Donnerstag25. Dezember 2025

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VerteidigungLondoner Strategieinstitut IISS mahnt zu größerer Unterstützung der Ukraine

Verteidigung / Londoner Strategieinstitut IISS mahnt zu größerer Unterstützung der Ukraine
Von Putins Friedenswillen, den Donald Trump in einem Gespräch mit dem russischen Machthaber erkannt haben will, werden diese ukrainische Soldaten noch so bald nichts merken Foto: Handout/24th Mechanized Brigade of Ukrainian Armed Forces/AFP

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Auch wenn US-Präsident Donald Trump meint, Putin wolle Frieden, führt Russland weiterhin einen brutalen Angriffskrieg in der Ukraine und wendet gewaltige Mittel dafür auf, wie Experten des Londoner Strategieinstituts IISS festgestellt haben.

Knapp drei Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine genießt offenbar keine der beiden Seiten einen strategischen Vorteil. Zwar seien Kiews Truppen in einer zunehmend gefährdeten Position, weil vielen Fronteinheiten die Leute fehlen; doch dürften Russland bei anhaltend hohen Verlusten im kommenden Jahr die Kampfpanzer und damit die Fähigkeit zu längerfristigen Offensiven ausgehen, berichtet das Londoner Strategieinstitut IISS in seinem Jahrbuch „Military Balance“. Angesichts der sogenannten Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump müssten die europäischen Verbündeten die Unterstützung für die Ukraine „signifikant erhöhen“, forderte IISS-Chef Bastian Giegerich am Mittwoch in London.

Den Berechnungen der Institutsexperten zufolge hat Russland seit der Invasion im Februar 2022 mehr als 4.000 Kampfpanzer verloren, darunter allein im vergangenen Jahr 1.400. Moskau erhält erhebliche Unterstützung durch Nordkorea und Iran, auch China liefert große Mengen an sogenannter Dual-Use-Technik, die zu militärischen Zwecken genutzt werden kann. Der russische Rüstungshaushalt stieg gewaltig an und liegt nun bei 6,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts BIP. Relativ zur Kaufkraft entspricht dies 462 Milliarden US-Dollar. Damit steckt das Putin-Regime insgesamt mehr Geld ins Militär als die europäischen NATO-Verbündeten (442 Milliarden Dollar). Unter ihnen ist Deutschland (86 Milliarden) durch einen Zuwachs der Rüstungsausgaben um 23,2 Prozent an Großbritannien (81 Milliarden) vorbeigezogen und nimmt nun weltweit Platz vier ein, allerdings mit weitem Abstand zu den USA, China und Russland.

Fokus auf China

Das Land in der Mitte Europas hat zehn Jahre nach der gemeinsamen Verpflichtung auf Rüstungsaufwendungen, die zwei Prozent des BIP entsprechen, dieses Ziel erreicht. Insgesamt trifft dies mittlerweile auf zwei Drittel der 32 Mitglieder zu. Hingegen dürften Italien und Spanien bald zusätzlichen Druck der US-Administration zu spüren bekommen. Präsident Trump hat kürzlich fünf Prozent des BIP ins Spiel gebracht; allerdings erreicht auch sein eigenes Land (3,4) nicht diese Marke. Washingtons neuer Verteidigungsminister Pete Hegseth sowie Vizepräsident James Vance wollen an diesem Wochenende an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen und dort die Abkehr ihres Landes von Europa zementieren. Vorab teilte Hegseth am Mittwoch bereits mit, die Vereinigten Staaten würden sich an etwaigen Friedenstruppen in der Ukraine nicht beteiligen.

Die Aufmerksamkeit der Verteidigungsexperten in Washington wendet sich mehr und mehr der dramatischen Modernisierung der Volksarmee Chinas zu. Zunehmend reichten die Fähigkeiten der unterschiedlichen Waffengattungen, nicht zuletzt Pekings Marine, an die entsprechenden US-Einheiten heran, berichtet IISS-Marineexperte Nick Childs. Dabei werde auch mit unbewaffneten Schiffen sowie U-Booten experimentiert. Zwar bleibe die US-Navy insgesamt überlegen, „aber sie ist natürlich auch global verteilt“. Zudem fehle den chinesischen Streitkräften insgesamt jüngere Kriegserfahrung, weiß China-Spezialistin Meia Nouwens: „Die würden sich selbst als ungeprüft bezeichnen.“

Neue Kampfjets

Um der chinesischen Aufrüstung zu begegnen, investieren eine Reihe der Nachbarn ebenfalls erheblich in ihre Streitkräfte. Im Indopazifik vereinbarten Japan und Australien die gegenseitige Entsendung von Kampfjets. Tokio will sich außerdem mit Großbritannien und Italien am Bau des neuen Kampfjets Tempest (Sturm), im Branchenjargon GCAP genannt, beteiligen. Das Tarnkappenflugzeug soll in Koproduktion des japanischen Konzerns Mitsubishi mit BAE Systems, Rolls-Royce und MBDA auf der Insel sowie dem italienischen Unternehmen Leonardo entstehen und von 2035 an einsatzbereit sein, was IISS-Rüstungsexperte Tom Waldwyn für „ziemlich ambitioniert“ hält.

Gegenüber dem Tageblatt gab sich Waldwyn allerdings skeptisch, was eine mögliche Zusammenarbeit auf europäischer Ebene mit dem FCAS-Projekt angeht. Dieses wird von Deutschland (Airbus) und Frankreich (Dassault) unter Einschluss von Spaniens Indra Sistemas vorangetrieben und sieht neben dem Kampfjet selbst auch die Entwicklung des dazugehörigen Drohnenschwarms und einer Combat Cloud vor. Als Fertigstellungsdatum ist von 2040 die Rede. Schon wegen der unterschiedlichen Zeitrahmen sei die Zusammenlegung der beiden Vorhaben, die Airbus-Chef Guillaume Faury vergangenen Monat in einem FT-Interview anmahnte, „nur schwer möglich“, glaubt Waldwyn.