Esch„Luxembourg Pride Week 2022“: Gemeinsam die Vielfalt feiern

Esch / „Luxembourg Pride Week 2022“: Gemeinsam die Vielfalt feiern
Pandemiebedingt fand der Egalitätsmarsch zur „Luxembourg Pride Week“ in gewohnter Form zuletzt 2019 statt. In diesem Jahr wird der bunte Umzug am 9. Juli wieder durch das Escher Stadtzentrum ziehen.  Archivfoto: Editpress/Isabella Finzi

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die „Luxembourg Pride Week“ wird 2022 voraussichtlich wieder normal ablaufen. Denn nachdem die Veranstaltung in den letzten zwei Jahren wegen Corona nur in reduzierter Form organisiert werden konnte, werden in diesem Jahr wieder Konzerte und andere Veranstaltungen wie der sogenannte „Equality March“ vor Ort in Esch/Alzette stattfinden. Freuen dürften sich viele auf einen internationalen Headliner, der bei einer Pressekonferenz am Mittwoch bekanntgegeben wurde.

„Wenn die Menschen dabei so mitgehen, wie wir uns das vorstellen, wird die Stadt Esch danach den Belag am Rathausplatz auffrischen müssen“, versprach Dominique Vitali vom „Service culturel“ der Gemeinde Esch am Mittwochmorgen lachend bei einer Pressekonferenz zur „Luxembourg Pride Week“ im zukünftigen Haus der Diversität in Esch. Dominique Vitali bezog sich bei dieser Aussage auf den Auftritt des deutschen Musikers Jendrik Sigwart, der im vergangenen Jahr beim „Eurovision Song Contest“ für Deutschland an den Start ging und am 10. Juli um 17 Uhr auf einer großen Bühne auf dem Escher Rathausplatz performen wird. 

Dominique Vitali vom „Service Culturel“ der Escher Gemeinde freut sich auf die Veranstaltung: „Das wird was Großes“ 
Dominique Vitali vom „Service Culturel“ der Escher Gemeinde freut sich auf die Veranstaltung: „Das wird was Großes“  Foto: Editpress/Tania Feller

Denn vom 1. bis zum 10. Juli organisiert der Verein „Rosa Lëtzebuerg“ in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Esch wieder die „Luxembourg Pride Week“. Höhepunkt davon dürfte das Straßenfest am 9. und 10. Juli sein. In Luxemburg basierte Künstlerinnen und Künstler wie unter anderem CHAiLD, Edsun und der durch „The Voice of Germany“ bekannte George Philippart werden an dem Wochenende auf zwei Bühnen im Escher Zentrum auftreten. Und auch ein internationaler Headliner ist dabei: Der britische Sänger Boy George wird gemeinsam mit seiner Band Culture Club („Do you really want to love me“ oder „Karma Chameleon“) samstags um 21.30 Uhr vor dem Rathaus performen. 

Auch der sogenannte „Equality March“ soll 2022 endlich wieder stattfinden – nachdem die bunte Parade zuletzt in gewohnter Form 2019 in Esch stattgefunden hatte und pandemiebedingt in den letzten zwei Jahren online beziehungsweise als hybride Veranstaltung abgehalten werden musste. Als Programmteil der Kulturhauptstadt Esch2022 und getreu dem Motto „Remix Europe“ nehmen an dem Egalitätsmarsch auch zahlreiche Gruppen aus dem Ausland teil – aus Belgien, Deutschland und Frankreich. Über Ländergrenzen hinweg soll ein Zeichen der Einheit gesetzt werden. Zudem wird es während der gesamten Woche im Escher Bâtiment IV ein Informationszentrum sowie „After Works“ und eine Ausstellung geben. 

Öffentlichkeit sensibilisieren

Eine Gedenkzeremonie für Menschen der LGBTIQ+ („Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex and Queer“)-Community findet am Montag, den 4. Juli beim nationalen Resistenzmuseum in Esch statt. Denn auch wenn die Pride als Einladung an die Gesellschaft gedacht ist, gemeinsam die Vielfalt zu feiern, ist sie weitaus mehr als nur eine bunte Party. Dass die Menschen so akzeptiert werden, wie sie sind, soll als Botschaft vermittelt werden. Zudem nutzt „Rosa Lëtzebuerg“ die Sensibilisierungswoche, um Gesellschaft und Politik auf die Bedürfnisse sowie Forderungen von queeren Menschen aufmerksam zu machen. 

Eine davon ist beispielsweise die Schaffung von sogenannten „Safe Spaces“ – also geschützten Räumen, in denen Menschen ohne Diskrimination so sein können, wie sie sind. Im Großherzogtum gibt es laut „Rosa Lëtzebuerg“ bis auf ein Beratungszentrum, das nur zu Bürozeiten geöffnet hat, keine solchen Orte mehr. Das künftige Haus der Diversität in Esch, in dem am Mittwoch auch die Pressekonferenz zur „Pride Week“ stattfand, wird in Zukunft ein sicherer Raum sein. Unter anderem „Rosa Lëtzebuerg“ wird dort einen Sitz haben. Eine weitere Forderung der Vereinigung ist die Solidarität mit queeren Schutzsuchenden aus der Ukraine und anderen Ländern.

Die Pressekonferenz zum Programm der „Luxembourg Pride Week 2022“ fand im zukünftigen Haus der Diversität am Escher Brillplatz statt. Dieser Ort soll laut Andy Maar von „Rosa Lëtzebuerg“ bald ein sicherer Ort für LGBTIQ+-Menschen werden.
Die Pressekonferenz zum Programm der „Luxembourg Pride Week 2022“ fand im zukünftigen Haus der Diversität am Escher Brillplatz statt. Dieser Ort soll laut Andy Maar von „Rosa Lëtzebuerg“ bald ein sicherer Ort für LGBTIQ+-Menschen werden. Foto: Editpress/Tania Feller

Seit 23 Jahren wird mit der „Luxembourg Pride Week“ auf die Anliegen von LGBTIQ+–Menschen aufmerksam gemacht. Die erste Pride fand damals noch in der Luxemburger Hauptstadt statt und war ursprünglich unter dem Namen „Gay Mat“ bekannt. Da dieses Wortspiel der Aufforderung zum Mitgehen allerdings hauptsächlich von Menschen im Großherzogtum – und im Ausland eher von den wenigsten – verstanden wurde, wurde die Veranstaltung 2019 in „Luxembourg Pride Week“ umbenannt. Im Jahr 2019 feierte die Pride 20-jähriges Jubiläum und wurde zu dem Zeitpunkt bereits zum zehnten Mal in Esch ausgetragen. Mehr Informationen zum Programm der diesjährigen Ausgabe gibt es unter: luxembourgpride.lu

Drei Fragen an Andy Maar 

Tageblatt: Als Co-Koordinator organisieren Sie bei „Rosa Lëtzebuerg“ die „Luxembourg Pride Week“. Weshalb ist es wichtig, dass diese Sensibilisierungswoche stattfindet? 

Während der Pandemie stellte Andy Maar fest, dass bei „Rosa Lëtzebuerg“ viel mehr Anfragen von queeren Menschen eingingen. Der Verein setzt sich für die Interessen und Rechte der LGBTIQ+–Community ein und organisiert unter anderem die „Luxembourg Pride Week“. 
Während der Pandemie stellte Andy Maar fest, dass bei „Rosa Lëtzebuerg“ viel mehr Anfragen von queeren Menschen eingingen. Der Verein setzt sich für die Interessen und Rechte der LGBTIQ+–Community ein und organisiert unter anderem die „Luxembourg Pride Week“.   Foto: Editpress/Tania Feller

Andy Maar: Immer wieder stellen wir fest, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder beschnitten werden können. Da braucht man zum Beispiel nur nach Polen zu schauen: Für eine Kampagne gegen Homosexualität fuhr ein Lastwagen mit einer Aufschrift durch Warschau, die Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzte. Und obwohl in Luxemburg ein progressives Klima herrscht, merkt man auch hier, dass die Anti-Stimmung sehr laut sein kann. Man braucht dazu nur die Kommentare von Nutzern auf Nachrichtenseiten zu lesen. 

In den letzten zwei Jahren konnte die Aktion nicht wie gewohnt stattfinden, welche Auswirkungen hatte das? 

Durch die Pandemie ist die Anzahl sogenannter „Safe Spaces“ zurückgegangen: Die letzte queere Bar im Großherzogtum musste schließen und öffentliche Institutionen waren mit der hohen Anzahl an Anfragen überfordert. Das fiel auch auf gemeinnützige Vereinigungen wie „Rosa Lëtzebuerg“ zurück. Wir hatten im Lockdown viel mehr Anfragen, denn Einsamkeit und Isolation machten vielen zu schaffen. Manche habe ja keinen engen Familienkreis oder leben mit queerphoben Familienmitgliedern zusammen. Da es in Luxemburg keine sicheren Räume gibt, sind temporäre „Safe Spaces“ wie die „Luxembourg Pride Week“ umso wichtiger. 

In diesem Jahr können die Veranstaltungen normalerweise wieder wie gewohnt vor Ort stattfinden. Bestimmt gibt es da auch ein persönliches Highlight für Sie.

Ich freue mich vor allem darüber, dass queere Kunst und Kultur in diesem Jahr beim „Queer Arts Festival“ einen größeren Platz bekommen. Und auf den „Amsterdam Rainbow Dress“. Als Kunstprojekt wurden auf einem Kleid die Flaggen von 71 Ländern abgebildet, in denen Homosexualität immer noch unter Strafe steht. Ändert sich die Gesetzgebung zu Gunsten homosexueller Menschen, wird die Fahne des entsprechenden Landes durch eine Flagge in Regenbogenfarben ersetzt. Edsun wird das Kleid bei seiner Performance am 4. Juli beim nationalen Resistenzmuseum in Esch tragen. Das Kleid war unter anderem bereits im Europaparlament in Brüssel ausgestellt.