Mittwoch19. November 2025

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KlangweltenLivealben von High Fighter, Sun O))), Armored Saints – und Bruce Springsteen

Klangwelten / Livealben von High Fighter, Sun O))), Armored Saints – und Bruce Springsteen
High Fighter – Live At WDR Rockpalast (8/10)

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Mittlerweile kann man tatsächlich wieder Konzerte besuchen. Diejenigen, die sich das schon wieder getraut haben, werden daran erinnert worden sein, was ihnen während der Pandemie fehlte. Die in der Folge vorgestellten Livewerke vermitteln einem ebenfalls ein gutes Gefühl davon, was Liveshows ausmacht: ihre besondere Energie und ihre Unmittelbarkeit.

Im August des vergangenen Jahres hatten die Hamburger Sludge-Metaller High Fighter die seltene Möglichkeit, mitten in der Pandemie ein Konzert zu spielen. Genauer gesagt war es ein TV-Auftritt für den „WDR Rockpalast“ im Landschaftspark Duisburg-Nord. Die Performance vor beeindruckender industrieller Kulisse wurde mitgefilmt – und ist auch noch in der WDR-Mediathek zu finden – und unter der Regie von Dominik Schenke für das Livealbum „High Fighter Live At WDR Rockpalast“ in erstklassiger Soundqualität aufgenommen.

Wer mit der Debüt-EP und den beiden Studioalben der 2014 gegründeten Band um Sängerin Mona Milluski noch nicht vertraut ist, kann sich hiermit einen guten Eindruck von deren dynamischem Sludge-Metal verschaffen. Der profitiert davon, dass Miluski stets zwischen melodiösem Gesang und Schreien abwechselt.

Der „Rockpalast“-Auftritt war für die Band ein Lichtblick in einer von der Pandemie gezeichneten Zeit. Er markiert zudem eine Zäsur in der Geschichte von High Fighter, denn Gitarrist Christian „Shi“ Pappas ist mittlerweile ausgestiegen.

Sunn O))) – Metta, Benevolence. BBC 6Music: Live On The Invitation Of Mary Anne Hobbs (10/10)
Sunn O))) – Metta, Benevolence. BBC 6Music: Live On The Invitation Of Mary Anne Hobbs (10/10)

Die Drone-Metal-Meister Sunn O))) gaben indes kein Livekonzert im eigentlichen Sinne. Sie wurden im Oktober 2019, als die Welt noch in Ordnung schien und sie gerade ihre Großbritannien-Tour abgeschlossen hatten, von der „BBC 6Music“-Moderatorin Mary Anne Hobbs ins Studio 4 des BBC-Gebäudes Maida Vale eingeladen, um ein Radiokonzert ohne Publikum zu spielen. So rückten die Sunn O)))-Macher Stephen O’Malley (Gitarre, Moog Synthesizer) und Greg Anderson (Gitarre, Sequenzer) mit viel Equipment, aber natürlich ohne Schlagzeug, und mit ihren Livemusikern Tos Nieuwenhuizen (Moog-Synthesizer), Stephen Moore (Posaune, Synthesizer) und Tim Midyett (Bass, Synthesizer) an.

Sie spielten nur drei Lieder, jedoch erstrecken sich „Pyroclasts F“, „Pyroclasts C#“ und „Troubled Air“ über insgesamt 62 Minuten. Es dröhnt, flirrt und fiept fortwährend. Einen Ton anzuspielen und für eine gefühlte Ewigkeit durch den Raum schweben zu lassen, das ist die große Kunst von Sunn O))).

Bei den ersten beiden Songs, beide je um die 15 Minuten lang, ist auch Anna von Hausswolff zu hören, die das Vorprogramm ihrer UK-Tour bestritten hatte. Sie erhebt ihre majestätisch-sakrale Stimme und bedient einen sogenannten Nord-C2D-Synthesizer. Dies mal live erfahren zu können, muss beeindruckend sein. Schon der Zuhause-Genuss dieses „Metta, Benevolence. BBC 6Music : Live On The Invitation Of Mary Anne Hobbs“ getauften Albums, lässt einen vor Ehrfurcht erstarren und die Zeit still stehen.

Armored Saint – Symbol Of Salvation: Live (9/10)
Armored Saint – Symbol Of Salvation: Live (9/10)

Die US-Metaller Armored Saint feiern das 30. Jubiläum ihres großartigen Studioalbums „Symbol Of Salvation“ mit „Symbol Of Salvation: Live“. Der Livemitschnitt des kompletten Albums entstand anno 2018 vor Publikum im New Yorker Gramercy Theatre. Das entsprechende Studioalbum erschien im Mai 1991 und war das vierte der Band und zugleich das erste mit Gitarrist Jeff Duncan. Er war der Nachfolger des ein Jahr zuvor an Leukämie verstorbenen Gründungsmitglieds Dave Prichard. „Symbol Of Salvation“ ist auch aus heutiger Sicht eines der stärksten Alben des Quintetts aus Los Angeles, was diese exzellente Liveversion unterstreicht.

Duncan, sein Gitarrenkollege Phil Sandoval, Bassist Joey Vera und Schlagzeuger Gonzo Sandoval harmonieren bestens und spielen John Bush die Bälle zu. Der ist immer noch einer der besten lebenden Metalsänger (siehe „Dropping Like Flies“ oder „Symbol Of Salvation“). Und es ist nach wie vor nicht nachzuvollziehen, warum dessen Zeit bei Anthrax (von 1992 bis 2005 und von 2009 bis 2010) immer noch in einem viel zu schlechten Licht dargestellt wird.

Als Bonus gibt es zu dem Live-Feuerwerk fünf Demosongs aus den damaligen „Symbol Of Salvation“-Aufnahmesessions mit Prichard. Dabei handelt es sich um „Songs, die es nicht auf die Platte geschafft hatten, die aber immer noch einen gewissen Vibe haben und auf denen Dave spielt, was sie zu etwas Besonderem macht“, so Bush.

Bruce Springsteen – The Legendary 1979 No Nukes Concerts (9/10)
Bruce Springsteen – The Legendary 1979 No Nukes Concerts (9/10)

Von Bruce Springsteen erschien dieser Tage ein teils bis dato unveröffentlichter Archiv-Konzertmitschnitt namens „The Legendary 1979 No Nukes Concerts“. Springsteen und seine E Street Band traten seinerzeit im Rahmen der „MUSE Benefit Concerts“ im New Yorker Madison Square Garden auf. Also genau ein Jahr, bevor sie mit dem Doppelalbum „The River“ erstmals in den USA auf Nummer eins landeten.

Die Stimmung im Saal ist unbeschreiblich – gerade aus heutiger Sicht (Stichwort: Corona). Zudem waren Springsteen & Co. in absoluter Spiellaune und sprühten vor Energie. Sie bescherten ihren Fans den Hit „Born To Run“ und auch das Cover des berühmten Evergreens „Stay“ von Maurice Williams And The Zodiacs inklusive Gastauftritten von Jackson Browne, Tom Petty und Rosemary Butler. Obendrein gaben sie die damals unveröffentlichten Songs „The River“ und „Sherry Darling“ zum Besten. Wie gerne wäre man dabei gewesen. Immerhin, der Doppel-CD-Version liegt ein 90-minütiger Konzertfilm als Blu-ray oder DVD bei. (Kai Florian Becker)