Luxemburger Markt jedoch von einem Unternehmen dominiert: der Encevo-Gruppe.

Bei den Privatpersonen hält Encevo/Enovos mit ihren Tochtergesellschaften einen Marktanteil von stattlichen 90,9 Prozent. Von den Wettbewerbern hält nur Sudstroum einen Marktanteil von mehr als 5 Prozent. Auch bei den Geschäftskunden hält Encevo einen Marktanteil von satten 87,6 Prozent. Nur im Bereich der Industrie ist der Anteil von Encevo, mit 57,8 Prozent, etwas geringer. Hintergrund ist, dass der Stahlkonzern ArcelorMittal sich selbst, über ArcelorMittal Energy (Marktanteil von 37 Prozent), mit Elektrizität versorgt. Mit der Tochtergesellschaft Creos ist Encevo zudem der bei weitem wichtigste Strom- und Gasnetzbetreiber des Landes.

Größter Anteilseigner von Encevo/Enovos ist mit 28 Prozent der Luxemburger Staat. Indirekt (über BCEE, Post, SNCI, Luxemburg-Stadt) kontrolliert er fast 75 Prozent der Anteile. Zweitwichtigster Aktionär ist der weltweit zweitgrößte Netzbetreiber China Southern Power Grid International.

Blanchet
27. Juli 2021 - 12.10

@Zweitakt Biker "Na gut, schön wäre das nicht, aber wenn wir schon die Landschaft mit Windmühlen verhunzen dann kommt es daran auch nicht mehr an " Fahren Sie mal in den Süden, da sieht man Cattenom mit kilometerhohen Dampfwolken die die Landschaft verschatten. Da lob ich mir die Windmühlen.

jean-pierre goelff
26. Juli 2021 - 8.56

Mr.Biker,deï zwee Artisten hun duerfir dach keng Zait,sie mussen elo d'Bussen vun der RGTR nei unstreichen,daat ass dach meï wichtig!

Zweitakt Biker
23. Juli 2021 - 12.31

Wie wäre es denn wenn man über jede Velospist ein Dach aus Solarzellen zimmern würde. Dann könnten wir Velosfuerer *innen doch bei jedem Wetter raus und unserem Hobby nach gehen(fahren). Herr Bausch, Turmes denken Sie doch mal über diese tolle Idee nach. Na gut, schön wäre das nicht, aber wenn wir schon die Landschaft mit Windmühlen verhunzen dann kommt es daran auch nicht mehr an ?