Die F-35-A ist für den Transport der amerikanischen B61-12-Atombomben ausgerüstet. In einer „Zeit radikaler Unsicherheit“ müsse seine Regierung zusätzlich in die nationale Sicherheit investieren, bekräftigte der Regierungschef.
Anders als die NATO-Verbündeten USA und Frankreich sowie die beiden anderen permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, China und Russland, verfügt Großbritannien bisher ausschließlich über strategische Nuklearwaffen. Diese sind auf vier U-Booten der Vanguard-Klasse stationiert, von denen je eines stets in den Weltmeeren unterwegs ist, und würden im Kriegsfall von amerikanischen Trident-Raketen ins Ziel befördert. Zwar verbleibt der Bau und die Wartung der Raketen in den USA, über den etwaigen Einsatz der Nuklear-Sprengköpfe aber bestimmt britischer Darstellung zufolge allein der Premierminister.
Ihre eigenen Flugzeuge mit der Fähigkeit zum Transport von Atombomben hatte die Royal Air Force (RAF) nach dem Ende des Kalten Krieges außer Dienst gestellt. Dass seine Waffengattung nun neue Prominenz erhält, stellt einen ersten Bonus für den zukünftigen Chef des Verteidigungsstabes dar. Bisher dient Air Chief Marshall Richard Knighton als RAF-Inspekteur. Er ist der erste Ingenieur in diesem Amt.
Stärkung der kollektiven NATO-Abschreckung
Die Lockheed-Jets sind bei Piloten beliebt. Die RAF verfügt bisher über Flugzeuge der Baureihe F35-B; diese können auf kürzeren Pisten starten und landen und sind deshalb für den Einsatz auf den beiden britischen Flugzeugträgern HMS Queen Elizabeth und HMS Prince of Wales geeignet. Insgesamt will das Königreich 138 F-35-Jets erwerben. Die atomar ausrüstbaren Flugzeuge sollen auf dem RAF-Stützpunkt Marham in der ostenglischen Grafschaft Norfolk stationiert werden.
Die Modernisierung der Nuklearabschreckung klang bereits zu Monatsbeginn an, als Starmer und Verteidigungsminister John Healey die neue Verteidigungsstrategie Großbritanniens (SDR) vorstellten. Die Autoren des sogenannten Strategic Defence Review beziehen sich mehrfach auf die russische Invasion in der Ukraine sowie die dauernden Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit taktischen Nuklearbomben. Das Dokument bezeichnet Russland als „unmittelbare und dringliche Gefahr“ (immediate and pressing). Das nationalkommunistische Regime Chinas stelle „eine komplexe, dauerhafte Herausforderung“ dar, nicht zuletzt wegen seiner Unterstützung Moskaus beim Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Mit der Stärkung der kollektiven NATO-Abschreckung geht die Labour-Regierung erneut einen Schritt auf seine kontinentaleuropäischen Verbündeten zu. Immer wieder betont Starmer die Bedeutung Großbritanniens für die Verteidigungsbereitschaft des NATO-Bündnisses und umgekehrt: „Unsere Sicherheit ist die Sicherheit der NATO.“
Kampfjets mit integrierten Drohnenschwärmen
Bei Luftfahrt-Fachleuten stieß der geplante Ankauf auf Zustimmung. Die A-Version des F-35 erleichtere das Training und mache es durch längere Flugzeiten produktiver, analysiert Sophy Antrobus vom Freeman-Luftfahrtinstitut am Londoner Kings College für das Tageblatt. Die Möglichkeit einer Bewaffnung mit taktischen Atombomben gebe dem Königreich „eine zusätzliche Schicht“ seiner Nuklearabschreckung, glaubt die erfahrene Kampfjet-Pilotin. Je nach Einführung der insgesamt bestellten Flugzeuge könnten die F-35 bis in die 2060er Jahre im aktiven Einsatz bleiben.
Vorangetrieben wird vom britischen Verteidigungsministerium weiterhin auch das Projekt des neuen Kampfjets Tempest (Sturm). Dem Konsortium für das Tarnkappenflugzeug mit integrierten Drohnenschwärmen gehören die britisch-amerikanische Rüstungsfirma BAE sowie der Lenkwaffenspezialist MBDA UK ebenso an wie der italienische Konzern Leonardo und Japans Industriegigant Mitsubishi. Das entsprechende Joint Venture soll noch in diesem Jahr vereinbart werden.
Damit enteilt das sogenannte GCAP-Projekt seinem europäischen Konkurrenzprogramm FCAS. Bei der dort vorangetriebenen Planung eines Kampfjets samt Drohnenschwarm und Combat Cloud liegen die Hauptpartner des Konsortiums, Frankreichs Dassault sowie auf deutscher Seite Airbus, im zuletzt auch öffentlich ausgetragenen Dauerstreit.
De Maart
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