Dienstag4. November 2025

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Olympische Winterspiele„Let the games begin“: Team Lëtzebuerg ohne positiven Test im Olympiadorf angekommen

Olympische Winterspiele / „Let the games begin“: Team Lëtzebuerg ohne positiven Test im Olympiadorf angekommen
Die ersten Hürden bei der Einreise in Peking hat das Team Lëtzebuerg überstanden und ist inzwischen im Olympiadorf in Yangyin angekommen Foto: dpa/Michael Kappeler

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Der Aufwand hat sich gelohnt, vor der Eröffnung der XXIV. Olympischen Winterspiele in Peking am Freitag haben sich einige tiefe Sorgenfalten beim Team Lëtzebuerg geglättet und die nervöse Anspannung ist einer konzentrierten Vorfreude gewichen: Das komplette fünfköpfige Alpin-Team hat sich im „closed loop“ des alpinen Olympiadorfs in Yangyin eingerichtet und mit der sportlichen Vorbereitung angefangen.

Dass diese erste Hürde trotz aller Vorsichtsmaßnahmen keine einfache ist, hat am samstäglichen Reisetag des COSL-Teams eine Meldung der chinesischen Organisatoren belegt: 36 weitere Tests waren positiv ausgefallen, darunter zum Beispiel auch der österreichische Bob-Anschieber Markus Sammer. Und das, obwohl die Wintersportnation beim freitäglichen Charterflug die Langläuferin Teresa Stadlober, Alpine Katharina Gallhuber und Bobpilotin Katrin Beierl vorsichtshalber und vorläufig zu Hause gelassen hatte, da die Werte ihrer PCR-Tests zu sehr geschwankt hatten.

Inklusive der Anreisenden vom Samstag hat es seit dem 23. Januar bereits 139 Corona-Fälle gegeben, darunter auch ARD-Sportjournalist Claus Lufen. Dabei hatte der 55-Jährige zusätzlich zu den zwei vorgeschriebenen einen weiteren PCR-Test und auch unmittelbar vor Abflug einen Schnelltest gemacht. Zwar berichtet er, dass alle sehr freundlich seien, er aber trotzdem mit einem „mulmigen Gefühl“ von drei Vermummten (in kompletter Schutzkleidung) abgeholt und mit dem Krankenwagen direkt ins Quarantänehotel mit seinem 15-Quadratmeter-Zimmer gefahren worden sei. Angesichts der Gefahr, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen von einem positiven Test auch ohne Symptome für voraussichtlich fünf bis sieben Tage von den Spielen isoliert zu werden, fällt er ein vernichtendes Urteil: „Diese Olympischen Winterspiele hätten unter diesen Bedingungen nicht stattfinden dürfen und um ein Jahr nach hinten verschoben werden müssen.“

„Closed loop, here we are“

Am Sonntag hatte sich vor dem Abendessen Missionschef Heinz Thews kurz aus dem Olympiadorf gemeldet und gemeint: „Alle da. Jetzt auf die Testergebnisse warten, dann können wir alles einräumen … und mit der Vorbereitung loslegen.“ In Corona-Zeiten ist manches anders und erst galt es, in die „Olympiablase“ zu kommen, bevor die eigentlichen, üblichen „Probleme“ der direkten Olympiavorbereitung anstehen: sich akklimatisieren, die Zeitumstellung von sieben Stunden bei diesen Spielen, Trainingsslots buchen und sich bei den Trainings auf die Piste und den ungewohnten, hundertprozentigen Kunstschnee einstellen.

Für die direkte alpine Vorbereitung ist Teamchef Gilles Osch zuständig, der sich kurz nach Heinz Thews zuversichtlich meldete: „Wir sind nach dem PCR-Test am Flughafen noch in einer sechsstündigen Quarantäne, isoliert in unseren Wohnungen im Olympiadorf und warten auf eine Bestätigung von fünf negativen Ergebnissen. Wir profitieren von der Zeit, um uns in unserem wirklich schönen Quartier zu installieren. Die Unterbringung ist sehr gut, auch die Anreise mit den vielen Formalitäten und Sicherheitsmaßnahmen ist ’tiptop’ und freundlich verlaufen. Ein erster Eindruck vom Olympischen Dorf ist auch sehr positiv.“ Noch in derselben Textnachricht brach er plötzlich in Freude aus: „Jetzt auf der Sekunde habe ich die Bestätigung erhalten, dass wir also alle negativ sind … Closed loop, here we are!!!“

Im Vorfeld hatte er sich sehr zuversichtlich gezeigt, dass im Olympiadorf eine ziemlich optimale Vorbereitung folgen wird. Selber musste er dabei einen Seiltanz wagen, denn mit einigen notwendigen Erledigungen und Vorbereitungen im Vorfeld, aber vor allem der Notwendigkeit, seine mittelständische Firma auf eine 14-tägige Abwesenheit des Chefs vorzubereiten, war keine völlige Isolation möglich. Die Ehefrau von Heinz Thews konnte sich hingegen über weniger Bürostunden (und mehr Homeoffice) ihres Mannes direkt vor den Spielen freuen, musste dagegen aber etwa auf Essen auswärts verzichten. Die privat schwierige Situation für viele Sportler, aber noch mehr die Offiziellen erklärte denn auch der Bundestrainer der Kombinierer, Herrmann Weinbuch, der Deutschen Presse-Agentur: „Ich habe Kinder. Ich weiß gar nicht, ob ich sie umarmen oder in die Schule schicken darf. Soll ich von Zuhause weg und ins Hotel ziehen, damit da keine Ansteckung passiert? (…) Die Belastungen sind sehr, sehr hoch – auch für uns Trainer. Wenn ich sechs Wochen meine Familie nicht sehe, wird es ein bisschen schwer von der Kraft her.“

Vorsicht weiter geboten

Auch hier liegt ein Vorteil des kleinen und familiären Team Lëtzebuerg. Ohne, wie bei manch anderen Sportlern, noch wichtige Wettbewerbe an diesem Wochenende zu haben, ist man bewusst früh angereist. Neben dem sehr erfahrenen Missionschef Heinz Thews für die „olympischen Belange“ ist es ein eingespieltes, kompetentes Alpin-Team mit dem Trainer Patrick Empatz-Colomb, dem früheren Rennläufer und Physiotherapeuten Geoffrey Osch sowie Co-Trainer und Serviceman Gilles Osch, in das sich auch Gwyneth ten Raa nahtlos einfügen wird. Die 16-jährige Senkrechtstarterin kennt man schließlich seit ihren Anfängen. Noch im Oktober, ohne dabei an eine so rasche Olympiateilnahme zu glauben, waren alle zusammen auf einem FLS-Lehrgang.

Mit der übersichtlichen Größe, aber durch die zweite Sportlerin mit einer weiteren Akkreditierung, einem zweiten Trainer im Vergleich zur Olympiapremiere von Matthieu Osch in Pyeongchang 2018, kann man das Risiko eines positiven Tests im Olympiadorf klein halten, ist aber gleichzeitig groß genug, um nahezu alle Bedürfnisse und Aufgaben auch beim eigenen Training selber erledigen zu können. Vorsicht ist nämlich auch im strengen „closed loop“ noch nötig: Von den am Samstag gemeldeten 36 positiven Tests stammten sieben aus den drei Olympiadörfern. Dabei haben die Organisatoren in Absprache mit den Gesundheitsbehörden den CT-Wert sogar vom in China üblichen 40 auf das weniger kritische 35 gesenkt. Allerdings werden Testergebnisse zwischen 35 und dem bisherigen Schwellenwert eine Woche lang wie „nahe Kontakte“ von Positiven behandelt. Das heißt, dass sie in ihren Unterkünften in Isolation müssen, alleine essen und nur alleine in Sonderfahrzeugen zum Training können. Dafür bleibt ihnen aber wenigstens ihr olympischer Traum erhalten: sich mit den Weltbesten beim größten Sportfest der Erde messen zu können.

Ob diese XXIV. Olympischen Winterspiele von Peking später als Erfolg angesehen werden, wird wohl vor allem davon abhängen, wie viele von den Weltbesten in den nächsten beiden Wochen über die Corona-Hürde stolpern – das heißt, ob es, wie die Tagesschau schrieb, „wegen Corona – Olympische Glücksspiele in Peking“ werden oder, wie bereits in Tokio, „nur“ einige wenige Medaillenfavoriten ihre Ambitionen in der Isolation begraben müssen.