Samstag8. November 2025

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COP26Letzte Chance für den Klimaschutz? Die Weltklimakonferenz im Überblick

COP26 / Letzte Chance für den Klimaschutz? Die Weltklimakonferenz im Überblick
Ein Boot auf den Everglades in Florida: Auch diese Wildnis ist bedroht  Foto: AFP/Chandan Khanna

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In Glasgow treffen sich die Staaten zur Weltklima-Konferenz. Die Herausforderungen sind groß, die Erwartungen klein.

Lange haben viele den Klimawandel nicht ernst genommen. Doch seit auch in Europa Wetterextreme wie besonders heiße Sommer und Flutkatastrophen zunehmen, ist das Thema weithin angekommen. Und die Lage ist ernst: 2020 war weltweit das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Eine Erhöhung der mittleren globalen Temperatur um 1,5 Grad bis zum Jahr 2040 ist kaum noch zu vermeiden, fürchten Experten.

Was ist das Problem beim Klimawandel? Wenn es nicht gelingt, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, droht eine Zunahme von Hitze und Dürren, von Nahrungsmittelknappheit und Hunger, von Überflutungen. Die größte Sorge gilt den Kipppunkten, wenn die Erderwärmung zu plötzlichen, unumkehrbaren Entwicklungen führen würde. Solche Kipppunkte wären zum Beispiel, wenn das arktische Meereis schmilzt, wenn die Permafrostböden tauen und die in ihnen gebundenen gewaltige Mengen an Kohlendioxid oder Methan freisetzen, oder wenn gar der antarktische Eisschild schmilzt.

Wer sind die größten Klimasünder? Das kommt darauf an, wie man es misst. Schaut man auf den absoluten Ausstoß an Kohlendioxid (CO2), ist China der größte Sünder – weit vor den USA, Indien und Russland. Und während viele Länder aus der Kohle aussteigen wollen, baut das bevölkerungsreichste Land der Welt immer neue Kraftwerke: Aktuell sind über 200 Kraftwerke in Planung oder Bau. Auch in Indien, dem zweitbevölkerungsreichsten Land, setzt man weiter voll auf Kohle. Als erstes EU-Land folgt Deutschland auf Platz sechs. Gemessen am Pro-Kopf-Ausstoß sind arabische Länder wie Saudi-Arabien die größten Sünder, aber auch Australien und die USA. Hier liegt China noch weit hinter Deutschland.

Was ist die Weltklimakonferenz? Die Weltklimakonferenz tritt jährlich zusammen, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen debattieren rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. COP steht kurz für „Conference of the Parties“, also die Konferenz der Parteien – gemeint sind jene Staaten, die die sogenannte Klima-Rahmenkonvention unterschrieben haben. Dieses Jahr trifft man sich in Glasgow zum 26. Mal – daher COP26. Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an – nicht nur Regierungsvertreter, sondern auch Tausende Journalisten und Klimaschutzaktivisten.

Was soll die Konferenz für den globalen Klimaschutz bringen? Erklärtes Ziel ist es, die Weltgemeinschaft auf den Pfad von 1,5 Grad Erderwärmung zu bringen. Das bedeutet jedoch gewaltige Anstrengungen, wenn man bedenkt, dass Klimaforscher bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine Erwärmung um 1,1 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter berechnet haben. Bliebe es bei den aktuell zugesagten Klimaschutzplänen, steuert die Erde Experten zufolge auf eine Erwärmung von knapp drei Grad zu. Das hätte fatale Folgen für Hunderte Millionen Menschen weltweit.

Welche Dinge werden verhandelt? In der Abschlusserklärung, die für den 12. November geplant ist, soll bestenfalls festgehalten werden, wie die Staatengemeinschaft konkret auf den 1,5-Grad-Pfad kommen will. Doch dass Regierungen in Glasgow quasi spontan ehrgeizigere Klimaschutz-Ziele zusagen, ist unwahrscheinlich. Zudem geht es um die Finanzierung der Maßnahmen. Die reichen Länder und Entwicklungsbanken haben zwar vor Jahren versprochen, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar dafür zu mobilisieren. Diese Summe wird nun aber wohl erst 2023 erreicht, wie Vertreter von Deutschland, Kanada und Großbritannien diese Woche mitteilten. Das sorgt vorab für Frust bei etlichen Entwicklungsländern – und gilt schon jetzt als Hypothek für das Treffen in Glasgow.

Wo liegen die größten Knackpunkte? Grundsätzlich geht es um die Verteilung von Lasten und Chancen. Was hilft es, wenn Deutschland oder Australien aus der Kohle aussteigt, aber China und Indien mehr denn je auf Kohle setzen? Und darf der Westen, der selbst durch massive Nutzung der Kohle groß geworden ist, jetzt Schwellenländer um ihre Wachstumschancen bringen? Besonders der Emissionshandel wird als kritischer Punkt gesehen. Dabei geht es um den Artikel 6 des Pariser Abkommens, der die Zusammenarbeit beim Klimaschutz zwischen Staaten oder zwischen Unternehmen und Staaten regelt. Umstritten ist noch, wer sich Minderungen beim Ausstoß von Treibhausgasen anrechnen darf, um Doppelbuchungen und damit eine Verfälschung des tatsächlichen Fortschritts auszuschließen. Auch beim Thema Atomkraft dürfte es viele  Debatten geben.